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Klima und Wandel

Leben in der Klimakatastrophe: Wer will ich sein?

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerSonntag, 31.07.2022

Sebastian Vettel, erfolgreicher Formel-1-Fahrer, hat sein Karriereende angekündigt und dazu ein Video ins Netz gestellt, in dem er auch thematisiert, dass Rennsport mitten in der Klimakrise ein Problem ist.

Formel-1-Fahrer zu sein, bringt Dinge mit sich, die mir nicht mehr gefallen. Vielleicht werden diese irgendwann gelöst. Aber der Wille, diese Veränderung umzusetzen, muss viel stärker werden und schon heute zum Handeln führen. Reden reicht nicht mehr aus, und wir können es uns nicht leisten, zu warten. Es gibt keine Alternative. Das Rennen hat bereits begonnen.

Für das Video hat Vettel viel Häme kassiert, aber auch Anerkennung, vermutlich, weil zunehmend Menschen mit ähnlichen Fragen hadern. 

Mit der Klimakrise sind alte Gewissheiten perdu. Viele Berufe, die noch vor wenigen Jahren angesehen und umjubelt waren und zu Ruhm und Wohlstand geführt haben, dürften im Grunde nicht mehr ausgeübt werden, solange dabei fossile Kraftstoffe verbrannt werden. Bei Rennfahrern liegt das besonders auf der Hand.

Wer möchte ich in diesem Leben sein? Das ist ohnehin schon immer eine schwere Frage, die durch die fortschreitende Klimakatastrophe immer schwieriger wird. Unser komplettes Wirtschaftssystem ist auf dem Verbrennen von Öl, Kohle und Gas und der ungebremsten Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und Ökosystemen aufgebaut. Entsprechend schwer ist es, ein (berufliches) Leben zu führen, in dem man nicht Teil dieses Problems ist. Wie damit umgehen? Wie damit umgehen, ohne zu verzweifeln, ohne die Hoffnung aufzugeben? Verdrängen, radikalisieren, ignorant durchs Leben laufen?

Das Gute an den (sozialen) Medien ist, dass man Menschen dabei zusehen kann, wie sie den Erkenntnisprozess verarbeiten, in einer gefährdeten Welt zu leben und wie sie ihre eigene Rolle reflektieren.

Zum Beispiel "Die Zeit"-Autor Bernd Ulrich, der sich vor fünf Jahren dazu entschloss, vegan zu leben und darüber immer wieder berichtet. Übermäßiger Fleischkonsum, das ist hinlänglich bekannt, ist für die Umwelt und den Klimaschutz ein riesiges Problem. Dazu kommt, dass die Fleischindustrie Tiere quält. Den Fleischkonsum zu reduzieren ist neben Flug- und Autoverzicht die bedeutendste Klimaschutzmaßnahme, die Menschen beim individuellen Konsum möglich ist.

Ulrich zieht nun ein Zwischenfazit, wie es ihm mit seinem veganen Leben geht (gut). Interessant ist für mich aber vor allem seine Gefühlslage gegenüber Menschen, die auf seine Entscheidung reagieren. Ich persönlich räsoniere vor allem mit seinem Absatz zur Einsamkeit.

Das Alleinsein, um das es hier nun trotzdem gehen soll, ist von anderer Art, es ist weder intim, noch verschont es extrovertierte Menschen, es ist im Kern politisch, fühlt sich gleichwohl auch ganz persönlich zuweilen nicht so gut an.

Klimabewusstsein hat mit Fridays For Future enorm zugenommen. Man kann sich vor Menschen, die zum Thema Bücher, Artikel, Tweets schreiben, kaum noch retten. Kein Start-up, kein Unternehmensleitbild, das nicht den Klimaschutz thematisiert. Im Grunde dürfte man sich als klimabewusster Mensch also nicht mehr einsam fühlen. Aber wenn ich mich im Alltag umsehe, bei Freunden, in der Familie - überwältigt mich allzu oft die Realität, wie quälend weit weg wir in der Masse von echtem Umdenken, von echten Veränderungen, von echten klimafreundlichen Alternativen sind – während gleichzeitig die klimabedingten Krisen rasant voran schreiten. Man ist vielleicht nicht mehr der einsame Rufer, wie noch vor fünf Jahren – aber hat sich wirklich etwas zum besseren gewendet?

Ulrich zieht übrigens ein erheblich positiveres Fazit als ich.

Macht vegan also einsam? Phasenweise war das tatsächlich mein Gefühl, und momentweise ist es das noch immer. Im Grundsatz aber stimmt es (für mich) nicht, aus zwei Gründen: Zum einen wächst, auch unter Freundinnen, Bekannten und Kolleginnen, das Netzwerk der Gutwilligen, der Ernstnehmer, derer, die etwas tun. Dieses Etwas kann ganz verschieden sein, vegan ist da nur eine Variante. Zum anderen tut sich in jüngster Zeit beim ökologischen Bewusstsein gewaltig etwas. Die Ballung der Krisen hat dazu geführt, dass immer weniger Menschen an die überkommene Normalität glauben; auch die Illusion, dass diese Gesellschaft sich ohne Verzicht erhalten und behaupten könnte, ist spätestens seit dem Ukraine-Krieg zerstoben. Menschen, die sich entfernt hatten, kommen zurück, nun selbst auf der Suche, wie man gegen diese ökologische Katastrophe anleben könnte, einige haben mich längst überholt. Langsam erweist sich, dass veganes Leben nicht zwingend bedeutet, sozial etwas draußen zu sein, sondern vielleicht nur – zeitweilig – etwas vorn.
Leben in der Klimakatastrophe: Wer will ich sein?

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