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Klima und Wandel

Mini-Atomkraftwerke: Für die Lösung der Klimakrise zu spät

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerDonnerstag, 11.03.2021

Offenlegung: Ich bin als Kind im Fallout von Tschernobyl gesessen und habe mich zu Studienzeiten sehr stark für die Anti-Atom-Bewegung engagiert. Ich bin, das muss man ganz klar sagen, bei diesem Thema nicht neutral. Ich halte AKW für eine gefährliche Technologie.

Es gibt aber viele andere Menschen, die diese Art der Energieerzeugung fasziniert und die sie gar für einen Weg aus der Klimakrise halten.

Nach dem ersten Atomausstieg in Deutschland dachte die Umweltbewegung sie könne sich vom Slogan „Atomkraft - Nein, danke“ ein für alle Mal verabschieden. Kurze Zeit später machte eine schwarz-gelbe Regierung eine Kehrtwende. „Atomkraft – nicht schon wieder!", stoßseufzte die Bewegung fortan. Und dann kam Fukushima.

Gerade ist es bei mir mal wieder Zeit für ein geseufztes „nicht schon wieder“.

Denn im Moment macht mal wieder die Idee der "small modular reactors" (SMR), also kleine modulare Atomkraftwerke, die Runde. Ich schreib das so, weil dieser Vorschlag alles andere als neu ist. Neu ist allerdings, dass sie einen sehr prominenten Fürsprecher gefunden haben.

Die Hoffnungen sind groß. In seinem neuen Buch "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern" (Piper) wirbt auch der Milliardär und Philanthrop Bill Gates für SMR, vor allem für den seiner Firma Terrapower. "Wir meinen, ein Modell entwickelt zu haben, bei dem alle wichtigen Probleme gelöst sind", so Gates. Selbst mit Atommüll lasse er sich betreiben. Es wirkt fast, als bahne sich eine neue Energiewende an, diesmal zurück zum Atom.

Dieser Text von Michael Bauchmüller stellt zwei Gutachten vor, die SMR sehr kritisch betrachten. Zum einen ist Atomenergie sehr teuer. Und der Ausbau der Erneuerbaren schreitet voran und wird immer günstiger. Zum anderen:

"Bereits durch die theoretisch höhere Anzahl an Reaktoren an verschiedenen Standorten gibt es mehr Möglichkeiten für Proliferation, und gleichzeitig erhöht sich der Aufwand für Überwachungsmaßnahmen", warnt das Öko-Institut. Diese Überwachung werde noch erschwert, wenn die Anlagen in entlegenen Regionen eingesetzt würden. Völlig unkalkulierbar würden die Risiken, sollten die Anlagen tatsächlich massenhaft zum Einsatz kommen, sagt Christoph Pistner, Nuklear-Experte des Öko-Instituts. "Da gibt es auf jeden Fall mehr Probleme, als es Lösungen gibt."

Auch machen die Wissenschaftler große Fragezeichen an die Idee man könne auf nahezu magische Weise signifikant die Menge des Atommülls reduzieren.

Noch vernichtender fällt das Urteil aus, das Experten des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Wiener Universität für Bodenkultur über Verfahren für den Atommüll fällen. Die Gutachter betrachteten drei Szenarien für die Transmutation, die hochradioaktive, langlebige Stoffe in andere mit kürzerer Halbwertszeit umwandeln soll. In keinem davon würde ein Endlager überflüssig. Im besten Fall ließ sich die Menge der anfallenden Transurane von 150 auf 30 Tonnen reduzieren - über 300 Jahre.

Dazu kommt, dass modulare Reaktoren sich noch immer im Entwicklungsstadium befinden. Wir erinnern uns: Um das 2-Grad-Ziel noch halbwegs zu erreichen, müssen in den kommenden zehn (!) Jahren erheblich die Treibhausgasausstöße gesenkt werden.

Für den Abschied vom fossilen Zeitalter kämen sie zu spät.

In der Klimakommunikation werden solche Vorschläge „solutism“ genannt. Eine technische Skizze für eine „Zukunftstechnologie“, die aber im Grunde eine Nebelkerze ist, um von den eigentlich bekannten und heute vorhandenen Lösungen abzulenken.

Mini-Atomkraftwerke: Für die Lösung der Klimakrise zu spät

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Kommentare 1
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

    Wenn wir in den nächsten zehn Jahren wirklich den CO2 Ausstoß erheblich senken wollen, dann sollten wir eben nicht gleich aus der Atomkraft aussteigen. Sondern noch schneller aus der Kohle. Wenn man vor allem Angst hat, nur nicht vor der eigenen idealisierten "Lieblingslösung" ist man meist schlecht beraten und ohne Alternativen. Dieser Druck zum Ausstieg aus Atomtechnik mit dem Klimaargument ist ein großer Fehler - wenn die Zukunft wegen des CO2 wirklich so kurzfristig entschieden werden muß.

    So ist ein stabiles Energiesystem auf Basis allein von Sonne und Wind eben nicht billiger. Zumindest nicht, wenn ma die notwendigen Back Up Systeme mit einrechnet. Auch gibt es z.B. für die vielen Betonfundamente der Windräder kein gutes Entsorgungssystem. Also die Zukunft der Erneuerbaren ist ebenso unscharf wie einst die der Atomkraft. Natürlich, die Erneuerbaren werden sich weiter entwickeln und einen großen Part im Gesamtsystem spielen. Evolution braucht Zeit. Aber man springt genau so naiv und euphorisch da rein wie einst in die Kernenergie. Die galt mal von links bis rechts als die Lösung aller Probleme der Menschheit.

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