Nicht nur Musiker entwickeln die Musik weiter, sondern auch Konstrukteure. Vielleicht gilt das für die Gitarre mehr als für andere Instrumente: ohne Antoino de Torres und seine La Leona keine modernen Gitarren, ohne Christian Friedrich Martin keine Westerngitarren und damit kein Blues, ohne Leo Fenders Stratocaster kein Eric Clapton, ohne die Gibson Les Paul kein "Money for nothing" von Dire Straits et cetera.

Wie kaum ein zweiter Gitarrenbauer hat der Spanier José Luis Romanillos in den vergangenen Jahrzehnten die moderne Klassische Gitarre veredelt - hier ein ausführlicher Artikel über seine Arbeit. Und um diesen Mann geht es im gepiqten, gut einstündigen Film der fabelhaften Gitarristin Antigoni Goni – und um das hier gleich klarzustellen: Man sollte ihre Hommage nicht an einer aufwändigen Dokumentation auf Arte oder Netflix messen.

Dabei ist es ein Glück, dass der Film überhaupt entstanden ist. Denn fast wäre er gescheitert, weil der Protagonist während der Dreharbeiten im Februar 2022 im Alter von 90 Jahren gestorben ist. So handelt die Dokumentation denn auch vor allem von seinen vier letzten Instrumenten - und von der Musik, die mit eben diesen Instrumenten möglich ist.

Der Film steht auch auf der Website Medio Siglo - so hat Romanillos seine schönste Gitarre genannt: Die "Medio Siglo" stellte er zu seiner Goldenen Hochzeit mit Marian fertig. Ohnehin hat seine Frau Marian an vielen seiner Instrumente mitgearbeitet.

Zum Stradivari der Gitarrenbauer wurde José Luis Romanillos einst von einer britischen Zeitung erhoben, das mag für die Perfektion stimmen, aber noch nicht für den Preis seiner Instrumente: Nach allem, was man so hört, etwa kürzlich hier auf Tonebase, muss man für eine echte Romanillos zwar seinen Porsche hergeben, wenn man denn einen hat, aber die Sammlerwelt taxiert andere Gitarren bislang noch höher. Dass diese Sammelei zwei Seiten hat, ist klar: Einerseits gut für den Handel, andererseits schlecht für die Musiker, denen die besten Instrumente abhanden kommen.

Was den Film angeht, muss man sich erstaunlich lange gedulden, bis man den Meister endlich sieht, aber dafür lässt Antigoni Goni seine Instrumente sprechen. Überhaupt ist ihr ein ruhiger, feinfühliger Nachruf gelungen. Sie hat mit seiner Medio Siglo übrigens eine Schallplatte eingespielt, auch davon handelt der Film.