Die Überschrift ist der Generalbass eines bemerkenswerten Werks.

Der Kampf des Menschen gegen die Macht ist der Kampf des Gedächtnisses gegen das Vergessen,

so formulierte es Milan Kundera in seinem "Buch vom Lachen und Vergessen".

In gewisser Weise ist dieser piq eine Fortsetzung von dem mit Ivan Krastev. Der 1929 geborene Milan Kundera ist wie Ivan Krastev, der sein Sohn sein könnte, auch einer der über Ost und West aus eigener Erfahrung schreibt.

Der gebürtige Tscheche, der heute in Paris als französischer Staatsbürger lebt, ist ein moderner Klassiker, der mehrfach für den Nobelpreis nominiert war.

Sein Werk, zunächst in Tschechisch, dann in Französisch verfasst, zeigt unter dem Mikroskop von erotischen Beziehungen und Verstrickungen gesellschaftliche und geschichtliche Bruchlinien.

Der Film, der bis zum 08. April 2023 in der arte Mediathek zu sehen ist, gibt Einblicke in das Leben Milan Kunderas, als dieser noch ein öffentlicher Intellektueller war und ständig als Experte im Fernsehen befragt wird, aber auch einen Blick hinter den Vorhang seines jetzigen Lebens, wo er nur noch durch das Geschriebene wirken möchte.

Neben tschechischen Schriftstellern und Wissenschaftlern kommen auch internationale Autoren wie Laurent Binet zu Wort, der ein großartiger Erzähler und Geschichtsdenker ist (hier mein Beitrag "Als die Inkas Europa entdeckten"), aber auch von der die feministische Autorin Elif Shafak, die einerseits Milan Kundera verehrt und in ihren Romanen in seine Fußstapfen tritt, andererseits seinen stark männlichen Blick kritisiert.

In der sehenswerten Reihe "Der andere Blick – Stadt Land Kunst" gibt es einen Beitrag zu Milans Kunderas Prag. Hier gibt es auch einen Kurzfilm zu der oben erwähnten britisch-türkischen Autorin Elif Shafak, einer anderen Ost-West-Erzählerin.