sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
piqer für: Fundstücke Zeit und Geschichte Seite Eins
Dirk Liesemer arbeitet als freier Autor für diverse Magazine, darunter mare. Er hat Politik studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, in Redaktionen gearbeitet und am liebsten und immer wieder als freier Journalist. Ehrenamtlich einige Recherchereisen für junge Journalisten mitorganisiert und begleitet: nach Russland, Ruanda und Ghana. Vier Jahre lang Mitglied im Vorstand von journalists network, heute Beirat. Bisher drei Bücher: Lexikon der Phantominseln, Aufstand der Matrosen, Streifzüge durch die Nacht. Foto: Jan Windszus
Kaum eine Disziplin beherrscht der WDR besser, als den Zorn der Twitter-Gemeinde zu provozieren. Vor allem rund um die närrischen Tage läuft der Sender zur Hochform auf. Jetzt war es wieder so weit: Gezeigt wurde ein Zusammenschnitt der vergangenen fünfzig Karnevalsjahre. Wenig verwunderlich gab es dabei Szenen, die für politisch korrekte Menschen tabu sind: lustige Jecken, die sich ihre Gesichter schwarz angemalt haben.
Twitter schrie sofort: Blackfacing! Rassismus! Und der Sender entschuldigte sich und montierte stante pede einen Warnhinweis über die entsprechenden zehn Jahre alten Szenen – im Detail kann man alles im Tagesspiegel nachlesen.
Normalerweise würde ich nun einen Text zur aktuellen Causa vorstellen, aber mir herrscht bei diesem Thema hierzulande zu viel Wokeness. Gefunden habe ich einen englischsprachigen Meinungsbeitrag einer schwarzen Autorin, der im vergangenen Jahr in der New York Times erschienen ist: "A Brief Guide to 21st Century Blackface". Es geht darin natürlich nicht um den deutschen Karneval, schon gar nicht um den WDR, sondern um Gesichtsschwärzung in den USA.
Dass man US-Debatten nicht einfach importieren sollte, versteht sich von selbst. Weil dies jedoch ständig passiert, will ich hier explizit festhalten: Blackfacing beim deutschen Karneval lässt sich nicht eins zu eins gleichsetzen mit Blackfacing in US-Videoclips. Und um den Brauchtumsforscher Philipp Hoffmann zu zitieren: Wenn sich die Kölner Jecken ihre Gesichter schwarz färben, dann beruht dies auf einer "langen Tradition, sich in Form anderer Ethnien zu verkleiden". Erwähnen kann man zudem die Maskeraden der Commedia dell’arte des 16. Jahrhunderts, die ebenfalls nichts mit Rassismus zu tun haben.
Trotz dieser Einschränkung dürfte das Meinungsstück der New York Times auch für die hiesige Debatte erhellend sein, schließlich wird differenziert argumentiert, warum die Unkenntlichmachung von Blackfacing verständlich, aber grundsätzlich der falsche Weg sei – und das, denke ich, gilt dann auch für die opportunistische Reaktion des WDR.So schreibt Aisha Harris über die Verwendung und Wirkung von Blackfacing in den USA:
Sometimes it’s self-aware; sometimes it can be a scathing critique; other times, an unnecessary provocation. It can tell us how we’re supposed to perceive a character or make us question the creators’ judgment. It can do several of these things at once. Considering the use of blackface within its distinct narrative context — and not just as a referential snippet or meme — reveals that the mere presence of it does not necessarily mean something offensive is taking place.
Auf Deutsch: Ein Aufschrei kann richtig sein, aber oft muss man schon genauer hinschauen. Blackfacing ist nicht immer beleidigend zu verstehen.
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Seite Eins als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer KuratorInnen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Wolfgang Thierse aktuell in der FAZ zur Frage, wie viel Identität unsere Gesellschaft verträgt – mit einer Bemerkung zum Blackfacing:
"… Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten, ist der programmatische Titel eines Buches von Alice Hasters. Ja, wir Weiße haben zuzuhören, haben Diskriminierungen wahrzunehmen. Aber die Kritik an der Ideologie der weißen Überlegenheit darf nicht zum Mythos der Erbschuld des weißen Mannes werden. Die Rede vom strukturellen, ubiquitären Rassismus in unserer Gesellschaft verleiht diesem etwas Unentrinnbares, nach dem Motto: Wer weiß ist, ist schon schuldig. Und deshalb sei Blackfacing, sei kulturelle Aneignung über Hautfarben und Ethniengrenzen hinweg nicht erlaubt. Verbote und Gebote von sprachlichen Bezeichnungen folgen. Das erzeugt falsche kulturelle Frontbildungen, Unsicherheiten und Abwehr. Eine Abwehr, die offensichtlich nicht nur zum rechten Rand, sondern bis weit in die Mitte der Gesellschaft reicht. Umso mehr bestätigt diese dann wieder den Rassismusvorwurf, ein Circulus vitiosus. …"
https://www.faz.net/ak...
https://blendle.com/i/...
Ich mache schon einen unterschied zwischen sich als Indianer verkleiden oder "Zigeuner" - oder sich das Gesicht schwarz zu bemalen.
ja ich unterscheide auch zwischen Blackfacing der Amerikaner und dem Bemalen bei Karneval oder 3-Königs-Singen.
und Absicht ebenso wie Wirkung einer öffentlichen Verkleidung sind beides wichtig!
Der kontext in usa ist dabei grundsätzlich und historisch herabsetzend (was bei unserem Karneval nicht immer und beim Melchior sicher nicht der Fall ist). Aber auch dort gibt es heute zb weiße Jugendliche die bewundernd ihr schwarzes Rapper-Idol nachahmen wollen.
Das ist kulturelle Aneignung - ja! - aber eigentlich positiv. und kulturelle Entwicklung gibt es immer nur durch Mischung und Übernahme und Beeinflussung.
Dazu gehört gerade aber Aufmerksamkeit. Hinhören und Sensibilität. Wen man nachahmen möchte, den möchte man doch nicht verletzen oder beleidigen.
Der von der Autorin genannte Punkt "an unnecessary provocation" trifft doch aber im Falle von Karnevalskostümierungen eindeutig zu. Womit lässt sich das denn rechtfertigen? Mit der Tradition?