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Pop und Kultur

Disney stellt sich dem vorhandenen Rassismus in alten Filmen

Dorothea Tachler
Musikerin

Spielt und singt in Bands und macht Musik für Filme.
Ihre eigenen Bands heissen My Favourite Things und Hunki Dori.
Sammelt und verteilt Lieder und Artikel in München, Berlin und New York.

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Dorothea TachlerSamstag, 06.02.2021

Die Rassismus-Debatte hat endlich auch Disney ereilt und nun hat der Konzern Schritte eingeleitet. Denn in einigen alten Disney Filmen gibt es rassistische Darstellungen. Gerade bei Klassikern wie z. B. „Dumbo“, „Peter Pan“, „Aristocats“ und „Das Dschungelbuch“ werden amerikanische Ureinwohner und Menschen mit asiatischem oder afrikanischem Hintergrund karikiert und zu lächerlichen Stereotypen reduziert. Diese Filme werden nun nicht mehr auf ihrem Kanal Disney+ gestreamt, und sollen Kindern höchstens unter Aufsicht eines Erwachsenen gezeigt werden, der dies erklären kann. Den Filmen wurde auch folgender Warnhinweis hinzugefügt: „Dieses Programm enthält negative Darstellungen und/oder eine nicht-korrekte Behandlung von Menschen oder Kulturen. Diese Stereotype waren damals falsch und sind es noch heute.“ Letzten Herbst gründete Disney „Stories Matter“, eine Website und Bewegung, die diese Themen konkret anspricht und Beispiele aufzeigt – außerdem wollen sie in einer großen Aktion ihre Vergnügungsparks auch dementsprechend verändern und rassistische Darstellungen entfernen. 

Natürlich gab es rassistische Darstellungen nicht nur in Disney-Filmen, die Liste ist viel zu lang. Und manchmal ist sogar nur die deutsche Synchronisation rassistisch: So hat die deutsche Schauspielerin Thelma Buabeng es geschafft, dass Netflix den Film "Kevin – Allein in New York" (1992) neu synchronisieren lässt, da rassistische Wörter fallen. Auch wer sich z. B. mal wieder „Frühstück bei Tiffany“ ansieht wird entsetzt sein: ein Asiate wird auch als stereotypische Karikatur dargestellt und von dem weißen Schauspieler Mickey Rooney gespielt. 

Disney stellt sich dem vorhandenen Rassismus in alten Filmen

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Kommentare 9
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

    Bist du wirklich entsetzt, wenn in einem Film aus den 50ern so eine Szene kommt? Ich habe erst unlängst wieder Frühstück bei Tiffany angeschaut und mir gedacht "gut, dass so ein Rotz so nicht mehr gemacht wird". Es verleidet mir nicht den ganzen Film (er ist eh doof und nur bekannt, weil sie so spektakulär ist). Anders übrigens als bei Hitchcocks "der Mann, der zu viel wusste", wo James Stewart seine geliebte Ehefrau Doris Day durch den ganzen Film hindurch so unfassbar herablassend und als unmündig behandelt, dass man wirklich nicht zusehen mag...ich habe dann die ganze Zeit empört kommentiert, bis eine Tochter sagte "Papa, wir wissen schon, dass das alter Scheiss ist".

    Und jetzt das Dschungelbuch...mir stellen sich erst mal die Haare auf. Ich vermag nicht zu sagen, was das zeitgenössisch für Assoziationen im Gepäck hatte. Ich sehe einen Film, in dem überhaupt nur ein Mensch wirklich vorkommt. Ein lebensfroher Film über Freundschaft und Treue und auch über Solidarität für "andere". Und Kinder dürfen den Affentanz jetzt nur noch mit erwachsener Begleitung sehen? Ich lass mir das gern nochmal erklären - aber meine erste Reaktion ist mehr so "WTF?!"...

    (Jetzt wurde mir gerade schon erklärt, dass die englische Originalversion mittels der Wahl des Dialekte ganz eindeutig rassistisch ist. )

    1. Oskar Piegsa
      Oskar Piegsa · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

      Ich habe das »Dschungelbuch« als Kind geliebt und neulich zum ersten Mal seit Jahren wiedergesehen und … na ja, als Erwachsener habe ich das durchaus nur mit Zähneknirschen ertragen.

      Ziemlich furchtbar finde ich den Auftritt des Mädchens am Ende: Der wilde Junge wird domestiziert durch die Frau, die zugleich das ewige weibliche Prinzip verkörpert (wie ihre Mutter und ihre noch ungeborene Tochter), das da lautet: Wasser holen, Essen Kochen, Männer in die Zivilisation einbinden. Na ja.

      Und dass der scattende Affe, der so gerne ein Mensch wäre, »Louie« heißt (wie Louis Armstrong), finde ich auch seltsam. In der englischsprachigen Tonfassung sind die Bezüge zwischen Affen und Afro-Amerikanern wohl noch deutlicher, wenn Äußerlichkeiten der Affen mit Begriffen beschrieben werden, die auch genutzt wurden um Äußerlichkeiten von Afro-Amerikanern zu beschreiben oder zu verspotten.

      Die rassistischen Assoziationen sind in der deutschen Fassung wohl schwächer und leichter zu übersehen, aber mir reicht schon der Sexismus, um den Spaß an diesem Film zu verlieren.

      Das alles heißt nicht, dass es sich nicht um eine große technische und kreative Leistung handelt und um ein wichtiges Stück Kulturgeschichte. Aber die Frage hier ist ja: Will man das (kleinen) Kindern zeigen?

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

      @Oskar Piegsa ja das Ende habe ich übersehen...das nervt aus heutiger Sicht.
      Rassismus habe ich gar keinen gesehen in der deutschen Fassung - werde das nächste mal drauf achten.
      Aber zu deiner Frage: ja, wenn ich nicht was übersehe oder nicht kapiert habe, möchte ich das kleinen Kindern gerne zeigen.

    3. Dorothea Tachler
      Dorothea Tachler · vor 3 Jahren

      @Oskar Piegsa Lieber Oskar, ja, wie ich unten schon an Marcus geschrieben habe, wäre ich dafür, dass man das kleinen Kindern nicht zeigt.

    4. Dorothea Tachler
      Dorothea Tachler · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

      Lieber Marcus, ja, ich bin tatsächlich jedesmal entsetzt dass rassistischer Inhalt so gemacht, geduldet und anscheinend als "witzig" empfunden wurde, egal aus welcher Zeit. Ja, es überhaupt zu zeigen, das finde ich fraglich, ob das erklären da wirklich hilft oder etwas verändert ... das kann man vielleicht mit älteren Kindern/Jugendlichen im Geschichtsunterricht o.ä. besprechen. Wir lesen ja auch nicht ernsthaft Material oder zeigen es unseren Kindern z.B. aus Zeiten wo man dachte, die Welt sei eine Scheibe oder propagierende Filme aus der Nazi-Zeit. Das Problem ist -finde ich- dass man Rassismus dadurch immer noch verharmlost und irgendwie gesellschaftsfähig belässt - und gerade bei kleinen Kindern, die evtl. noch kein eigenes Urteilsvermögen haben und das ja doch irgendwie ungefiltert sehen. Denn das Resultat davon war und ist bekanntlich, dass zu viele Leute, die sowas vielleicht als Kind gesehen haben, aktuell immer noch denken, rassistische Ausdrücke zu benützen wäre immer noch "witzig" und harmlos - selbst wenn diese Personen nicht wirklich rassistisch sind.

    5. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

      @Dorothea Tachler Danke Dorothea...ich bewerte es ja eigentlich mindestens sehr ähnlich scheint mir...aber was macht man nun damit? Findest du, dass Frühstück bei Tiffanys nicht mehr gezeigt werden sollte, oder geschnitten werden müsste? Und im Wesentlichen dann der größte Teil alter Filme ebenso?
      Oder ist es ok, dass eben einfach jeder nicht mehr ansieht, was er nicht mehr ansehen will?

      Ich glaube irgendwie nicht daran, dass das "nach hinten" zu läutern ist. Ich glauben wir müssen uns verändern und dann eben auch unsere kulturelle Vergangenheit anders wahrnehmen. Andersrum gehört doch auch dazu, irgendwie darzustellen, wie es war oder? Und ich versteh schon, was du meinst, aber zwischen Tiffany und Nazipropaganda passt ja auch noch ein wenig was...

    6. Oskar Piegsa
      Oskar Piegsa · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

      @Dorothea Tachler Pardon, liebe Dorothea, aber »Das Dschungelbuch« mit Nazi-Propaganda zu vergleichen erscheint mir weder intellektuell redlich noch in der kritischen Auseinandersetzung hilfreich.

      Es ist, wie Marcus ja schreibt, ja gar nicht so schwer, das »Dschungelbuch« in der deutschen Übersetzung als deutsch sozialisierte (und zugegebenermaßen: weiße) Person zu schauen und den Rassismus, der jetzt der Originalfassung vorgeworfen wird, gar nicht zu bemerken.

      Natürlich wird es auch Leute geben, die »Jud Süß« gucken, ohne an der Darstellung der Juden was zu beanstanden zu haben (also: keinen Antisemitismus bemerken), aber der Fall ist hier doch ein anderer, meine ich.

      »Affe« als Symbol für »Afro-Amerikaner« zu lesen, ist eine Interpretationsleistung.

      Eine, die von den Disney-Leuten offensichtlich intendiert ist (durch die Louis-Armstrong-Anspielungen, die Vewendung rassistisch codierter Begriffe in der englischen Sprachfassung, etc.), weswegen das Unternehmen selbst den Film heute rassistisch nennt. Ich will das keineswegs schönreden. Aber mit dem Transfer in eine andere Sprache und in einen anderen Kulturraum wird diese Interpretation weniger zwingend. Man kann auch einfach einen Affen sehen und annehmen, dass damit ein Affe gemeint sei.

      (Es ist vielleicht wie bei »King Kong«: Man kann das heute als Europäer*in schauen und denken, tja, da klaut halt ein Affe eine Frau, schönes Märchen. Dass der Film bei seinem Erscheinen in den USA — zumal von Afro-Amerikanern — anders rezipiert wurde und von seinem Machern womöglich auch so gemeint war, ist zugleich auch leicht zu verstehen: Sie schauten »King Kong« unter dem Eindruck der rassistischen Lynchings, die oft mit Verweis auf angebliche sexuelle Übergriffe von schwarzen Männern auf weiße Frauen gerechtfertigt wurden, und unter dem Eindruck rassistischer Hetze, die Schwarze als äffisch bezeichnete).

      Vielleicht ist das ein Unterschied zwischen Kunst und Propaganda: Dass Kunst vieldeutig ist, dass man die Intentionen ihrer Urheber (so diese überhaupt bekannt sind) leichter missverstehen kann und dass das manchmal dem Kunstwerk gut tut. Da ist dann etwas »lost in translation«, was tatsächlich aber ein Gewinn ist.

      Am konkreten Beispiel: Es ist ja durchaus vorstellbar, dass ein deutsches / europäisches (weißes?) Kind »Das Dschungelbuch« schaut und aus diesem Film eine Begeisterung für Jazz mitnimmt, seine rassistischen Anklänge aber überhört. Wäre es richtig, diesem Kind den Film nie gezeigt zu haben, weil er doch ein rassistischer ist?

      Aber wie gesagt: Ich bin vorsichtig, den Film meinen Kindern zu zeigen, auch wegen des Frauenbildes, das hier ganz unmissverständlich vermittelt wird.

    7. Dorothea Tachler
      Dorothea Tachler · vor 3 Jahren

      @Oskar Piegsa Ab wann ist es denn dann gerechtfertigt, etwas nicht mehr auszustrahlen? Ja, Du sagst es richtig, diese Dinge aus "weißer" Sicht zu betrachten ist eben subjektiv. Frag mal Leute mit migrantischem Hintergrund oder anderer Hautfarbe. Ich bin selber mit migrantischem Hintergrund aufgewachsen und auch damit, dass andere Kinder dachten, es sei lustig und normal mich damit aufzuziehen und lächerlich zu machen. Das hat mich als Kind belastet und das trage ich immer noch mit mir herum. Von diesem Standpunkt aus kann ich nur sagen, "Dschungelbuch" seinen Kindern zu zeigen ist vor allem unnötig - wenn jemand seinem Kind Begeisterung für Jazz, Musik oder andere schöne Dinge vermitteln will, für den gibt es eine Flut an wunderbaren Filmen, Büchern und anderen Werken die nicht rassistisch sind. Das ist ja der Punkt in der Diskussion, "ab wann ist was rassistisch" - da sollten also erst mal die Personen gefragt werden, die da betroffen sind, was jetzt erst langsam passiert. Ich habe Weiße oft sagen hören, "wieso, ich meine das ja gar nicht rassistisch wenn ich xyz sage", aber wenn Personen sich dadurch angegriffen und verletzt fühlen, sollte das doch zählen. Nur weil manche damit aufgewachsen sind, dass diese Dinge in Ordnung sind, heisst es nicht, das sie das jemals waren.

    8. Oskar Piegsa
      Oskar Piegsa · vor 3 Jahren

      @Dorothea Tachler Wir haben hier im Kern gar keinen Dissens.

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