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Technologie und Gesellschaft

Wir reagieren nur noch

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlDonnerstag, 06.04.2023

Ein sehr schöner Essay, der die Mechanismen der digitalen Öffentlichkeit beschreibt und ihre augenscheinliche Tendenz, am Ende reaktionären und rechtsradikalen Akteure zu helfen. Den Politikwissenschaftler William Davies interessiert dabei das Zusammenspiel von Technologie und Psychologie mehr als genuin politische Fragen. Zum Beispiel stellt er sich eine Frage, die mich in letzter Zeit auch umtreibt: Klar, Menschen haben schon immer miteinander geredet und mehr als ein Jahrhundert eine, vielleicht sogar mehrere Zeitungen am Tag gelesen (es gab auch mal zusätzliche Abendausgaben, falls sich jemand erinnert). Aber: Was bedeutet es, dass wir durch Smartphones heute nonstop in einem Medien- und Informationssystem leben?

each of us (celebrities included) becomes a junction box in a vast, complex network, receiving, processing and emitting information in a semi-automatic fashion, and in real time. Information and emotions bounce between these junctions, mutating as they travel, as instantiated in the memes and jokes that spread virally via social media platforms. In this model, each individual reaction is one more item of information thrown back into the network, in search of counter-reactions

Der Unterschied zum analogen – und zum stationären digitalen – Zeitalter ist also nicht das Netzwerk an sich – sind Gesellschaften, Jobs, Familien, Öffentlichkeiten nicht immer Netzwerke gewesen? Sondern, dass das Netzwerk durchgängig feuert und alle Beteiligten zum Reagieren zwingt oder zumindest verführt.

Sehr unterhaltsam finde ich Davies' Beschreibung des seltsamen Gefühls, nachdem er seinen Twitter-Account gelöscht hat:

How was I supposed to react to the news now? And if I had no way of reacting to the news, what did I want from the news? Am I even interested in the news, if I have no opportunity to react to it? Being in the digital public sphere without any means to react is a bit like being trapped in a shopping mall without any money.

Eine treffendere Beschreibung der digitalen Öffentlichkeit und der Getriebenheit ihrer Bewohner habe ich selten gelesen.

Viele kluge Gedanken in einem Text zum Osterwochenende.

(Gefunden bei Johannes Kuhn)

Wir reagieren nur noch

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Kommentare 2
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor einem Jahr

    o je ja - dieses seltsame Gefühl verstehe ich gut - wenn ich überlege wie es mich schon wahnsinnig macht/e, wenn ich bei Talkshows nicht reinrufen konnte! :-)

    ja warum konsumiere ich Nachrichten?

    Aber nebenbei:
    eine Hilfe bei dieser ständigen Befeuerung wäre eine eingebaute zeitliche Verzögerung - dass man zb nicht unmittelbar reagieren kommentieren posten kann plus
    eine Pausenzeit in Medien-Ausstrahlung - ein bisschen wie "früher", als nachts kein tv ausgestrahlt wurde nur das Testbild :-).. .

  2. Dennis Schmolk
    Dennis Schmolk · vor einem Jahr

    Lustig ist ja, dass dieser Artikel (zumindest mich) jetzt auch wieder zum Reagieren bringt. Warum kommt man da nicht raus?

    Ein kurzes systemtheoretisches Theoriestück dazu, was vermutlich neu ist an unserer Vergesellschaftung: Netzwerke könnte man so verstehen, dass sie sich a) durch Hierarchiefreiheit und b) durch sehr lose Verbindungen auszeichnen. (Etwa gegenüber den in sich eher klar strukturierten Funktionssystemen und Organisationen.) Während es schon in der Moderne unmöglich war, ein deutungsmächtiges Zentrum der Gesellschaft auszumachen (vielleicht so etwas wie "Vernunft"), gab es zumindest noch Hierarchien und "feste Kopplungen". Das schuf Verlässlichkeit: Meine Familie und meine Kollegys von gestern sind auch die von morgen. Das löst sich auf (aus der Theorie folgend, aber ja auch vielerorts empirisch sichtbar).

    Das Problem, das dadurch entsteht: Wie weiß ich, dass ich mich weiterhin auf diese nur lose (einzelkommunikativ, persönlich, projektbezogen, lebensabschnittsweise) gekoppelte Welt verlassen kann? Eigentlich nur durch stete Rückversicherung, also permanentes Rufen und Hören, und das wird unruhig ...

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