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Klima und Wandel

Warum Fluggesellschaften jetzt Klimaziele lockern wollen

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresDienstag, 07.04.2020

Eigentlich haben sich die Mitgliedsstaaten der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO im Jahr 2016 relativ klare Klimaziele gegeben: Sie vereinbarten, dass der Flugverkehr vom Jahr 2020 an CO2-neutral wachsen soll. Seine Emissionen sollen also nicht mehr steigen – und wenn doch, solle der Anstieg zumindest über ein Emissionshandelssystem kompensiert werden.

Das System heißt Corsia und hat seine ganz speziellen Schwächen. Angesiedelt ist es unter dem Dach der Vereinten Nationen.

Die künftig noch erlaubten Emissionen berechnen sich aus den Mengen der Jahre 2019 und 2020, und das werde jetzt zum Problem – sagen jedenfalls die Fluggesellschaften. Grund ist der Einbruch ihres Geschäfts aufgrund der Corona-Pandemie. So gut wie niemand fliegt derzeit. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA schätzte die daraus resultierenden Umsatzverluste für das laufende Jahr Anfang März auf 63 bis 113 Milliarden Dollar. Die Branche fordert staatliche Hilfen.

Entsprechend niedrig sind die Emissionen aus dem Luftverkehr derzeit – und entsprechend niedrig wären die künftig noch erlaubten Emissionen, falls es bei der ursprünglichen Vereinbarung der ICAO bleibt. Deshalb fürchten die Fluggesellschaften künftig höhere Kompensationskosten. Und um die zu verringern, drängen sie jetzt die Vereinten Nationen, die in Zukunft noch erlaubte Emissionsmenge neu zu berechnen:

But the public health crisis and collapse of air travel means emissions from aviation are anticipated to fall this year.

A lower 2019-2020 baseline than initially expected would toughen airlines’ goals for curbing emissions growth and force companies to buy a lot more offsets to meet the sector’s climate target when traffic rebounds.

In a position paper, Iata said use of the two-year average could result in “significantly higher offsetting requirements and costs for operators further down the line”.

Iata called on the Icao’s council, the organisation’s governing body, to adjust Corsia’s baseline to 2019.

China fordert ebenfalls eine Neuberechnung. Andere sind strikt dagegen, zum Beispiel Bas Eickhout, Europabgeordneter der Grünen und Vizevorsitzender des Umweltausschusses im Europaparlament. Er sagt, die Emissionsrechte seien sehr billig. Das heißt: So hoch wären die Zusatzkosten für die Fluggesellschaften in Wahrheit gar nicht. Eickhout spricht von ein paar Euro pro Tonne CO2.

Hinzu kommt: Wenn Corsia im Januar in Kraft tritt, ist die Teilnahme an dem Handelssystem sechs Jahre lang freiwillig. Allerdings entscheiden nicht die Fluggesellschaften, ob sie mitmachen wollen, sondern die Mitgliedsländer der ICAO. Erst ab 2027 an ist die Kompensation für alle obligatorisch.

Eickhout... told Climate Home News Corsia was already “extremely weak” and “won’t bring the aviation sector anywhere near to what is needed to tackle climate change”.

Warum Fluggesellschaften jetzt Klimaziele lockern wollen

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Kommentare 3
  1. Felix Güthe
    Felix Güthe · vor fast 4 Jahre

    Ich würde ja immer noch hoffen, dass man eine kommende Konsolidierung nicht zu einer weiteren Monopolisierung sondern auch zu einer Reduktion der Flugbewegungen führen wird. Das ist doch jetzt der Moment die in Schieflage geratenen Konzerne auf die richtige Spur zu bringen. Corsia war ja bereits kaum im Einklang mit internationalen Abkommen (wie Paris) zu bringen.

  2. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

    Ein Extra-Emissionsbegrenzungssystem für jeden einzelnen Wirtschaftsbereich ist irgendwie sinnfrei, wenn es schon Eines-für-Alle gibt. In Europa ist das das ETS. Deshalb erscheint es mir das Logischste von der Welt, den europabezogenen Luftverkehr ins ETS einzubeziehen - ich weiß, da gehen alle Anderen auf die Barrikaden, ist politischer Sprengstoff. Ändert aber nichts daran, dass es das Logischste ist. Dann hat man nicht solche Scherereien mit Bezugsjahren - die allein bedeutsame Gesamtemission geht wie geplant runter und fertig. Das hat sogar eine wirtschaftspolitisch günstige konjunkturelle Ausgleichsfunktion: in der Rezession, d.h. bei niedriger Energienachfrage, sinkt der Zertifikatepreis, was antizyklisch wirkt.
    Also brauchen wir eine globale "Cap". Man wird ja noch träumen dürfen.
    Und CORSIA ist besser als nichts in den Weltgegenden, in denen man Emissionsbepreisung bislang nur vom Hörensagen kennt.

    1. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor fast 4 Jahre

      Hallo Dominique,

      das ETS schließt ja, soweit ich weiß, den Luftverkehr mit ein. Wie das Verhältnis zwischen ETS und Corsia sein soll, ist allerdings noch unklar, dazu gab es vergangenen Dezember eine Anfrage der FDP an die Bundesregierung, die verwies dann darauf, dass die Kommission 2020 dazu einen Beschluss fassen werde.

      Problematisch ist halt, dass man ein ohnehin sehr schwaches Instrument (Corsia), das für andere Weltgegenden zumindest ein Anfang sein könnte, jetzt noch weiter schwächen will.

      Viele Grüße!
      Alexandra

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