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Literatur

EUROTRASH

Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelDienstag, 16.03.2021

Seit knapp zwei Wochen ist Eurotrash (KiWi), der neue Roman des Schweizer Autors und Kynikers Christian Kracht (Jahrgang 1966), auf dem Markt. Ich habe es mir gleich am Veröffentlichungstag gekauft, nachdem ich mir einen Tag zuvor bereits das "einzige" Interview mit Kracht, das Johanna Adorján für die SZ führen durfte (s. Hauptlink), sofort im Print am Kiosk besorgt gehabt hatte, weil ich befürchtete, die Zeitung könnte später ausverkauft sein. Aber die Zeiten sind vorbei.

25 Jahre nach seinem Debüt Faserland kehrt Christian Kracht in die Welt seines größten Romanerfolgs zurück, in etwa so wie David Lynch mit Twin Peaks. Während aber die dritte Staffel der legendären TV-Serie als krachend (oder, im wahrsten Sinne des Wortes: geisterkrank) gescheitert betrachtet werden kann, gelingt Kracht mit seinem Alter Ego, dem Faserland-Autor Christian Kracht als Ich-Erzähler von Eurotrash, eine ebenso furiose wie autofiktionale Um- wenn nicht Neuschreibung der alten Dandy- und Drifter-Fibel. Diesmal geht es nicht Deutschland, sondern der Schweiz an den Kragen.

Auf einer (Achtung, Rahmenhandlung) Taxifahrt durch die Schweiz mit seiner schwerreichen, todkranken Alkoholikermutter wird klar: Schuld am Niedergang sind das Geld und die Nähe zu bzw. Verstrickung mit Nazi-Deutschland, wo das Geld einst gemacht wurde.

Das Grundproblem sei immer das Geld gewesen, hatte sie mir vor Jahren einmal gesagt ... Geld ist das Instrument der Unterdrückung, merk Dir das, mein Junge, hatte sie gesagt, damit kriegen sie Dich, besonders hier in der Schweiz.

Jede halbwegs sensible Person, die mal durch die Schweiz durchgefahren ist (selbstverständlich immer nur im Transit auf der teuren Maut-Autobahn, um so schnell wie möglich ins lustige, lebensfrohe, mafiose Italien zu entkommen!), weiß, was gemeint ist: Der betonbunkergraue Geldwert, das verklemmt-korrekte Neutrale der Schweiz, an dem alles hier zugrunde gehen muss.

Bisweilen klingt das in Sound und Befund zwar ein bisschen zu thomasbernhard, hat aber nichts von seinem Drive eingebüßt, wenn es gegen die Fetische des Kapitalismus geht, wie Bulgari-Seife in Luxus-Hotels oder das Gewese ums Essen in den Ländern der ehemaligen, längst pandemisch dem Untergang geweihten "Ersten Welt", deren Menschen ernsthaft glauben, sie wären nicht mehr Teil des Problems und würden dem Planeten etwas Gutes tun, wenn sie sich derart um sich selber sorgen:

... Junge, hatte sie gesagt, es sei das zweifelhafte und auch lächerliche Privileg der Petite bourgeoisie, sich für Obst und Käse und frischen Blumenkohl zu interessieren, sie lehne das ab, sie würde nur Fertiggerichte essen, alles andere sei spießig, und von ihr aus könne es jeden Tag Schlemmerfilet Bordelaise aus dem Gefrierschrank bei der Migros geben bis ans Ende ihrer Tage.

Das alles sagt in Eurotrash immer die Mutter, der Kracht hier die besten Romansätze geschrieben hat und vor der er in der realen Welt zeitlebens eine "physische" Angst gehabt hatte, wie er im SZ-Interview verrät. Auf Instagram inszeniert er sie gern als schlankes Beach-Model aus den Sechzigern.

Love your mum, posten die Follower dann dazu.


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