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Flucht und Einwanderung

Gestern & Heute: Ohne eine europäische Seenotrettung bleibt Völkerrechtsbruch Alltag im Mittelmeer

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergSonntag, 05.07.2020

Die Hilfsorganisation SOS MEDITERRANEE richtet einen Hilferuf an Europa, die 180 Menschen an Bord ihres derzeitigen Rettungsschiffes OCEAN VIKING anlegen zu lassen und aufzunehmen.

Seitdem in den 1990er Jahren das Mittelmeer zur gefährlichsten Grenze der Welt geworden war, verschärft sich die Lage in Wellen seit über einem Vierteljahrhundert. Seit 2015 ist die staatliche Seenotrettung im Mittelmeer weitgehend eingestellt. Private Hilfsorganisationen versuchen, die Not zu lindern und sehen sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden Schlepper begünstigen.

Sebastian Leber beschreibt, wie Behörden mit absurden Fallstricken und wenigen bis gar keinen Beweisen für Fehlverhalten, die Arbeit der Retter erschweren:

Während der Pandemie wurden die Restriktionen gegen zivilgesellschaftliche Organisationen noch weiter verschärft. Viele Schiffe und Crews sind wochenlang in Quarantäne und die Logistik für die Seenotrettung ist schwierig. ... Unter dem Hashtag #leavenoonebehind hat sich dennoch eine breite Solidaritätskampagne für die Geflüchteten auf See und in den Camps in Griechenland gebildet.

Rückblende: Die SOS MEDITERANEE gehört zu den ersten Hilfsorganisationen, die seit 2016 Zehntausende (!) vor dem Ertrinken gerettet haben und dies bis heute weiter versuchen.

Auf ihrer Webseite sind Stimmen der Geretteten dokumentiert:

Der erste Bericht stammt aus dem Frühjahr 2016. Er endet mit diesen Worten:

Diese Überfahrt war eine Reise des Todes. Ich würde niemandem empfehlen, auf diese Weise zu reisen. Ich werde meinen ägyptischen Freunden, die noch in Libyen sind, davon abraten, ihr Leben auf dieser Überfahrt zu riskieren. Aber sie sind so verzweifelt, sie wollen um jeden Preis das Land verlassen.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich gerettet wurde und nun an Bord dieses Schiffes bin. Die Überfahrt war mein schwierigstes Erlebnis. Ich kann momentan gar nicht klar denken. Ich kann es kaum glauben, dass ich noch am Leben bin. Ich bin sehr traumatisiert. Ich kann nicht aufhören zu denken. Die Bilder des Erlebten lassen mich nicht los. Die haben versucht uns in den Tod zu schicken.“

Gerade gibt es eine neue Stimme eines heute 17-jährigen Somaliers, der von seinen Eltern getrennt wurde und nach Libyen kam, im Gefängnis geschlagen wurde und floh. Er schuftete als Haussklave:

Ich erledigte die Hausarbeit für ihn; das Haus durfte ich nicht verlassen. Nie! In dieser ganzen Zeit verließ ich das Haus kein einziges Mal. Ich war wie sein Sklave. Ich weiß nicht, in welcher Stadt das war. Durch die Fenster konnte ich nur ein paar andere Häuser in der Umgebung sehen.

Mit meinen Eltern habe ich, seitdem ich nach Libyen gebracht wurde, nicht mehr gesprochen. Ich weiß nicht wo sie sind oder wie es ihnen geht. Ich hoffe, dass ich sie anrufen kann, sobald ich an einem sicheren Ort bin.

Zu gleichen Zeit wehren sich Helfer in Sebastians Lebers Bericht gegen ihre Kriminalisierung.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der sich im Gegensatz zu CSU-Ministern in der Bundesregierung für die Seenotrettung engagiert, wirft der EU „moralisches Versagen“ vor.

Insbesondere wehrt er sich gegen Einwände, durch die Seenotrettung entstehe ein „Pull-Effekt“, der immer mehr Menschen zur Flucht über das Mittelmeer animiere: Wie Studien übereinstimmend belegten, habe es keine Auswirkungen, ob Rettungsschiffe auf See seien oder nicht. In Hamburg rüsten Ehrenamtliche derweil ein aufgekauftes Torpedofangboot der Bundeswehr um. Die „Rise Above“ soll ebenfalls im Mittelmeer aushelfen.

Gerade veröffentlichte SOS MEDITERRANEE eine Fünf-Jahres-Bilanz, deren Fazit und Forderungen auch die Überschrift dieses piqs sind.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Sebastian Leber, der seinen Bericht mit der Aussage von Gorden Isler von der SEA-EYE schließt:

„Die Behörden denken sich neue Schikanen aus, wir versuchen irgendwie zu reagieren.“ Es sei ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel, nur eben eines, bei dem Menschen sterben.

Gestern & Heute: Ohne eine europäische Seenotrettung bleibt Völkerrechtsbruch Alltag im Mittelmeer

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