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Zeit und Geschichte

Gestern & Heute: Memorial erhält den Nobelpreis

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergFreitag, 07.10.2022

Der Frost, derselbe Frost, der Speichel im Flug in Eis verwandelte, erreichte die Menschliche Seele.

Mit diesem Zitat von Warlam Schalamow (1907-82) beginnt der Film über den Autor der Geschichten von Kolyma und dessen Landschaft.

Das Kolyma-Becken ist ein riesiges Gebiet mit eisigem Klima, das sich von Sibirien bis zum Pazifik erstreckt. Ab den 1930er Jahren entstanden hier unter Stalin grausame Gulags, die keine Zäune brauchten, da eine Flucht allein durch ihre Abgelegenheit unmöglich war.

Von diesen Grausamkeitspol, an dem viele Menschen starben oder zerbrachen, erzählt der Schriftsteller. Der kurze Dokumentarfilm entstand zum vierzigsten Todestag. Niemals durfte sich Warlam Schalamow als Künstler von Weltrang etablieren. Nie durfte er in den Westen reisen, wo ab den 1970er-Jahre Auswahlbände erschienen. Mittlerweile gibt es in vielen Sprachen Werkausgaben; gerade wird die deutsche Übersetzung vollendet.

Als die Werke von Warlam Schalamow in der Sowjetunion endlich Ende der 1980er-Jahre erscheinen konnten, war das ein Ereignis bei der Aufarbeitung des Gulag-Regimes, der Diktaturerfahrungen, die bis heute in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion mehr oder weniger nachwirken. Am gefährlichsten in Russland.

Die Organisation Memorial (lat. Andenken) entstand ab 1988, hier ihre Geschichte, und wurde kurz vor der Ausweitung der Kampfzone im Krieg in und um die Ukraine im Dezember 2021 verboten.

Nun ist sie neben und mit dem Menschenrechtler Ales Bjaljazki aus Belarus (hier, wer das ist) und der ukrainische Menschenrechtsorganisation Zentrum für zivile Freiheiten als Friedensnobelpreisträger ausgezeichnet worden.

Neben den Verbrechen der Sowjetunion, befasste sich die Memorial mit Menschenrechtsverletzungen in den letzten Jahrzehnten, etwa in Tschetschenien.

Wann, wenn nicht hier, erkennt man, dass Geschichte wichtig für ein humanes Zusammenleben ist.

Mit Geschichtslügen beginnt reaktionäre, kriegerische Politik.

Nachtrag: Die Zeitschrift OSTEUROPA publizierte ein Dossier zu Memorial.

Gestern & Heute: Memorial erhält den Nobelpreis

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Kommentare 5
  1. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor mehr als ein Jahr

    Wenn ich an Memorial denke, kommen sofort Erinnerungen an Andrej Sacharow. Er war Gründungsvorsitzender der sowjetischen Gesellschaft und ihr geistiger Vater. Seine Prinzipien und sein mutiger Einsatz für eine menschliche Welt sind von universeller Bedeutung. 1975 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.

    Sacharows Vorbild für viele Menschen und die mit dem diesjährigen Nobelpreis geehrte Kontinuität der Arbeit von Memorial machen Hoffnung, dass es für Russland eine Zukunft nach dem Ende von Putins Regime geben kann. Gleichwohl besteht große Gefahr des Vergessens - Russland hat Sacharow bisher kein Denkmal gesetzt.

    Eine Soiree zum 100. Geburtstag von Andrej Sacharow am 21. Mai 2021 würdigte seine historischen Verdienste: www.youtube.com/watch?... (122 min). Die Veranstaltung wurde vom Zentrum Liberale Moderne und vom Sacharow-Zentrum Moskau in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) sowie mit Unterstützung vom Auswärtigen Amt durchgeführt.

    Eine Teilnehmerin dieser Soiree war Memorial-Mitbegründerin Irina Scherbakowa, die inzwischen im Exil in Weimar lebt. Sie hielt die "Rede zur Demokratie" auf dem Leipziger Lichtfest am 9. Oktober 2022, das an die Montagsdemonstrationen vor 33 Jahren erinnert: www.mdr.de/nachrichten...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      Danke für die Ergänzungen.

      Deshalb spielt Andrej Sacharow im verlinkten Dossier von dekoder eine große Rolle.

      In der traditionellen Rede zur Demokratie von Irina Scherbakowa in der Leipziger Nikolaikirche sagte sie:

      "Ich bin überzeugt, dass dieser Krieg nur mit dem Sieg der Ukraine beendet werden kann. Nur das kann uns den Frieden geben."

  2. Michaela Maria Müller
    Michaela Maria Müller · vor mehr als ein Jahr

    Das ist gute Entscheidung.
    Über den Verlauf des Verbotsverfahrens im vergangenen Winter, das auch von Protesten in Deutschland begleitet wurde, habe ich hier geschrieben:
    https://www.piqd.de/ze...
    https://www.piqd.de/ze...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      Danke.

      Übrigens kurz danach verlor Memorial die Büros in Moskau:
      https://www.spiegel.de...

    2. Michaela Maria Müller
      Michaela Maria Müller · vor mehr als ein Jahr

      @Achim Engelberg Unter all den Möglichkeiten dann wieder die naheliegendste Reaktion des Kreml, wen erstaunt's. Es wird nichts an der Geschichte ändern.

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