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Klima und Wandel

Mega-Solarparks in Ostdeutschland: Neuer Energiewendekonflikt?

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerMontag, 11.10.2021

Die Windenergie hat in Deutschland viele Gegner. Das hat viele Gründe: Die fossile Lobby, der Vogelschutz, Angst vor Veränderung. Ein nicht ganz kleiner Teil des negativen Images rührt daher, dass in den Wendejahren skrupellose Investoren in einer Art Goldgräberstimmung ländliche ostdeutsche Gebiete, wie die Uckermark, mit großen Mengen von Windrädern zugestellt haben. Das fand in einem nahezu rechtsfreien Raum statt, ohne dass Naturschutzbelange oder Interessen der Bevölkerung irgendeine Rolle gespielt hätten.

Der gepiqde Text legt nahe, dass sich Ähnliches nun mit der Photovoltaik wiederholen könnte.

Die Gewinnmargen bei der Solarenergie sind inzwischen beträchtlich, das weckt Begehrlichkeiten. Kommunen in Brandenburg berichten von einem regelrechten Run auf die Äcker. In den Rathäusern stapeln sich die Anträge für neue und immer größere Anlagen. „Die Zahl der Anfragen ist derzeit beständig bei circa fünf in der Woche”, lautet es aus dem Milower Land. „Telefonisch kommen etliche Anfragen von privaten Investoren und Unternehmen zum Beispiel mit Sitz in München”, heißt es aus Groß-Pankow und aus der Stadt Kyritz: „Die Anzahl hat sich aber in den letzten ein bis zwei Jahren stark erhöht.”

Makler und Investoren suchen für die Projekte möglichst große Flächen, und die finden sie gerade in den entlegenen Regionen im Osten Deutschlands. Das weckt hässliche Erinnerungen: Schon wieder reisen Investoren aus dem Westen mit ihren schönen Ideen an und machen große Versprechen. Aber es geht auch um einen grundlegenden Fehler in der Energiepolitik: Es gibt keinen Plan für eine nachhaltige Solar-Wirtschaft, kaum Leitplanken, stattdessen regiert der Markt. Und der drängt in Richtung fruchtbares Ackerland.

Projektentwickler und Investmentfirmen suchen intensiv nach Orten, an denen noch neue Solarparks entstehen können, je größer, desto besser, und nirgends gibt es größere Agrarflächen als in den ostdeutschen Bundesländern. 
Vom Kapitalmarkt drängt sehr viel Geld in die ländlichen Gebiete, zum Beispiel nach Brandenburg. Dort entwickelt es eine Dynamik, die Strukturen durchschüttelt und in den Dörfern tiefe Gräben aufreißt. In vielen Gegenden spitzt sich seit Monaten ein Streit zu, bei dem es nicht nur um ein paar Paneele geht, sondern um grundsätzliche Fragen: Wer bestimmt, wie Klimaschutz aussehen soll? Wie lässt sich verhindern, dass eine gute Sache durch kurzfristige Renditen ausgehöhlt wird? Und was, wenn die Energiewende auf Kosten von fruchtbaren Böden, bäuerlichen Betrieben, Tourismus, Natur und Landschaftsbild geht?

Correctiv berichtet, dass dies bereits heute für erheblichen Unfrieden in den betroffenen Kommunen sorgt. 

Es steht vieles auf dem Spiel; das ist der Grund, warum Helmut Adamaschek jetzt in einer Gemeinde lebt, wo gefälschte Gutachten kursieren, Drohbriefe in Briefkästen von Kritikern landen und so manche das Gefühl beschleicht, dass Recht und Gesetz in ihrem Ort nicht mehr viel gelten. „Es ist total stürmisch geworden”, sagt der Kommunalpolitiker.

Die Politik täte gut daran, sich diesem Thema zu widmen. Eine schnelle, naturnahe Energiewende ist zur Lösung der Klimakrise dringend nötig. Aber das wird nicht funktionieren, wenn nur einzelne sich bereichern und die Lasten zu einem großen Teil auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen werden.

Abschließend sei noch gesagt, dass ich den einseitig negativen Titel des Originaltextes eher kontraproduktiv finde.

Mega-Solarparks in Ostdeutschland: Neuer Energiewendekonflikt?

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Kommentare 4
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 2 Jahre · bearbeitet vor mehr als 2 Jahre

    Ich finde den Artikel interessant und wichtig, aber sein Grundtenor missfällt mir. Die Nützlichkeit einer allgemeinen Diskussion und allgemeinerer Regelungen sowie der administrativen Unterstützung der Gemeinden scheint mir deutlich zu sein. Aber bestimmte Tendenzen in den Formulierungen und der Präsentation der Fakten finde ich problematisch.
    Zum Beispiel heißt es:

    "Es ist auch nicht gesagt, dass dafür die Mais-Monokulturen schwinden. Auf den Flächen, wo Twietmeyer seinen Solarpark bauen will, wachsen zum Beispiel kein Energie-, sondern Futterpflanzen."

    Das mit dem Mais ist zwar richtig - Biogas-Strom ist ein wichtiger Baustein zum Ausgleich der Variabilität von Solar- und Windstrom - aber es wird so getan als seien Futterpflanzen etwas besseres. Das sind sie nicht - sie dienen der Fleischproduktion und sind damit klimamäßig nicht in dieser Menge zu verantworten. Ohne sie löst sich jegliches Flächenproblem in Luft auf.

    Auch gegen Ende wird für meinen Geschmack etwas zu sehr zugespitzt:

    "Und im Grunde geht es dabei immer auch um die Frage, wer darf bestimmen, wie es in der Region auszusehen hat? Diejenigen, die dort leben oder diejenigen, die dort Geld verdienen wollen?"

    Es gibt noch eine dritte Gruppe, die nicht erwähnt wird: ganz Deutschland, das seine Emissionen beenden will, und eine Vierte: der globale Süden, der ohne das übel gebeutelt wird. Also ganz so einfach ist es dann auch nicht.

    Die Verdeutlichung der Größe der Flächen ist auch so ein Punkt. Ja ein Hektar ist soundso groß. 100 ha sind 1 km². 2000 ha sind 20 km². Das auf einmal zu sehen ist natürlich nicht so schön. Aber 2 % sind 2 %, 3 % sind 3%. Nicht mehr und nicht weniger. Die Dächer und Hauswände damit zu pflastern würde Landschaft sparen - liefert aber doppelt so hohe Stromgestehungskosten. Wäre für mich o.k., aber für wen noch?

    Der Flächenverbrauch ist scheußlich. Agro-Photovoltaik ist erwähnt und auch ein guter Ansatz. Für mich stellt sich die Frage: Ist der Energiehunger in DE wirklich nicht diskutabel, oder können wir nicht doch von dem Niveau der Herstellung neuer Dinge, von dem Niveau der Sorglosigkeit im Umgang mit Energie, die immer noch sehr sehr billig ist, geschichtlich betrachtet, herunter kommen?

    "Ein riesiges Feld wie ein Meer aus bläulich schimmerndem Glas. So könnte die Zukunft der Landwirtschaft in Ostdeutschland aussehen. Oder ihr Ende. "

    So ein Satz ist absurd.
    Landwirtschaft ist - hier schließe ich mich Ralphs Kommentar an - oft genug katastrophal für die Natur, gerade in Deutschlands Osten mit riesigen Flächen, die jede Lebensmöglichkeit für Flora und Fauna auf Randbereiche einschränkt.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      Ja, mir geht das ähnlich.

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre · bearbeitet vor mehr als 2 Jahre

    Interessant. Sicher sind Windparks nah in der Natur. Aber "naturnah" oder ökologisch sind sie sicher nicht. Ein Windrad braucht ca. 1600 Tonnen Beton - mitten in der Natur.

    https://max-boegl.de/n...

    So sehr wir CO2-freie E-Energie brauchen, sollten wir nicht so tun, als ob das gut für die Natur wäre.

  3. Ralph Diermann
    Ralph Diermann · vor mehr als 2 Jahre

    Das Steigen der Pachtpreise ist sicher ein Problem, auch landschaftsästhetische Fragen. Allerdings sollte nicht vergessern werden, dass aus Naturschutzsicht Solarparks oft eine Aufwertung der Flächen bedeuten, vor allem wenn diese zuvor intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden. Vorausgesetzt, die Projektierer und Betreiber halten ein paar Standards ein. Details dazu gibt es hier: https://www.spiegel.de...

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