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Pop und Kultur

Deutschland, dekolonisiere deine Hochkultur!

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch lebt und arbeitet in Peking und Berlin und schreibt regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, China Table, RADII, Fluter und die Berliner Morgenpost. Er interessiert sich vor allem für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees.

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Fabian PeltschSonntag, 05.07.2020

"Lasst uns nicht mehr fragen, was die Musik der Welt für uns tun kann, sondern lasst uns überlegen, was wir für die vielen Musiken unseres Planeten tun können", schlussfolgert der renommierte Komponist, Kurator und Kulturtheoretiker Sandeep Bhagwati in diesem klugen, eloquenten und persönlichen Essay, den man mit seinen 67.000 Zeichen wohl auch als Rundumschlag bezeichnen könnte – gegen die Vorurteile, die Kurzsichtigkeit, die Arroganz und den Alltagsrassismus, mit denen die sogenannte Hochkultur im Westen trotz gutem Willen noch immer mit Musik aus anderen Traditionen und Kulturkreisen umgeht.  

Bhagwati beginnt seinen Text mit der Feststellung, dass unter deutschen Musiktheoretiker*innen insgeheim die Auffassung weit verbreitet sei, dass die europäisch-westliche Musik schlicht die am weitesten entwickelte sei – "das historische Endergebnis eines wachen, aufgeklärten, universellen Musikforschens", neben dem alle anderen Arten schlussendlich nur "verblühte Zweige am Baum der musikalischen Evolution" sind. Dass eine "eurologische" Musiksprache oft unhinterfragt als "lingua franca" angesehen wird, habe gehörig mit der europäischen Kolonialgeschichte zu tun, sagt Bhagwati. Für Musikhochschulen, Konzerthäuser und Kuratoren sei es "noch ein gutes Stück Weg bis zu einer wirklichen, alltagswirksamen, unaufgeregten Dekolonisierung – und zu einer Musikpraxis, die sich wirklich in eine »Musik der Welt« einlauschen wollte". Das gelte genauso für die sogenannte »Neue Musik«, die als Avantgarde-Versprechen "für die gesamte Menschheit" angelegt war, jedoch bis heute vor allem einen tradiert europäisch-amerikanischen Anti-Traditionalismus spiegelt. 

Bhagwati plädiert deshalb unter anderem dafür, unseren Konzertbegriff organisatorisch und konzeptuell zu überdenken, für eine "gleichberechtigte ästhetische Präsenz verschiedenster Musiktraditionen in unserem kulturellen Bewusstseinsraum": 
Kurioserweise sind allerdings gerade jene Veranstalter*innen, die Musik aus nicht-europäischen Kontexten präsentieren, in dieser Hinsicht oft die konservativsten: Oft kleben diese Veranstaltungen bis zur Karikatur an den Konzertritualen und Konzertsälen der hiesigen klassischen Musik.

Wir sollten Musik statt als Objekt eher als "eine Aktivität, ein Werdendes" verstehen, meint Bhagwati. Die europäisch-nordamerikanische Musikszene müsse sich dabei selber wieder ins Weltgeschehen einordnen und verstehen, dass sie zwar über viele Jahrzehnte einen großen dominanten Part im Orchester der Weltmusik spielen durfte, dass aber jetzt die Zeit gekommen ist, anderen zuzuhören und deren Part hörbar werden zu lassen.


Es lohnt sich, diese Betrachtungen mehrmals zu lesen. Eine mit 16.000 Zeichen kürzere, aber ebenso klar formulierte Version des Textes findet sich hier.

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