Als kritische Infrastruktur werden im politischen Sprachgebrauch technische Anlagen oder Systeme bezeichnet, die von wesentlicher Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen, der Gesundheit, der Sicherheit und des wirtschaftlichen oder sozialen Wohlergehens der Bevölkerung sind. Die Stromversorgung ist ein Beispiel dafür.

In unserem technokratischen Verständnis haben wir aber vergessen, dass die Grundlage für unser Wohlergehen intakte Ökosysteme sind. Deswegen finde ich es folgerichtig wenn Christian Schwägerl in seinem Kommentar „Tümpel“ als kritische Infrastruktur bezeichnet.

Feuchtgebiete – von Küstenbiotopen über kleine Tümpel und Feuchtwiesen in der Agrarlandschaft bis zu Mooren im Küstenbereich und im Gebirge – sind für den Menschen und für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten überlebenswichtig. Sie speichern Wasser für Dürrezeiten und sie nehmen wie Schwämme überschüssiges Wasser auf, wenn es unaufhörlich regnet. Feuchtgebiete tragen zur lokalen Abkühlung bei, filtern Schadstoffe, sind wichtige Nahrungs- und Rastgebiete für Zugvögel. Sie können alle diese Funktionen auch deshalb so gut erfüllen, weil sie artenreiche Lebensräume sind, die sich selbst regulieren. Wenn Feuchtgebiete fehlen, sammeln sich große Mengen Regen- oder Schmelzwasser nicht in der Natur, sondern in jenen Siedlungen, die der Mensch in Täler baut – mit katastrophalen Folgen.

Deswegen müssten Feuchtgebiete, ihr Schutz und ihre Restaurierung insbesondere auch als wichtiges Instrument der Klimawandelanpassung im Zentrum der politischen Debatte stehen. Doch kaum ein anderer Lebensraum wurde und wird nach wie vor von uns Menschen so konsequent bekämpft und zerstört wie Tümpel und andere Feuchtgebiete.