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Was uns Chat-GPT über die Abgründe unserer Sprache verrät
Redakteur
picker für: Volk und Wirtschaft Medien und Gesellschaft Technologie und Gesellschaft Fundstücke
Leitet das Digital-Team im Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung, was nicht heißt, dass er nur Nerd-Kram piqt. Studierte in Erlangen und Portland Politikwissenschaft und Amerikanistik, schrieb in Nürnberg, Berlin, New York und München. Interessiert an allem Politischen. Am Absurden sowieso. Süchtig nach Longreads.
Wer hat nach all diesen Wochen eigentlich noch nichts zu Chat-GPT gesagt? Genau. Die Marxisten. Im englischsprachigen Jacobin schreibt US-Professor Leif Weatherby über einen bislang weitgehend unbeachteten Aspekt des berühmten "großen Sprachmodells" (was auf Deutsch ja lustigerweise und unpassenderweise ein bisschen wie der "große Bruder" klingt): Die Sprachmaschine fördert die Essenz der Sprache zutage, die wir benutzen, und mit ihr die Ideologie(n), die in ihr schlummern. Eine Art Archäologie in den Sedimenten der Textmassen auf Reddit, anderen Foren, Wikipedia und Nachrichtenseiten (mehr zu den Quellen der LLM-Datensätze hier).
Chat-GPT gewinnt seine Sprache aus der Masse der Texte, das bringt eine platte Sprache hervor, die zum Mittelmaß tendiert – und aus der man etwas über unser Denken lernen kann:
When we write with strong constraints on what we’re able to say, we tend to average out the choices of words and sentences too. We call this type of language “ideology,” and GPT systems are the first quantitative means by which we have ever been able to surface and examine that ideology.
Während frei denkende Menschen versuchten, gegen diesen Verflachungseffekt anzuschreiben und anzusprechen, tue Chat-GPT das Gegenteil und gibt uns quasi den kleinsten gemeinsamen Nenner unseres Denkens: Kitsch oder eben Ideologie. Wir werfen die Maschine an und sehen die vorgefertigten Ideen, die unser kollektives Unterbewusstsein regieren.
Quelle: Leif Weatherby Bild: Jakub Porzycki / ... EN jacobin.com
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