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Klima und Wandel

In Utah herrscht Dürre – aber Alfalfa wird gewässert und exportiert

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresMontag, 02.08.2021

Wie absurd kann Wirtschaft in Zeiten der Klimakrise sein? Und wie lange kann das noch gut gehen? Das habe ich mich gefragt, als ich die hier gepiqde Kolumne von Heike Buchter auf ZEIT ONLINE gelesen habe.

(Transparenzhinweis: Ich schreibe selbst regelmäßig für ZEIT ONLINE.)

Kein anderes Land der Welt verbraucht so viele natürliche Ressourcen wie die USA. Würden wir alle so leben wie die Bevölkerung dort, bräuchten wir fünf Erden. Der Abstand zu den in der Rangliste nachfolgenden Ländern ist allerdings nicht besonders groß: Australien liegt mit 4,6 Erden auf Rang zwei, es folgen Russland, Frankreich und Deutschland. Würden alle Menschen so leben wie die Deutschen, wären fast drei Erden nötig, um alle zu tragen.

Was Heike Buchter berichtet, geschieht also im Westen der USA, genauer: In Utah. Denn in Utah herrscht Dürre.

Utahs Stauseen sind im Schnitt nur noch zu 58 Prozent gefüllt. Einst füllten sie sich im Frühjahr regelmäßig durch die Schneeschmelze. Doch die Schneedecke ist auch im vergangenen Winter wieder zu dünn gewesen. "Wir greifen auf Wasserreserven zurück, die wir in früheren Jahren angelegt haben. Wir verbrauchen unsere Notvorräte", warnte der Direktor des Department of Natural Resources, der zuständigen Behörde

Die Folgen: Seen in Utah trocknen aus, geschwächte Wälder fallen dem Borkenkäfer zum Opfer. Die Salt Lake Tribune fragt, ob die Bevölkerung bereit sein könnte, ihr Duschwasser zu recyceln. Die Farmer beten für Regen. Dabei sind sie selbst mitverantwortlich für die Wasserknappheit, denn:

Utahs Farmer gehören zu den größten Wasserverbrauchern. Schuld daran ist nicht zuletzt ihr erfolgreichstes Produkt: Alfalfa. Auch bekannt unter dem Namen Luzerne wird die Hülsenfrucht als Viehfutter angebaut. Wer durch die breiten Täler fährt, erkennt sie bald: Die satt grünen Felder mit ihren Bewässerungsanlagen stechen aus der trockenen Umgebung heraus. Alfalfa-Heu ist begehrt bei Rinderzüchtern und Milchbauern. Der Trend zum grass-fed beef – Fleisch von Weiderindern – hat die Nachfrage in den letzten Jahren noch zusätzlich befeuert. Den Rindern reicht das Gras auf den Weiden vielfach nicht und so füttern die Rancher zusätzlich Heu.

Je trockener die Weiden aber sind, desto mehr Heu brauchen die Bauern zum Zufüttern. Und weil "grass-fed beef" weltweit beliebt ist, wird das gute Alfalfa-Heu auch exportiert. Nach Saudi-Arabien zum Beispiel, in die Vereinigten Arabischen Emirate, oder nach China. Die beiden arabischen Staaten schonen ihre eigenen, knappen Wasservorräte, schreibt Buchter. Statt selbst Heu im größeren Stil anzubauen, kaufen sie es lieber im Ausland. Und chinesische und saudische Unternehmen erwerben in den USA auch Land, Heufarmen zum Beispiel.

Inzwischen sind solche Deals fast schon Routine. Das Prinzip dahinter kritisierte Jody Emel, Umweltexpertin an der Clark University in Massachusetts, kürzlich gegenüber Reportern des linken Magazins Mother Jones: "Die Ressourcen werden ausgesaugt, der Wohlstand und Wert daraus fließt woanders hin und alles, was den Einheimischen bleibt, ist ein Almosen."

Wie lange kann sowas noch funktionieren?

In Utah herrscht Dürre – aber Alfalfa wird gewässert und exportiert

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Kommentare 4
  1. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor mehr als 2 Jahre

    Vielen Dank. Immer wenn ich denke: schlimmer geht's nimmer, kommt ein piq daher, der das Gegenteil beweist. Dieser Bericht liest sich wie die Geschichte der 10 Plagen in Ägypten im 2. Buch Moses. Und er zeigt, wie wenig die Menschheit dazu lernt. Traurig.

    1. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor mehr als 2 Jahre

      Ein ähnliches Gefühl hatte ich gestern, als ich den Text von Heike Buchter gelesen habe. Dabei gäbe es ja politische Möglichkeiten, beispielsweise wirtschaftliche Anreize so zu setzen, dass sich der Export von Alfalfa-Heu (um mal beim konkreten Beispiel zu bleiben) schlicht nicht mehr lohnt, oder zumindest nicht im gegenwärtigen Ausmaß. Oder die Farmer bei der Suche nach Alternativen zu unterstützen.

    2. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als 2 Jahre

      @Alexandra Endres Absolut, Ansätze gäbe es viele, doch der Wille scheint nicht da zu sein. Ich frage mich, was noch geschehen muss, bis die Situation endlich als katastrophal gesehen wird. Vermutlich denken alle: die anderen sollen es machen. Ich brauche das Geld!

    3. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor mehr als 2 Jahre

      @Gabriele Feile Ähnliche Beispiele gibt es ja aus vielen anderen Ländern auch. Ich kenne die Verhältnisse in Andalusien nicht so gut. Aber das ganze Gemüse, das dort für den europäischen Markt angebaut wird, muss ja auch intensiv bewässert werden - in einer trockenen Region.

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