Dieses Jahr haben auf wundersame Weise zwei Dinge zusammengefunden, über die ich mir seit Längerem schon den Mund fusselig rede. Das eine: Podcast-Kuration, die redaktionelle Auswahl und Neuzusammenstellung einzelner Podcast-Inhalte für alle Podcast-Hörer:innen, die nicht Hunderte Podcasts abonnieren wollen (passiert zum Beispiel im piqd Audio Feed oder in Podcast-"Festivals"). Das andere: das Nutzen der Podcast-Infrastruktur mit RSS-Feeds und Podcatchern, um Inhalte zu vertreiben, die keine klassischen Podcasts sind.

Das US-Label Pushkin Industries, gegründet von den Journalisten Jacob Weisberg und Malcolm Gladwell, experimentiert mit Letzterem schon länger. Sie haben damit eine Art Hybrid-Format geschaffen, dass sie Hörbuch nennen, weil es abgeschlossen ist und ungefähr so lang ist wie ein Buch, aber im Grunde auch ein Podcast sein könnte. Und so wird es auch vertrieben: Man bezahlt einen bestimmten Betrag und bekommt einen Link zu einem personalisierten Feed, den man dann im Podcatcher abonnieren kann. (Ich empfehle Miracle and Wonder über und mit Paul Simon). Es wundert mich ehrlich gesagt, dass nicht mehr Firmen ihre aufwendigeren, abgeschlossenen Podcast-Serien so vertreiben.

Nach langer Vorrede jetzt aber zum eigentlichen piq: Pushkin hat im April ein "Hörbuch" namens The Best Audio Storytelling of 2022 herausgebracht. Darin haben sie einzelne Folgen anderer Podcasts und Radiobeiträge ausgewählt, lizenziert und mit klassischen Kurations-Paratexten wie Einführungen und einem Vorwort (von David Sedaris) versehen. Die Auswahl ist zwangsläufig ein bisschen beliebig, aber sie erlaubt (für einen festen Preis von 10 Dollar) einen tollen Einblick in einen Audio-Jahrgang und hilft vielleicht sogar dabei, neue Lieblingspodcasts und -hosts zu entdecken. 

Unter den ausgewählten Stories befinden sich viele übliche Verdächtige aus dem US-Podcast-Business: Slate (One Year), Radiolab, Gimlet, NPR (Planet Money), die New York Times (First Person), aber auch ein paar Independent-Perlen wie Ear Hustle sowie ungewöhnliche Nuggets. Wer das Geld nicht ausgeben will, kann die Podcastfolgen natürlich auch anderswo kostenlos hören (ich habe sie im letzten Satz verlinkt). Aber das Anthologie-Format hat durchaus einen Mehrwert.