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Technologie und Gesellschaft

Social Credit: Eine Highscore in Gehorsam

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsMittwoch, 25.10.2017

Wer regelmäßig Kreditschulden anhäuft, bekommt von der Schufa Holding AG eine zunehmend schlechtere Score zwischen 1 und 100 zugeordnet, die langfristig dazu führen kann, dass man keine Kredite mehr bekommt. Schon hier kann es durch Verknüpfung mit überindividuellen Daten zu problematischen Nebeneffekten kommen. Etwa wenn man in einer Straße mit schlechtem Score-Durchschnitt lebt und so trotz eigener Kreditwürdigkeit von manchen Versandhändlern nicht mehr auf Rechnung beliefert wird. Und was wäre erst, wenn noch viel mehr digitale Lebensbereiche mit Punktzahlen, Sanktionen und Belohnungen verknüpft wären? Auf Wired ist dazu ein spannender Auszug aus dem Buch Who Can You Trust? von Rachel Botsman erschienen, der sich mit solchen sozialen Bewertungssystemen auseinandersetzt.

Paradebeispiel ist dabei das ab 2020 für alle Bürger obligatorische Social Credit System der chinesischen Regierung (siehe dazu auch einen vergangenen Piq von Kollege Rainer Sigl). Was bislang nur im Rahmen von Prototypen verschiedener Finanz- und Medienunternehmen abläuft, soll in wenigen Jahren zum umfassenden und verpflichtenden Bewertungssystem für individuelle Vertrauenswürdigkeit werden. Falsch geparkt? Punkteabzug. Zu viele Computerspiele gespielt? Punkteabzug. Den Staat kritisiert? Punkteabzug. Befreundet mit einer vertrauensunwürdigen Person? Punkteabzug. Der Alltag wird zur spielerischen Punktejagd, die sich optimieren, hacken, missbrauchen und verlieren lässt. Perfider als das Nudging durch Sanktionen ist jedoch jenes durch Belohnung: Menschen mit Highscore bekommen höhere Kredite, schnellere Visa und landen in Dating-Portalen ganz oben. Wer seine Privilegien nicht verlieren möchte, sollte sich von Familienmitgliedern mit niedriger Punktzahl besser fern halten. Und auch das macht der Text deutlich: Wir produzieren ebenfalls schon längst ausreichend Daten für Social Credit-Systeme, noch fehlt aber der politische Wille zu dieser Black Mirror-Dystopie.

Social Credit: Eine Highscore in Gehorsam

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Kommentare 2
  1. Antje Schrupp
    Antje Schrupp · vor mehr als 6 Jahre

    Danke für den Piq, das ist ein Super-wichtiges Thema, und die Frage ist natürlich, wie wir gesellschaftlich damit umgehen. Etwas Sorge macht mir, dass zwar alle sich über diesen Trend empören und davor warnen, wie gefährlich das ist, aber das ändert an dem grundsätzlichen Trend natürlich überhaupt nichts. Ich glaube, dass wir nicht auf einer technologischen, sondern auf einer sozialen Ebene dem begegnen müssen, also mit so Fragen wie: Wollen wir wirklich lauter konformistische Leute haben? Wie gehen wir mit Leuten um, die von der Norm abweichen? In Wahrheit sind diese Anwendungsformen ja nur die technologische Version eines gesellschaftlichen Konformitätsdrucks, der auch im sozialen Bereich viel zu wenig kritisiert wird.

    1. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor mehr als 6 Jahre

      Absolut, hier passiert nichts grundsätzlich Neues, sondern lediglich eine technologische Beschleunigung und Erweiterung bereits existierender ideologischer Praktiken. Solche Versuche, mit Hilfe von Punktesystemen gewünschtes (von wem eigentlich?) Verhalten zu verstärken, gab es u.a. schon in Form von Token Economies in US-amerikanischen Psychiatrien in den 1960ern. Oder früher auch schon rudimentär an Schulen und in Gefängnissen. Hat nie langfristig funktioniert. Profitiert haben immer jene, die das System am cleversten »hacken« konnten, nicht zwangsläufig die Vertrauenswürdigsten. Verloren haben stets jene, deren erschwerende Kontexte in der Auflösung von analoger Komplexität in Zahlen untergegangen sind. Es gibt auch jede Menge Forschung zu den Fallstricken der so genannten Gamification: https://www.researchga.... Und im Grunde genommen ist die zunehmende Bemessung von Menschen nach rein ökonomischen Kriterien auch nichts anderes. ALG2-Empfangende dienen schon heute als erziehendes Exempel für Vertrauensentzug bei mangelnder Performance.

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