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Volk und Wirtschaft

Die weltweite Armut sinkt, sagt Bill Gates – und liegt damit völlig falsch

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresSamstag, 02.02.2019

Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst ... nun, verstanden hast, könnte man in Abwandlung des alten Sprichworts sagen. Im vorliegenden Fall trifft das Bill Gates. Der hat vor ein paar Tagen eine Infografik getwittert, die zeigen soll, wie sehr sich die Welt in den vergangenen 200 Jahren verbessert habe (Quelle: Our World in Data).

Unter anderem sei die extreme Armut sehr stark zurückgegangen, besagen die von Gates getwitterten Daten: 1820 lebten demzufolge 94 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut, heute nur noch 10 Prozent.

Toll, oder? Jason Hickel, Anthropologe an der London School of Economics und Autor eines Buchs über die globale Ungleichheit, ist anderer Meinung. Im britischen Guardian begründet er, warum:

Erstens seien die Daten, die Gates‘ Infografik zugrunde liegen, nicht aussagekräftig, denn verlässliche Armutsdaten gebe es erst seit 1981.

Zweitens ist Geld für Gates der Maßstab. Lange Zeit aber brauchte ein großer Teil der Weltbevölkerung gar kein Geld, um gut zu leben.

Prior to colonisation, most people lived in subsistence economies where they enjoyed access to abundant commons – land, water, forests, livestock and robust systems of sharing and reciprocity. (...) Gates’s favourite infographic takes the violence of colonisation and repackages it as a happy story of progress (and coerced proletarianisation).

Drittens sei die aktuelle Armutsgrenze mit 1,90 US-Dollar am Tag so niedrig, dass man damit nicht überleben könne. Unter den Menschen, die knapp darüber lägen, seien die Unterernährungs- und Sterblichkeitsraten sehr hoch. Setze man aber die Grenze realistisch, werde sichtbar, dass die Zahl der Armen in Wahrheit seit 1981 dramatisch gestiegen sei.

So what happens if we measure global poverty at the low end of this more realistic spectrum – $7.40 per day, to be extra conservative? Well, we see that the number of people living under this line has increased dramatically since measurements began in 1981, reaching some 4.2 billion people today.

Die weltweite Armut sinkt, sagt Bill Gates – und liegt damit völlig falsch

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Kommentare 11
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 5 Jahren

    Auch heute noch leben viele Menschen in einer Welt ohne Geld .....

  2. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor 5 Jahren

    Ein recht schwacher, ideologisch gefärbter Text.

  3. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor 5 Jahren

    Sehr spanned. Durch die Erzählungen von Hans Rosling, Steven Pinker und Max Roser würde ich mich auch als Anhänger dieses Narrativs zählen.

    Werte wie Lebenserwartung und Kindersterblichkeit haben sich in dieser Zeit verbessert. Oder wird das auch bestritten?

    Zumindest im Gapminder-Tool bewegen sich auch stetig mehr Menschen über die 7,50€-Grenze:
    https://www.gapminder....

    1. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor 5 Jahren

      Dieser Link sollte funktionieren:
      http://bit.ly/2GjoIIq

    2. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor 5 Jahren

      Hickel geht in dem gepiqten Text nicht auf die anderen Größen ein - ich könnte mir vorstellen, dass die Datengrundlage auch da unsicher wird, sobald man so viele Jahre zurückgeht, kann dazu aber im Detail leider nichts sagen. Das Tool schau ich mir an, danke für den Link!

      Persönlich finde ich Hickels Argument, dass früher viele Menschen ohne Geld gut lebten, während sie heute von mies bezahlten Jobs abhängen, besonders bedenkenswert. Mir begegnen auf meinen Reisen in Lateinamerika immer wieder Leute, die gar nicht in die Marktwirtschaft integriert werden wollen, weil sie unsere übliche Vorstellung von "Entwicklung" nicht teilen. Lieber wollen sie die alte Tradition der Commons stärken.

    3. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor 5 Jahren

      @Alexandra Endres Ach, der Steven Pinker hat schon eine Replik geschrieben. Sie findet sich am Ende von diesem Text: https://whyevolutionis...

    4. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor 5 Jahren

      @Christoph Zensen Und in Punkt 5 führt er auch meine Skepsis aus, natürlich eloquenter:

      5. The drastic decline in extreme poverty is corroborated by measures of well-being other than income that are correlated with prosperity, such as longevity, child mortality, maternal mortality, literacy, basic education, undernourishment, and consumption of goods like clothing, food, cell phones, even beer—all have improved.

    5. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor 5 Jahren

      @Christoph Zensen Er unterstellt Leuten wie Hickel in dem Beitrag ja eine marxistische Agenda und eine zu romantische Vorstellung alter Zeiten. Mag sein, ich kenne Hickels Arbeit nicht gut genug, um das beurteilen zu können.

      Geringere Sterblichkeit, Unterernährung, etc. widerspricht Hickels These natürlich. Da müsste ich mir die Daten genauer anschauen.

      Trotzdem, finde ich, behält Hickel einen Punkt: "Entwicklung" lässt sich nicht unbedingt an der Höhe des Einkommens messen - und auch nicht an der Versorgung mit nicht lebensnotwendigen Konsumgütern. Das gerät m.E. in der Diskussion viel zu oft aus dem Blick.

      Gerade Gemeinschaften im Süden, die sich außerhalb der herrschenden Marktlogik entwickeln wollen, bekommen dazu allzu oft keine Chance und werden auch mit Gewalt daran gehindert. Ich fände gut, wenn man das stärker in den Blick nehmen würde. Das Problem ist natürlich, dass man diese alternative Art von Entwicklung nicht statistisch fassen kann.

    6. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor 5 Jahren

      @Alexandra Endres ein paar gute grundlagen dafür, wie man verlässliche statistiken erstellen kann, und wie man lernen kann, mit ihnen argumentativ umzugehen, sind im buch 'factfulness' von den roslings nachzulesen. könnte man glatt piqn.

    7. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor 5 Jahren

      @Alexandra Endres Ich bin sehr interessiert an Gemeinschaftsformen, die außerhalb einer Wachstumslogik funktionieren. Insbesondere, wenn sich darin Konzepte finden, die auch in der Postwachstumsgesellschaft Anwendung finden könnten.

      Vielleicht findest du ja einen Text, der deine Erfahrungen mit suffizienten Gemeinschaften in Lateinamerika gut ausführt? Würde mich übet den Piq freuen.

    8. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor 5 Jahren

      @Christoph Zensen Ich kenne leider vor allem den zähen Kampf um mehr Autonomie. Ein Beispiel, das mir spontan einfällt, gibt es hier: https://www.latinario.... bzw hier: https://www.latinario....

      Im Moment arbeite ich gerade an einem Buch über Mexiko, in dem sich zumindest einige weitere Begegnungen finden werden. Bis zum Erscheinungstermin dauert es allerding noch ;).

      Und grade den Bezug zur Postwachstumsdebatte find ich auch zentral.

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