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Sahra Wagenknecht zur Diskussion über "Die Selbstgerechten"

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerSamstag, 17.04.2021

Sahra Wagenknecht ist in ihrer Partei keineswegs isoliert, aber als sie nun zur Spitzenkandidatin der NRW-Linken gewählt wurde, gab es sogleich einige Stimmen, die sich damit nicht abfinden wollten und reflexhaft ihren Rücktritt forderten. Vermutlich ist sie bei den Menschen im Land mittlerweile beliebter als bei ihren lieben Genossinnen und Genossen. Betrachtet man die Debatten, die sich um ihr jüngstes und sehr erfolgreiches Buch "Die Selbstgerechten" entsponnen haben, gewinnt man jedoch den Eindruck, sie vertrete innerhalb der Linken eine ziemlich radikale Minderheitenposition.

Es ist jedoch nicht nur interessant, welche innerparteiliche Kritik es an Wagenknechts Thesen gibt – und wie sie selbst wiederum auf diese Kritik in dem unten gepiqden Interview reagiert –, sondern auch, wie unterschiedlich das Buch in den Medien besprochen wird.

Nur kurz, falls es jemand gerade nicht so präsent haben sollte: Wagenknecht vertritt klassisch linke Themen wie höhere Löhne und mehr Rente und wendet sich gegen ein akademisches Milieu, dem sprachliche Korrektheit wichtiger sei als die Interessen von Arbeitern (im Detail nachzuhören im gepiqden DLF-Interview). Ihre Angst: Die Linke verliert erhebliche Teile ihrer Stammwählerschaft an die AfD beziehungsweise sie hat diese bereits verloren.

Thomas Tuma merkt im Handelsblatt über ihr Buch an:

Ihre persönliche Betroffenheit ist Stärke und Schwäche des Buchs gleichermaßen. Stärke, weil hier eine Insiderin als Kronzeugin auftritt. Schwäche, weil ihr die Attacke von „Parteifreunden“ als beleidigte Rache ausgelegt wird.

In der taz kritisiert Stefan Reinecke hingegen:

Wagenknecht ist eine eloquente Autorin. Doch auch das Nachdenkenswerte, wie die Skizze einer Marktwirtschaft mit strikt regulierten Eigentumsrechten, wird von einem sirrenden Pfeifton der Rechthaberei übertönt. Folgen wir der Ex-Chefin der Linksfraktion, dann blockieren Minderheitenpolitik und eine Horde Moralapostel, die die Grünen, die SPD und seit ihrem Rückzug auch die Linkspartei gekapert haben, eine erfolgreiche gesellschaftliche Linke.

Tobias Becker lobt stattdessen im Spiegel:

Das Buch ist interessanter als die Debatten darüber, interessanter auch als die meisten anderen Politikerbücher. Während jene oft nur geschrieben zu sein scheinen, um das eigene Bild auf ein Cover drucken zu können, steht in diesem wirklich etwas drin: ein grundlegendes gesellschaftstheoretisches Werk, ein bisschen größenwahnsinnig vielleicht, denn Wagenknecht hat zu allem eine Meinung – und meist eine sehr eigene.

Man muss Wagenknecht lassen, dass sie ein gut lesbares Buch geschrieben hat und sich auch sonst in einer klaren, direkten Sprache äußert, was für ein Mitglied einer linken Partei keine Selbstverständlichkeit mehr ist (Leseprobe auf Mojoreads).

Sahra Wagenknecht zur Diskussion über "Die Selbstgerechten"

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Kommentare 4
  1. Der Barde Ralph
    Der Barde Ralph · vor fast 3 Jahre

    Vielen Dank für den sehr guten Überblick der verschiedenen Positionen Sarah gegenüber.
    Das relativiert sehr viel.
    Ich habe das Buch gelesen und teile zum größten Teil die Meinung von Sarah.

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 3 Jahren

    Das Buch habe ich noch nicht gelesen.

    Interessant fand ich die Rezension von Christof Meueler.

    Er lobt:
    Dieses »Gegenprogramm« richtet sich gegen »Wirtschaftsliberalismus, Globalisierung und Sozialabbau« - für Wagenknecht die drei Hauptprobleme der Gegenwart, die sie immer wieder wie in einer pädagogischen Ansprache einflicht, das man sie auch ja nicht vergisst. Ihr »Gegenprogramm« ist geradezu ganzheitlich angelegt. International soll es die »Marktdynamik« bändigen, das »Steuerdumping« der Konzerne beenden, die Macht der Finanzwirtschaft zurückdrängen, Abrüstung herbeiführen und die Ausbeutung des Globalen Südens beenden.

    Und kritisiert:
    Die ideologische Begründung von Wagenknechts »Gegenprogramm« ist allerdings haarsträubend. Denn wer ist daran schuld, dass die kapitalistische Dauerkrise wenn nicht beseitigt, so doch zumindest nicht gedämpft werden kann? Die sogenannten Lifestyle-Linken, die immer nur an sich selber denken. Und zwar seit 1968, als ihre Wortführer, die laut Wagenknecht »in erster Linie wohlhabende Bürger- und Großbürgerkinder« gewesen seien, sich vom Leistungsgedanken, im Prinzip der Idee vom »Schaffe, schaffe, Häusle bauen«, als zu spießig und repressiv abgewandt hätten.

    https://www.neues-deut...

    Kannst Du damit was anfangen?

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 3 Jahren

      Ja, interessante Besprechung, aber Wagenknechts Kritik an den sogenannten Lifestyle-Linken ist grundsätzlich in sich stimmig. Und sie ist ja auch nicht die einzige, die eine solche Kritik äußert – siehe etwa Fabio de Masi https://www.deutschlan... Dass man bei näherer Betrachtung immer Punkte findet, die widersprüchlich erscheinen, spricht nicht gegen Wagenknechts Thesen, sondern für eine komplexe Realität. Mir ist ohnehin niemand bekannt, auch nicht auf Seiten der Konservativen, der identitätspolitische Forderungen grundsätzlich zurückweist, aber der Eindruck ist doch, dass manche Grüppchen vor allem ihre sehr persönlichen, sehr klar umrissenenen Interessen und Wahrnehmungen durchdrücken wollen. Man kann da von zivilgesellschaftlichen Lobbygruppen sprechen.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 3 Jahren

      @Dirk Liesemer Danke. Das Interview ist ja auch überzeugend.

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