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Pop und Kultur

Das brutale Genie der Bonsai-Kunst

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch lebt und arbeitet in Peking und Berlin und schreibt regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, China Table, RADII, Fluter und die Berliner Morgenpost. Er interessiert sich vor allem für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees.

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Fabian PeltschDonnerstag, 17.11.2022

Wie viele Menschen seiner Generation hat Ryan Neil zum ersten Mal durch die Karate-Kid-Filme von Bonsaibäumen gehört. Aufgrund einer Verletzung musste der Amerikaner seine vielversprechende Sportlerlaufbahn abbrechen und war auf der Suche nach einem neuen Hobby. Dass die Aufzucht der Miniatur-Bäume ihn eines Tages in traumatische Abgründe führen würde, konnte er damals nicht ahnen.

Nach der Schule bewirbt sich Neil beim japanischen Bonsai-Meister Masahiko Kimura um einen Ausbildungsplatz. Kimura gilt unter Züchtern als Jahrhundertgenie, als ein Picasso, der die jahrtausendealte Kunstform zerschmettert und mithilfe von Elektrowerkzeugen neu zusammengesetzt hat. Er formte die Bäume nicht nur, er gab ihnen eine Seele, erinnert sich Neil in diesem Artikel im New Yorker. 

When you look at a traditional bonsai tree, you can climb into it with your eyes and feel the peace of a late-summer afternoon, or the bright chill of a morning sea breeze. When you look at a Kimura tree, you enter a whirlwind. The tree moves in ways your eye cannot follow, leaving you dazed and a bit uneasy. 

Der wunderbar geschriebene Long-Read von Robert Moor folgt mehreren Strängen. Zum einen erzählt er die faszinierende Geschichte der Bonsai-Kunst, die taoistischen und buddhistischen Mönchen einst zur Kontemplation diente. Zum anderen erzählt er die Geschichte von Meister Kimura, dessen Unterrichtsstil eher dem brutalen Pai Mei aus Kill Bill als der stillen Disziplin von Mr. Miyagi aus Karate Kid gleicht. Über amerikanische Züchtungen soll der Bonsai-Papst, der Kette raucht und Sportwagen fährt, gesagt haben, sie seien "wie Maden auf dem Boden einer Toilette". 

Der dritte Strang handelt von Neil, der bei Kimura sechs Jahre durch die härteste Schule geht. Sieben Tage die Woche arbeitet er von acht Uhr morgens bis elf Uhr nachts. Er wird drangsaliert und vor den anderen Lehrlingen niedergemacht, die wiederum zusätzlich ihren Frust an ihm auslassen. Nachdem er zunächst nur die Böden schrubben und Putzlumpen waschen darf, lernt er unter Aufbringung höchster Widerstandskraft, seine eigenen Ideen umzusetzen. Kimura gibt ihm niemals Komplimente. Nur hinter seinem Rücken gibt er Jahre später zu, dass Neil einer der besten Schüler war, die er je hatte. 

Zurück in den USA baut Neil seinen asymmetrischen Stil an heimischen Arten wie der Gelb-Kiefer aus. Heute sagt er, Kimura habe in ihm mit all seiner Härte den "spirituellen Aspekt" der Bonsai-Kunst aufgezeigt. Er habe ihn aber auch mental so kaputtgemacht, dass er noch immer zum Therapeuten gehen muss, um die Zeit bei dem japanischen Meister aufzuarbeiten. Sein Schicksal vergleicht Neil mit einem Baum, der den widrigsten Wetterlagen ausgesetzt war:

A young tree tends to be symmetrical, with an upright posture and no scars. “All of a sudden, boulders fall on it, snow crushes it, wind rips its branches off,” Neil said. “The older it gets, the more asymmetrical it gets, because of the random acts and events that the natural environment is imposing on the tree. Humans are virtually no different.


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