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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Was tun gegen die doppelte Selbstvernichtung?

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergMittwoch, 12.01.2022

Oft ist es bei der Berichterstattung so, dass ein Ereignis ein Thema in den Vordergrund zieht. Nach einer Überschwemmung redet man über die Klimakatastrophe oder nach einem Aufmarsch russischer Truppen entsteht eine Krieg-in-Sicht-Krise.

Dabei wird oft die Verflochtenheit der Krisen übersehen. Mehrere Initiativen wie "Neue Entspannungspolitik jetzt!" zeigen, dass die beiden Beispiele zu unlösbaren Konflikten führen können.

Die Atomwaffen sind der schnelle Selbstmord, der Klimawandel die langsame Selbstvernichtung. Es ist höchste Zeit, das Ruder rumzureißen.

Diese beiden Krisen sehen die drei Autoren Peter Brandt, Reiner Braun und Michael Müller für zentral, mit denen aber andere zusammenhängen, etwa der Kolonialismus und seine Folgen:

Der alte Kolonialismus der Welt findet in einer neuen ökologischen Form seine Fortsetzung. Sicher wird ein reicher Teil der Welt versuchen, sich in grünen Oasen des Wohlstands von der unwirtlich werdenden Welt abzuschotten, auch mit militärischen Mitteln.

In gewisser Weise setzt dieser Text – Peter Brandt ist der älteste Sohn von Willy Brandt – die alte Entspannungspolitik fort.


Die alte?

Erstaunlich aktuell klingt Willy Brandts große Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises 1971, also vor einem halben Jahrhundert, in der er die Fehler der eigenen Seite nicht verschweigt:

Auch in der Tradition der europäischen Demokratie lebt neben einem humanitären ein doktrinärer Zug, der zur Tyrannis führt; Befreiung wird dann zur Knechtschaft.

Politik ist stets interessengeleitet und findet in einem konkreten geschichtlichen Umfeld statt, sprich: Sie gründet auf Vorgängern, selbst wenn man diese bekämpft hat:

Ich wußte, daß die Rechnung für Hitlers Krieg noch offen war. Aber ich war und bin dennoch nicht gesonnen, über die Prinzipien der Menschenrechte und der Selbstbestimmung mit mir handeln zu lassen.

So erkannte die damalige Bundesregierung die Annexion des Baltikums nicht an, ohne entschiedene Schritte auf anderen Feldern in Richtung der Sowjetunion zu unternehmen.

Frieden ist nicht alles,

pointierte Willy Brandt einmal, aber

ohne Frieden ist alles nichts.

Und so möchte ich die Empfehlung dieser beiden gedanklich tiefen und in schlichter Eleganz geschriebenen Texte mit dem Beginn des aktuellen beenden:

Kriege fallen nicht vom Himmel. Ihre Ursachen liegen in internationalen Machtverhältnissen, wirtschaftlichen Interessen und expansiven Ideologien, in sozialen Ungleichheiten, kulturellen Konflikten und heute insbesondere in ökologischen Bedrohungen, die vom Kampf um Öl bis zu den heraufziehenden Bedrohungen der vom Menschen verursachten Klimakrise reichen. In unserer Zeit, in der die gegenseitigen Verflechtungen und Abhängigkeiten ständig zunehmen, in der sich Krisen grenzüberschreitend auswirken, in der globale Waffen jeden Punkt der Erde erreichen können, kann internationale Sicherheit keine militärische Frage sein und schon gar nicht einseitig erlangt werden.

Aber die Militärausgaben steigen, liegen bei knapp zwei Billionen US-Dollar heute sogar höher als in der Zeit der in Ost und West geteilten Welt.

Gestern & Heute: Was tun gegen die doppelte Selbstvernichtung?

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Kommentare 2
  1. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor mehr als 2 Jahre

    Ich sehe derzeit und auch mittelfristig keine Bereitschaft irgendeines Machtblocks, ernsthaft über ein gemeinsames Sicherheitskonzept zu sprechen. Sowohl China als auch Russland gebärden sich höchst aggressiv; und von der NATO kommt auch keine belastbare Initiative.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 2 Jahre

      Ja, deshalb empfahl ich beide Texte, obwohl sie zusammen lang sind.

      Ihre Position entspricht dem Hauptstrom nach dem Mauerbau 1961. Dennoch begannen Brandt und Bahr und ein paar andere. Nach dem Einmarsch in Prag 1968 galt die Entspannungspolitik für gescheitert. Dann kam 1969/70 der Durchbruch und 1971 der Friedensnobelpreis. In der Rede kann man nachlesen, warum es nach Willy Brandt dennoch klappte.

      Freilich, Geschichte wiederholt sich nicht, aber es gibt Variationen. Deshalb ist dieser Piq mit Texten von heute und gestern so erhellend.

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