Halbzeit auf der Klimakonferenz in Madrid – und es ist wie immer: Die Verhandlungen sind noch nicht so weit, wie sie sein sollten. So läuft das politische Spiel. Man lässt möglichst viel bis zur letzten Minute offen, um dann am Ende, nach mindestens einer durchwachten Nacht, dem Wahlvolk zu Hause versichern zu können, man habe alles gegeben.

In Madrid stehen neue Klimaziele nicht auf der Agenda – sie sollen 2020 auf dem Gipfel in Glasgow verabschiedet werden. Hier wird vor allem um die Möglichkeit gestritten, Emissionszertifikate weltweit zu handeln. Es ist eine technische Angelegenheit, aber der hier gepiqte Text erklärt gut und knapp, worum es dabei geht.

Basis ist Artikel sechs des Pariser Abkommens. Er sieht vor, dass die Unterzeichnerstaaten Emissionsmärkte einrichten. Möglich sind drei Varianten:

• Der Handel zwischen zwei Ländern auf freiwilliger Basis (Artikel 6.2). In ihm verkaufen Länder, die ihre Emissions- oder andere Klimaziele übererfüllen, den Überschuss an andere.
  
• Die weltweite Vernetzung von nationalen Emissionshandelssystemen unter Aufsicht der UN (Artikel 6.4).
• Und die Kooperation außerhalb der Märkte, etwa durch Entwicklungszusammenarbeit (Artikel 6.8).

Wie das in der Praxis funktionieren soll, ist noch nicht klar. Es gibt viel Kritik: In der Vergangenheit wurden internationale Emissionsrechte (CDM) als klimafreundlich zertifiziert, die dem Klima in Wahrheit nichts brachten, etwa weil sie eh gebaut worden wären und keine fossile Energie ersetzten. Andere Projekte, die zertifiziert werden sollten, gingen mit Menschenrechtsverletzungen einher.

In Madrid bestehen manche Länder darauf, unter dem neuen Regime auch alte Zertifikate handeln zu können. Außerdem geht es darum, Doppelbuchungen zu vermeiden.

Am Ende kann nur durch strenge Regeln sichergestellt werden, dass die Märkte wirklich dem Klima nutzen. Oder, wie Carbon Brief in dieser supergründlichen Analyse schreibt: An Artikel 6 entscheidet sich, ob das Paris-Abkommen überhaupt funktioniert.