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Endlich mal ein kluger Burka-Text!

Hasnain KazimDienstag, 02.03.2021

Wenn ich in deutschsprachigen Medien schon "Burka" in der Überschrift lese, ahne ich, dass es sich meist kaum lohnt, weiterzulesen. Die Burka wird von Politikerinnen und Politikern in Deutschland (und auch in Österreich und der Schweiz) – und leider auch von Journalistinnen und Journalisten – immer wieder missbraucht, um Stimmung gegen "die Muslime" zu machen. Das Thema wird aufgebauscht, als würden Tausende, ach was, Millionen Frauen hier in Burka herumlaufen.

Es wird Wahlkampf gemacht auf dem Rücken von Frauen, ohne dass irgendjemandem von denen, die diesen Wahlkampf betreiben, wirklich etwas am Wohl dieser Frauen gelegen ist. Das ist, was mich nervt. Zudem wird alles in einen Topf geworfen: Kopftuch, überhaupt konservative Kleidungsstil, Patriarchat, Burka, Islam. Auch das nervt. Und wenn dann eine weiße Journalistin sich in Kleinkleckersdorf eine Burka überwirft, um anschließend darüber einen "Erfahrungsbericht" zu schreiben – uff!

Dabei ist eine Burka natürlich kritikwürdig. Und zwar nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sondern generell – also auch und vor allem in Afghanistan, Pakistan et cetera.

Die Journalistin Andrea Spalinger bringt das in diesem Text gut auf den Punkt. Sie selbst hat Burka tragen müssen, aber nicht aus Gründen der "Selbsterfahrung", sondern weil sie dazu als Korrespondentin, die unter anderem auch aus Afghanistan berichtete, mehr oder weniger gezwungen war.

Auf all meinen Reisen in den Süden Afghanistans habe ich keine Frau getroffen, die ihre Burka gerne trug. Meine Gesprächspartnerinnen träumten alle davon, unbeschwerter leben zu können. Im Westen gibt es vereinzelte Musliminnen, die für das Recht auf Ganzkörperverhüllung kämpfen. Der Kontext ist hier ein völlig anderer. Die Burka – oder in den meisten Fällen der Nikab – wird zum Symbol der Auflehnung gegen die säkulare Mehrheitsgesellschaft. In Afghanistan hingegen bedeutet sie sozialen Zwang. Frauen verhüllen sich im Süden, weil es die Taliban oder konservative politische und religiöse Machthaber verlangen.

Der Text erscheint vor dem Hintergrund der "Burka-Initiative" in der Schweiz, über die am 7. März abgestimmt wird. Spalinger beschreibt das Thema aber – richtigerweise – aus afghanischer Perspektive.

Als Erstes fiel mir auf, dass auf den Strassen dieser trockenen Wüstenstadt [die Rede ist von Kandahar; Anm. H. K.] kaum Frauen zu sehen waren, und wenn, dann waren sie nicht mehr als anonyme blaue Flecken. Frauen konnten das Haus in dieser Gegend nur wenn absolut nötig und in männlicher Begleitung verlassen. Ob eine Frau alt, jung, selbstsicher, verängstigt, glücklich oder todtraurig war, sah man ihr nicht an. Man konnte es höchstens an ihrer Haltung oder ihrem Gang zu erahnen suchen.

Spalinger setzt sich kritisch mit der Burka und der dahinter steckenden Ideologie auseinander, ohne ihren warmherzigen Blick auf die Menschen, über die sie schreibt, zu verlieren. Sie trifft den richtigen Ton für ihre – notwendige – Kritik. Im üblichen "Burkaverbot!"-Geschrei ist der richtige Ton leider selten.

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Kommentare 1
  1. Anne Hahn
    Anne Hahn · vor 3 Jahren

    Danke für den Tipp, was für ein emphatischer, selbstironischer und aufschlussreicher Text!

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