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Medien und Gesellschaft

Wieso? Dieser? Präsident?

Gabriel Koraus

•Ausbildung als Sinologe und Religionswissenschaftler
•Arbeit in der Outdoorbranche mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung in globalen Lieferketten

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Gabriel KorausMontag, 28.09.2020

Es dürfte fast kein Moment in den letzten 4 Jahren vergangen sein, ohne dass ich mir angesichts innen- und außenpolitischer Nachrichten aus den USA diese Frage gestellt hätte. Eine zugegebenerweise nicht besonders originelle Frage, wer hat sie sich nicht schon tausendmal gestellt? 

Wie kann es sein, dass ein großer Teil der US-amerikanischen Bevölkerung einen Mann ins ehedem wichtigste Amt der Welt wählt, der offensichtlich unzuverlässig, unverantwortlich und unzurechnungsfähig ist? Der Fakten willkürlich als Fake klassifiziert und willkürliche Behauptungen als Fakten behandelt? Der eine Entwicklung entscheidend mitprägt, in deren Folge die eigentliche Basis rationaler und unabhängiger Entscheidungs- und Urteilsfindung nachhaltig unterminiert wird? Der Hass säht und Propaganda als rhetorisches Mittel in diversen Diskursformationen re-etabliert? 

Dieser - leider nicht mehr freigeschaltete Text - gibt eine konzise, dennoch komplexe Antwort. 

Trump ist eine Marke, amerikanisch: "a brand". 

Dieser bereits im US-Profisport in den letzten Jahren intensiv zu beobachtende Trend ist die Folge eines obsessiv zur Anwendung gebrachten Selbst-Marketings. Eine offiziell inszenierte Profilneurose, die im Amerika des 21. Jh. nicht nur möglich ist, sondern in vielen Bereichen der Gesellschaft aktiv im Sinne der Selbstoptimierung propagiert wird - und das nicht nur von Erzrepublikanern und Neokon-Kapitalisten. Der Mensch wird zum Produkt, zum kommerziellen Konsumgut, bzw. er macht ich selbst dazu. Freiwillig.

Denn diese Operation potenziert die möglichen kollektiven Resonanzeffekte und reduziert mögliche Kritikansätze, indem es die Ebene der Bewertung verlagert. Weg von intersubjektiv verifizierbaren, distinkt artikulierten und abstrakt legitimierten Urteilskriterien hin zu affektiver, intentionaler Persuasion. Trump ist der Master-Persuader.   

Lächerlich erscheinen Einwände gegen Trump, welche die Erosion demokratischer Werte und die Zerstörung  konstruktiver Debattenkultur durch seine Aktivitäten beklagen. Solcherlei Geheule taugt nur noch für Klampfe und Lagerfeuer. Es sind hohle Phrasen angesichts eines Mannes, der es geschafft hat, die komplette Bewertungsskala seines Handelns, zumindest bei seinen Anhängern, auf die Mikroebene zu verlagern. Was zählt Abstraktion und Deduktion, was nützt komplexe Analyse wenn dieser Mann einfach Eier hat? Unabhängig und unkontrolliert ist? Sagt und macht, was er denkt? 

Es geht um Trump und nur um Trump und nicht um moralische Konsequenzen, diskurstheoretische Ableitungen, kulturelle Spätfolgen und holistisch-epistemologische Spekulationen. Semantische Kategorien und Konzepte werden zu Platitüden angesichts inhärenter Ängste, Ausgrenzungsreflexe, institutioneller Derepräsentation und erlebter Minderprivilegierungen, welche durch Trumps Getwitter getriggert werden. 

Plausibel wird das Vorhandensein einer solch apodiktischen Geisteshaltung bei so vielen Menschen im Land vor dem Hintergrund der tiefen Polarisierung und Pauschalisierung nordamerikanischer Denk- und Debattenkultur, die auch früher schon nicht allzuviel Raum ließ für Differenzierung, Relativierung und dem Zulassen von Widersprüchlichkeiten. Der Rekurs über den Antikommunismus seit der 50er Jahre ff. bis zu einflussreich-einseitigen Diskursadepten wie Ronald Regan und Newt Gingrich überzeugt. 

Und nun? Quo Vadis und Co.? 

Wir werden sehen, aber die von Trump erreichte und praktizierte Immunisierung gegen rationale Kritik auf Basis einer systematisch nonkonformen Selbstabsorbierung gibt hilfreiche Einblicke in eine kommunikative und kognitive Praxis, die auch hier in Deutschland zunehmend mehr Relevanz erhält. 



Wieso? Dieser? Präsident?

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Kommentare 2
  1. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    Ich lese gerade das Buch "On Press" und da werden auch einige der historischen Hintergründe gut ausgeführt.

    McCarthys Antikommunismus führte zu kritischerem und interpretativen Journalismus.

    Nixon und Agnew holen später zum Gegenschlag aus und Etablieren die Feindschaft zur Presse und die Idee des liberal bias. Außerdem entsteht unter Ihnen und in Zusammenarbeit mit Roger Ailes die erste Idee von etwas, das später Foxnews werden wird.

    Yada yada yada

    Donald Trump

    😅

    1. Gabriel Koraus
      Gabriel Koraus · vor mehr als 3 Jahre

      Danke für den Buchtip!

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