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Klima und Wandel

Die nächste Epidemie könnte in diesem Wald beginnen

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresSamstag, 23.05.2020

Wie springen Viren von Tieren auf Menschen über? Und was hat das mit Naturschutz zu tun? Die Fragen stellen sich nicht erst, seit wir in einer Pandemie leben. Aber sie werden wegen der Corona-Pandemie gerade wieder lauter gestellt.

Wichtig ist die Debatte darüber, weil sie natürlich Hinweise darauf liefern kann, ob wir Epidemien künftig häufiger erleben werden, weil wir beispielsweise die letzten Urwälder der Erde immer weiter abholzen – oder anders gesagt: Weil die Menschen den Wildtieren immer näher kommen.

Fritz Habekuß hat für die aktuelle Ausgabe der ZEIT (Disclaimer: Für deren Online-Ausgabe ich als Redakteurin arbeite) mit Forscher*innen gesprochen, die untersuchen, wie Krankheitserreger von Tieren auf Menschen überspringen. Zum Beispiel mit Laura Bloomfield, einer Medizinerin der Stanford University, die im Kibale-Nationalpark in Uganda forscht. 

Noch bis in die 1970er-Jahre war das Gebiet rund um den Park dünn besiedelt. Doch die Bevölkerung wächst rasant. Heute leben die Menschen entlang der Grenzen des Kibale-Nationalparks doppelt so eng aufeinander wie im nationalen Durchschnitt Ugandas.

Die Folge: Die Menschen suchen sich ihren Lebensunterhalt auch im Wald, trotz des Verbots, und treffen dort auf Affen. Das ist riskant, denn jede einzelne Begegnung könnte dazu führen, dass einem Affenvirus der Sprung auf die Menschen gelingt.

Die Covid-19-Pandemie erinnert daran, wie gefährlich Zoonosen für Menschen sind. 60 Prozent aller menschlichen Infektionskrankheiten stammen von Tieren. Rund drei Viertel davon von Wildtieren. Neue Zoonosen entstehen immer da, wo Tiere und Menschen sich zu nahe kommen. Wie im Osten Ugandas, wo Laura Bloomfield forscht.

(...)

Bloomfields Studie hat einen klaren Zusammenhang gezeigt: Je stärker ein Wald zerstört ist, desto größer das Risiko, dass Menschen sich mit Zoonosen anstecken.

Die Wälder seien voll mit gefährlichen Erregern, schreibt Habekuß: Ebola-, Hanta- und Nipah-Viren, Anthrax-Sporen und Moskitos, die Zika, Gelbfieber und Malaria übertragen, Marburg-, Hepatitis- und Coronaviren. Die Krankheiten, die von diesen Erregern ausgelöst werden, gehörten für Menschen zum Tödlichsten, was die Natur bereithält. Wie viele solcher Erreger es gibt? 3.000 Viren sind bislang beschrieben, aber es könnte mehr als eine Million davon geben, vielleicht viel mehr.

Allein zwischen 1960 und 2004 hat die WHO mehr als 330 Epidemien gezählt. Ausbrüche von Infektionskrankheiten werden immer häufiger, und so unterschiedlich diese Ausbrüche auch erscheinen mögen, viele haben eine Gemeinsamkeit: Drei von fünf neu auftretenden Infektionskrankheiten sind tierischen Ursprungs.

Übrigens springen neue Erreger nicht dort auf Menschen über, wo Wälder zerstört werden. Auch die Verhältnisse in der Nutztierhaltung bergen Risiken, man denke nur an die Antibiotikaresistenzen, die entstehen, wenn viele Tiere auf engem Raum unter unhygienischen Bedingungen gehalten werden. Wildtiermärkte sind ebenfalls riskante Orte (und auch in Deutschland werden exotische Tiere gehandelt). 

Christine Johnson, eine Veterinär-Professorin von der University of California in Davis (,...) hat im April eine Studie veröffentlicht, die deutlich einen Zusammenhang zeigt: Wo Wald abgeholzt wird, steigt das Risiko, dass Erregern der Sprung auf Menschen gelingt.

Und jedes Jahr verliert die Welt rund ein Prozent ihrer Waldfläche. Die WHO hat deshalb schon länger den "One-Health-Ansatz" übernommen. Damit gemeint ist die Überzeugung, dass gesunde Menschen (und Tiere) nur auf einem gesunden Planeten leben können. Natur- und Gesundheitsschutz gehören also zusammen.

Leider hat sich das noch nicht überall herumgesprochen. In Brasilien, das sich derzeit zu einem der am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder entwickelt, will die Regierung offenbar die Pandemie nutzen, um den Amazonas-Regenwald noch weiter abzuholzen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters:

Brazilian Environment Minister Ricardo Salles called on the government to push through further deregulation of environmental policy while people are distracted by the coronavirus pandemic, in a video the Supreme Court ordered released on Friday. 

Wer sich für die wissenschaftlichen Arbeiten hinter dem ZEIT-Artikel interessiert, findet die Quellen hier.

Die nächste Epidemie könnte in diesem Wald beginnen

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 4 Jahre

     "klaren Zusammenhang gezeigt: Je stärker ein Wald zerstört ist, desto größer das Risiko, dass Menschen sich mit Zoonosen anstecken" plus Nutz-Massentierhaltung =Epidemien durch mangelnden Natur- und Tierschutz. Wenn dann noch Globalisierung dazu kommt....

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