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Literatur

Frank Ocean, Lieblingsautoren & Fragebögen

Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelMittwoch, 19.06.2019

Frank Ocean, bürgerlich einst Christopher Breaux, ist seit circa neun Jahren einer meiner Lieblingsautoren (weil er sich selbst eher als Autor denn als Musiker sieht). Wer Frank Ocean nicht kennt, sollte sich dringend wenigstens sein bahnbrechendes Album "Channel Orange" von 2012 besorgen (bevor man sich dem enigmatischeren "Blonded" von 2016 zuwendet, auf dem es eigentlich keine richtigen Songs mehr gibt und das noch nicht mal mehr als physischer Tonträger existiert).

Allerdings leidet die Beziehung zum Lieblingsautor momentan darunter, dass ich ihm nicht nur heimlich (er weiß nichts davon) auf seinem Instagram-Account folge, sondern auch noch dauernd irgendwelche Magazin-Stories über ihn lesen muss. In beiden Formaten entpuppt er sich mehr und mehr weniger als enigmatisch zurückgezogen lebender Poet, sondern eher als kaltes Fashion-Model.

Eine Ausnahme bildet höchstens die aktuelle Story im DAZED-Magazine. Die Redaktion kam auf die gute Idee, von einem Haufen prominenter bis semiprominenter Kulturschaffender (Evan Mock?!) Fragen einzuholen und diese dann von Frank beantworten zu lassen.

Am besten gefallen haben mir folgende zwei Fragen und Antworten:

IAN KENNETH BIRD: You wake up tomorrow in a different city with a different job. Where are you and what are you doing?

FRANK OCEAN: I’m here. I’m a spy.

...

EVAN MOCK: Is Cleopatra working at the pyramids tonight? If so, does she do private lessons?

FRANK OCEAN: RING RING!

Anmerkung: Die Stadt, in der Frank Ocean gerade lebt, ist New York, und die Frage nach Cleopatra verweist auf den Song "Pyramids", dessen Lyrics man sich hier interpretieren lassen kann.

PS: Das Comeback des Fragebogens - vor kurzem zwang mich Jan Brandt ("Eine Wohnung in der Stadt, ein Haus auf dem Land") die Fragen zu beantworten, die ich mir für meine Lieblingsautoren ausgedacht hatte, als ich für Andy Warhol's Interview Magazine das dort als zu unglamourös verhasste Literatur-Ressort betreuen durfte. Er behauptete, die Antworten für ein Porträt in der Indie-Publikation BÜCHERmagazin zu brauchen, von dem ich noch nie gehört hatte. Heraus kam dann eine kleine, gemeine Kolumne in der April/Mai-Ausgabe über die späten Nuller Jahre, als wir beide mal befreundet waren. Aus dem von mir gewissenhaft beantworteten Fragebogen verwendete er für seinen Text nur eine Antwort. Raten Sie welche!

MEIN LEBEN MIT BÜCHERN

INTERVIEWER: Ist Ihr Leben eher ein Roman oder ein Sachbuch?

ICH: Mein Leben ist eine beständig von Roman-Ideen bedrohte Lach- und Sachgeschichte.

Welche Bücher befinden sich gerade auf Ihrem Nachttisch?

Tatsächlich liegen seit zwei Jahren übereinandergestapelt von unten nach oben Heideggers „Schwarze Hefte“, Marc Augés „Lob des Fahrrads“ und David Wagners „Romania“. Ich lese nie im Bett.

Wie riechen Bücher?

Das war zu meinen Andy Warhol‘s-Interview-Zeiten immer eine Lieblingsfrage, für die mir Richard Ford fast eine reingehauen hätte. Nach jahrzehntelangem Rumriechen würde ich sagen: entweder nach Blauer Mülltonne oder nach einem alten Freund im Bücherregal, den du zu lange nicht gesehen hast.

Welches Buch hat Sie zuletzt mit auf eine Reise genommen? Und wohin bloß?

Die Frage hatte ich mal irgendwo geklaut gehabt. Von der New York Times Review of Books oder so. Ich kann mich an keine einzige gute Antwort erinnern und natürlich weiß ich auch keine.

Welches Buch haben Sie zuletzt tatsächlich zu Ende gelesen?

Houellebcqs „Serotonin“. Rein beruflich.

Welches Buch ist schon mal gegen die Wand geflogen?

Zuletzt Kenah Cusanits „Babel“, auch rein beruflich. Schlimme Strebersprache: Protagonisten, die „Buddensieg“ heißen und unter akuter Konjunktivitis leiden. Dennis Scheck-Literatur, klarer Buchpreis-Favorit.

Ja oder Nein: Lachen Sie beim Lesen?

Ja.

Wo lesen Sie am liebsten?

Nein. Richard Ford würde sagen: nothing comes to mind.

Essen oder Trinken zur Lektüre?

Nein.

Wissen Sie noch eine gute Sexstelle aus einem Roman?

Für diese Frage möchte ich mich nachträglich bei allen Interview-Partnern entschuldigen. Kompletter Bullshit, die Kombination aus „gut“ und „Sexstelle“. Aber das war damals der Vibe, und ich kam mir irre gonzo vor. With that being said lehne ich Romane ohne Sexstellen natürlich ab.

Gibt es einen Klassiker, der Sie völlig kalt gelassen hat?

Das ganze Konzept „Klassiker“ lässt mich bereits völlig kalt.

Lieblingsname aus einem Roman?

Kanye West. Aus „Mein Leben als Tennisroman“.

Ein Lieblingsbuch mit 17 und wann zum letzten Mal gelesen?

Salingers „Nine Stories“. Zuletzt vor vielleicht zwei Jahren gelesen.

Welcher Autor soll Ihre Biographie schreiben?

Hier gab es immer die am peinlichsten um Bescheidenheit bemühten Antworten: „Meine Biographie braucht kein Mensch“ oder irgendwelche unbekannten Lyriker. – Ich möchte lieber in die Vollen gehen: Detlef Kuhlbrodt. Oder Benedict Wells. Oder Judith Hermann. Könnte ich stundenlang drüber nachdenken.

Gibt es ein gutes Lesen im schlechten Leben?

Die Erfahrung und Adorno sagen mir: es gibt jede Menge Bad Reading da draußen. Und ein paar helle Momente, die es dann wert gewesen sein müssen.

Diese von mir mehr oder weniger selbst ausgedachten Fragen selbst zu beantworten fühlte sich komplett beschissen (oder größenwahnsinnig) an. Aber mein nächstes Projekt wird sein, mit dem Fragebogen weiterzumachen und nicht zu ruhen, bis ihn auch Lieblingsautoren wie Frank Ocean und Jan Brandt ausgefüllt haben.


Frank Ocean, Lieblingsautoren & Fragebögen

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