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Medien und Gesellschaft

Ein Linguist, eine Ethnologin und ein Typograf über Gendersterne

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerDienstag, 09.03.2021

Irgendwann ist mal gut, schließlich gibt es noch andere Themen; daher will ich hier meinen voraussichtlich letzten Piq zum Kulturkonflikt "Gendersternchen" posten – wohlgemerkt: voraussichtlich. Folgende drei Beiträge aus meinem Entwürfe-Ordner werden nun abgefeiert:

Erstens die aktuelle SPIEGEL-Geschichte "Liebe Leser, Leserinnen, liebe LeserInnen, liebe Leser_innen, liebe Leser:innen, liebe Leser*innen, ...liebe Lesende" (hier bei Blendle). Schon der Titel zeigt an, welche Verwirrung derzeit herrscht. Aber, so wird im Text deutlich, die Konflikte um eine "richtige" Sprache werden uns noch lange umtreiben. Möglicherweise etablieren sich auch dauerhaft konkurrierende Schreib- und Sprechweisen. Eine Stelle aus einem Interview zum Haupttext will ich exemplarisch zitieren; das Zitat stammt vom Linguisten Henning Lobin, der Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim ist:

Wir dürfen Sprache nicht zu sehr mit Anliegen aufladen, die über sie hinausweisen. Es darf nicht alles zeichenhaft werden. Verwende ich den Genderstern, oder verwende ich ihn nicht? Gehöre ich zu dieser Gruppe oder zu jener? Sprache ist die Grundlage des Gemeinwesens in unserem Land. Dazu bedarf es einer gewissen Homogenität.

Zweitens ein frei zugängliches Plädoyer der Ethnologin Ann-Kristin Iwersen, erschienen auf der Seite "Wissen, Bildung, Gemeinschaft", sie formuliert eine Reihe von Einwänden, hier nur ein Beispiel, das aus ihrer Sicht noch nicht einmal das wichtigste ist:

Es will mir zudem, auch als Angehöriger mehrerer Minderheiten, denen mit der Gendersprache diese vermeintlich so wichtige "Sichtbarkeit" zuteilwerden soll, nicht einleuchten, warum man immerzu "sichtbar" sein muss. Ich würde mir wünschen, dass wir unsichtbar wären. Denn darin doch läge die eigentliche Gleichheit – und nicht darin, dass wir Menschen immerzu mit der Nase auf unser Geschlecht und unsere sexuelle Selbstkonstruktion stießen.

Und drittens das unten verlinkte, knapp zehnminütige DLF-Radio-Interview mit dem Typografen und Buchgestalter Friedrich Forssmann. Am spannendsten finde ich seine Erklärung, wie er mit Hilfe typographischer Mittel die Menschen zum Lesen verführt. Dabei sei es seine Aufgabe, Texte unauffällig zu machen, eben um einen ungestörten Lesevorgang zu ermöglichen. Gendersternchen aber wirkten wie Stolpersteine. Ich finde diese Argumentation überzeugend, schließlich nerven mich schon unschöne Anführungszeichen, zu enge Zeilenabstände, zu kurze Gedankenstriche und – ganz schlimm – vom Lektorat übersehene doppelte Leerzeichen zwischen zwei Worten.

Ein Linguist, eine Ethnologin und ein Typograf über Gendersterne

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Kommentare 12
  1. Yvonne Franke
    Yvonne Franke · vor 3 Jahren

    Frau Iwersen ist also für einen genderneutrale Sprache, oder? Ein Artikel für alle plus eine Fantasie-Endung. "Das Leserü" oder "das Chefy" . Auch eine interessante Idee, aber eher komplizierter als das Sternchen.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 3 Jahren

      Ich verstehe jetzt den Kommentar nicht so ganz ... Habe ich da jetzt etwas falsch zusammengefasst? Und von "Chefy" oder "Leserü" schreibt sie doch gar nichts.

    2. Yvonne Franke
      Yvonne Franke · vor 3 Jahren

      @Dirk Liesemer Das war nur meine Interpretation davon, was sie vielleicht mit Gender-Unsichtbarkeit meinen könnte.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 3 Jahren

      @Yvonne Franke Ah, okay, aber das meint sie, glaube ich, dann doch nicht ;-)

  2. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 3 Jahren

    das spannenste, was mir letztens zum gendersternchen untergekommen ist (ja, bei twitter): man kann nun leider nicht mehr f*ck schreiben, einfach so, ohne mißverstanden zu werden. lol

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

    Ich steig bei deinem nächsten Gendersternchenpiq wieder auf ok? ;)

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 3 Jahren

      Was, sonst willst Du keinen meiner Piqs kommentieren? ;-)

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

      @Dirk Liesemer Ja leide an einer Fixierung. :)

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 3 Jahren

      @Marcus von Jordan Na, solange das nicht therapeutisch behandelt werden muss, ist ja gut. Und dabei hatte ich den Piq doch ausschließlich für Dich verfasst ;-) Übrigens kann man den "Daumen hoch" unendlich oft anklicken.

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

      @Dirk Liesemer also ich kann ihn nur einmal anklicken...?

    5. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

      @Marcus von Jordan Schau, was ich bei Deinem letzten Kommentar gemacht habe. Nachtrag: Ah, sehe gerade, dass es nicht gespeichert wird.

    6. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

      @Dirk Liesemer reparieren wir trotzdem...danke

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