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Medien und Gesellschaft

Die Wahlberichterstattung in den USA ist kaputt. Vox macht es jetzt anders. #citizensagenda

Christoph Zensen
Informationswissenschaft, Medieninformatik, Produktmanagement

#ViewFromSomewhere #MovementJournalism

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Christoph ZensenSamstag, 15.08.2020
Die Wahlberichterstattung in den USA hat kaum etwas mit Politik zu tun. Der Wahlkampf wird wahlweise wie Promi-News oder wie ein Fußballspiel-Kommentar bearbeitet. Für diese Medienkritik hat sich der Begriff Horse-Race-Berichterstattung etabliert.


Der Presse-Experte Jay Rosen legt den Schwerpunkt noch einmal etwas anders und kritisiert einen "savvy style of campain coverage". Damit attestiert er der Berichterstattung die Übernahme der Innenperspektive der Wahlkampfteams. Es geht nicht um Politik (im Sinn vom policy), sondern nur um die Güte der taktischen Manöver.

Ein gutes Beispiel aus Deutschland bei dem dieser "savvy style" ins Extrem getrieben wird, findet sich im Politik-Podcast aus dem Hauptstadtstudio des Deutschlandfunks. Hier die letzte Folge über Olaf Scholz. Die Innensicht der Parteien wird nie verlassen. Es geht immer nur darum, wem welcher Schachzug jetzt wie nutzt oder schadet. Die Politik der Parteien ist dabei völlig egal.

Die Ursache für diese seltsame Art der politischen Berichterstattung liegt wieder einmal in der Fixierung von Nachrichtenmedien auf Neutralität und Objektivität. Weil ein:e Nachrichtenjournalist:in ja selbst politisch nichts will, ist es so auch nicht möglich, ein:e Politiker:in zu befragen, wie diese nicht vorhandenen Ziele zu erreichen sind. Da bleibt nur diese Fixierung auf das politische Handwerk.

Vox.com hat da nun einen Ausweg gefunden, den sich Jay Rosen schon vor einigen Jahren ausgedacht hat. Der Ausweg heißt: Citizens Agenda. Übersetzt: Was wollen die Bürger wissen? 

Das ist ein sehr eleganter Kniff. So müssen die Nachrichtenjournalisten den journalistischen Standards der Neutralität und Objektivität nicht abschwören. Sie können einfach auf die Bürger bzw. ihre Leserschaft verweisen und sagen: "Das sind nicht unsere Ziele, das sind deren Ziele".

Cititzens Agenda Journalism funktioniert also so:

1. Mach einen Aufruf an deine Leserschaft und frag sie, welche Themen in der Wahlberichterstattung priorisiert werden sollten.

2. Die Rückmeldungen sichten und daraus eine Liste der Top-Themen generieren. Das ist dann die Citizens Agenda.

3. Alles über Nachrichtenfaktoren vergessen. Eine Nachricht ist nun, was mit der Citizens Agenda resoniert.

Den ersten Schritt, den Aufruf, hat vox.com gestern auf Youtube gemacht. Hier ist der Link zur Umfrage.

Die Wahlberichterstattung in den USA ist kaputt. Vox macht es jetzt anders. #citizensagenda

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Kommentare 11
  1. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    Hier die ersten beiden Beiträge, die Vox.com nach ihrer #citizenagenda produziert hat:

    1. How America can leave fossil fuels behind, in one chart
    https://www.youtube.co...

    2. What long voting lines in the US really mean
    https://www.youtube.co...

  2. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 3 Jahre

    Passt gut zu diesem anderen Piq über die Infragestellung der Relevanz einer Meldung oder eines Themas in den Nachrichten.
    Die Pferderennenperspektive ist eigentlich langweilig, weil man so tut, als wohnte man auf einem anderen Stern und die realen Folgen der Politik würden höchstens die Anderen betreffen.

  3. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    Gute Möglichkeit.
    Diese Fixierung übrigens auf die innensicht wie es hier genannt wird entspricht im Grunde dem: man konzentriert sich auf die kniffs der Anwälte und die "wahrheit" einer Tat ist egal. Auch eine sehr amerikanische Sichtweise auf Gerichtsverfahren...

  4. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor mehr als 3 Jahre

    Diesmal keine brennende Zeitung als Motiv? 😁
    Super piq, danke!

    1. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      Ich war so kurz davor 😅

    2. Yvonne Franke
      Yvonne Franke · vor mehr als 3 Jahre

      @Christoph Zensen Ich habe den piq in den piqs der Woche Newsletter aufgenommen. Über diesen Link kriegst Du ihn auch: https://piqd.us11.list... :-) Sehr super. Vielen Dank!

    3. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre

      Die Leute vom DLF Politik-Podcast fandes es nicht so toll:
      https://twitter.com/ch...

    4. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor mehr als 3 Jahre

      @Christoph Zensen Ohja, gerade gelesen. Zumindest mit Bezug auf die eine Folge scheint die Kritik ja berechtigt. Mich würde interessieren, ob sie Beispiele bringen, in denen sie es anders machen.

    5. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre

      @Maximilian Rosch Vielleicht mache ich mal — nach dem Vorbild von Achim Engelberg — einen Unpiq dazu.

      Wobei ich ja Kiq besser finde als Unpiq 😉

    6. Alexander Sängerlaub
      Alexander Sängerlaub · vor mehr als 3 Jahre

      Schade eigentlich! 🔥🗞🐵

      Super piq, das ist auch genau das, was ich mir wünsche. Ein Journalismus, der wissenschaftliche Methoden nutzt und Bürgerïnnen miteinbezieht. So muss es laufen. 🥳

    7. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 3 Jahre

      @Alexander Sängerlaub Das Vox jetzt (zumindest teilweise) auf die citizens agenda umsteigt, ist auch ziemlich großer Meilenstein für die Journalismus-Reform. Bridget Thoreson, die neue Chefin von Hearken (Hearken hilft Newsrooms dabei auf die citzens agenda umzusteigen), hat die Nachricht erst gestern bekommen (von mir 😉) und hat einen schönen Thread dazu geschrieben, wie diese Arbeit jetzt endlich Früchte trägt:
      https://twitter.com/Br...

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