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Klima und Wandel

Ein wirklicher Klima-Leader: Kenia

Dominik LennéSonntag, 02.10.2022

Der Climate Change Performance Index, der von Germanwatch erarbeitet wird, beschränkt sich auf Länder mit hohen Emissionen, die meisten davon Industrieländer. Wenn man hingegen den Blick weitet und die pro-Kopf-Emission als Hauptkriterium verwendet, erkennt man, dass die wahren Klima-Führer im globalen Süden zu finden sind. So werden in Costa Rica  95% des Stroms regenerativ erzeugt bei pro-Kopf-Treibhausgas-Emissionen von 1,7 t (DE: 9,2 t). Für Kenia mit seinen 56 Mio. Einwohnern sind die Werte 80%  und 1,4 t. Ein begünstigender Faktor für diesen hohen regenerativen Anteil ist natürlich die niedrige Basis. Deutschland produziert im Mittel pro Kopf 675 W elektrische Leistung, Kenia nur 28 W. So wenig Strom lässt sich sehr einfach regenerativ gewinnen.*

Der gepiqte Text auf dem Positive-News-Portal reasonstobecheerful.world hat einen etwas bombastischen Titel, ist aber ansonsten kompakt, gut geschrieben und geeignet, unsren letzthin ziemlich gestressten Mind etwas aufzuheitern.

Der kenianische Strom stammt zu 36% aus Wasserkraft, die wegen der Klimakrise aber zunehmend prekär wird, und zu 44% aus Geothermie (Quelle). Wegen auseinanderdriftender Kontinentalplatten ist dort die Erdkruste dünner als anderswo und die begehrte Wärme des flüssigen Magma leichter erreichbar.** 

Man hat das schon 1950, also noch unter Kolonialherrschaft, erkannt, aber erst 1981 wurde dort das erste geothermische Kraftwerk in Afrika in Betrieb genommen. Die Regierung ist entschlossen, diese billige, sichere und klimafreundliche Ressource weiter auszubauen, um das Land zu einem gewissen Wohlstand zu führen. 

Das scheint in der Tat der Königsweg zu sein, auch wenn nicht alles nach Plan verläuft: Das gesamte Potential ist größer als 7 GW, aber die Ausbaurate ist wesentlich langsamer als in den euphorischen Absichtserklärungen von 2015 angekündigt, nach denen bis 2030 5 GW geothermische Leistung verfügbar sein werde. Der reale Wert wird, nach diesem Piq, wohl eher in der Gegend von 1,6 GW liegen. 

Dabei entwickelt Kenia zunehmend eigene Ingenieurkapazitäten, die es unabhängiger von externem Know-How machen. Es wird von einem niedrig entwickelten Land zu einem "middle income country". 

Anmerkung

Auch für Deutschland ist übrigens ein Fortschritt in der Erschließung dieser Energiequelle zu vermelden: Die in einem früheren Piq schon erwähnte kanadische Firma Eavor will mit einem deutschen Tiefbohrunternehmen den weltweit ersten großen tiefen-geothermischen Wärmetauscher in Geretsried realisieren. Wenn diese Technologie hält, was sie verspricht, kann sie steuerbare elektrische Leistung zur Verfügung stellen, die hilft, das Speicher- und das Flächenverbrauchsproblem der Erneuerbaren zu mildern. 

Fußnoten

* Trotzdem versprach Kenia im Kontext des Pariser Abkommens 2015, seine CO2-Emissionen bis 2030 um 30% unter der business-as-usual-Linie zu halten. Der neue Präsident William Ruto erhob die Dekarbonisierung zu einem zentralen Politikziel. Das ist angesichts des geringen Beitrags Kenias zu den globalen Emissionen bemerkenswert. Man denke dabei an gewisse Kommentare der Art: "Deutschland allein kann die Welt nicht retten." 

** Wind- und Solarstrom spielen, wie fast überall in Afrika, noch keine große Rolle - wird aber systematisch entwickelt.

Ein wirklicher Klima-Leader: Kenia

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Kommentare 7
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

    Ein so bitter armes Land wie Kenia, das quasi keine Industrie hat, vom Tee und Kaffee Export und dem Tourismus lebt, in dem die Hälfte der Bevölkerung Bauern sind, die vor allem für den Eigenbedarf anbauen und das GDP bei 1600 $ liegt als "Klima-Leader" zu bezeichnen, das finde ich ehrlich gesagt nicht wirklich hilfreich?

    1. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor mehr als ein Jahr

      Der Einwand ist nicht ganz unberechtigt; dass Kenia arm ist, war mir klar. Ich habe den Titel aber bewusst ein wenig provokativ so gewählt - nicht um zu sagen: "wir sollten alle arme Bauern werden", aber doch um darauf hinzudeuten, dass wir auf einem extrem hohen Energienutzungsniveau leben und dass unser Reichtum eben auch *ein* Faktor bei der Misere ist.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Dominik Lenné Das verstehe ich. Aber ein hohes Energieniveau ist nun mal die Basis für Wohlstand, für Entwicklung, Sozialsystem etc.. Zumindest ab einer gewissen Größe der Bevölkerungsdichte. Natürlich möglichst umweltfreundlich …..

  2. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Interessant hier auch der Guardian-Artikel des Kenianischen Präsidenten William Ruto, in der er Afrika als Teil der globalen Dekarbonisierungsbewegung sieht und die Autarkie betont, die dort drin steckt.
    https://www.theguardia...

  3. Leon Leuser
    Leon Leuser · vor mehr als ein Jahr

    Uruguay ist auch nicht schlecht. Noch höheres BIP und Stromverbrauch pro Kopf als Costa Rica, dabei 1,94 t CO2-Emissionen /Jahr*Kopf und 98 % Erneuerbare im Stromsektor!

    https://www.dw.com/de/...

    1. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      Ja, Uruguay habe ich vergessen. Irgendetwas ist dort sehr gut gelaufen. Aber sie haben dort auch viel Land pro Kopf, mit 20 Menschen pro km², das Land ist praktisch leer. DE 324, Kenia 94. D.h. dass der Stromverbrauch pro km² in DE extrem hoch ist: 157 kW/km² gegenüber 2,4 und 9 für Kenia und Urugay. Hohe Bevölkerungsdichte und hoher pro-Kopf-Verbrauch erzeugen diese Dichte an Windfarmen und Energiepflanzen bei uns, die allenthalben beklagt wird.
      Während U. eine kaum wachsende Bevölkerung hat, wird K. wohl auf die doppelte Zahl an Menschen anwachsen, mit entsprechendem Wachstum der Energiebedürfnisse. Dennoch glaube ich, dass sie dort ihren Strom auch dann regenerativ bekommen - zumal bis dahin noch einige technologische Entwicklung zu erwarten ist.

  4. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr

    Es wäre ja auch wirklich schön wenn nennenwiresmalso Nachfolgestaaten nicht immer die gleichen blöden Fehler wie wir aus der sog. Ersten Welt machen...

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