Volker Schlöndorffs neuer Dokumentarfilm heißt Der Waldmacher. Er dreht sich um Wiederaufforstung in Afrika. Mit seinem Film im Gepäck ist das Filmemacher-Urgestein in den letzten Monaten durch 39 Städte und 44 Kinos getourt. Er wollte neu mit seinem Publikum Kontakt aufnehmen und nebenbei sehen, wie es um die Kinolandschaft in Deutschland bestellt ist. Seine Bilanz in "epd film" fällt einigermaßen positiv aus: Es gibt noch einen Platz für Kino in Deutschland jenseits der Multiplexe und Blockbuster-Franchises.

Natürlich ist Schlöndorffs Bericht hochgradig anekdotisch, aber das macht ihn so nahbar. Er hat nicht nur exemplarische Interviews mit einigen Kinobetreibern geführt, wie es ein*e Redakteur*in machen würde, sondern er kann wirklich behaupten, sich ein umfangreiches Bild gemacht zu haben. Daraus pickt er einzelne Begegnungen und Beobachtungen, die er organisch verwebt und zu einem ziemlich stimmigen Gesamttableau zusammenfügt. Das fasst er zwar schon ganz gut im ersten Absatz zusammen, wenn er schreibt, die Lage wäre "zum Jammern zu gut, zum Freuen zu schwach", aber durch die Beschreibungen seiner direkten Erfahrungen wird diese Aussage lebendig.

Wer selbst gerne ins Kino geht, egal wo und wie und egal ob er oder sie wegen der Pandemie länger schon nicht mehr im Kino war, wird sich in diesen Beschreibungen wiederfinden. Und es macht Mut, von den vielen kleinen Strategien zu lesen, mit denen Kinobetreiber*innen ihre Spielstätten beleben. Ob ein Kino mit angeschlossener Kneipe (seit Jahren ein Dauerbrenner, wenn es um die Zukunft von Programmkinos geht) oder genossenschaftliche Abo-Modelle wie in Würzburg. Ich fand es erfrischend, diesen Schnappschuss der deutschen Kinolandschaft in den wohlgeformten Worten von Schlöndorff zu betrachten, und mich auf meinen nächsten Kinobesuch zu freuen.