Der Podcaster/Selbsthilfe-Guru Tim Ferriss beeindruckt mich immer wieder damit, welche hochkarätigen Gäste er vors Mikro bekommt – und die ihm dann ausgiebig, als hätten sie sonst nichts zu tun, außerordentlich offen ihr Leben und ihre Gedanken erklären. 

Diese Episode ist, vorsichtig gesagt, abgehoben, aber sie lohnt sich. Ferriss spricht mit dem Physiker und Informatiker Stephen Wolfram – manch einer kennt ihn vielleicht von Wolfram Alpha, seiner "Antwortmaschine" (nicht: Suchmaschine). Ich habe nicht Wolframs Gehirn und kann deshalb nur in groben Umrissen wiedergeben, worüber er spricht: Er denkt viel über die Welt als Computer bzw. in Computersprache nach. Nicht nur wegen seines wirklich sehr angenehmen britischen Englischs ist es faszinierend, ihm dabei zuzuhören. Jeder Gedankengang ist zumindest aus Sicht des Nicht-Naturwissenschaftlers originell und bringt oft einen Aha-Effekt mit sich (und auch eine gewisse Skurrilität). Wolfram überschreitet nur sehr selten die Grenze zur völligen Unverständlichkeit. Kostprobe zu seinem Ansatz zur Quantenmechanik:

... the structure of the universe. And it’s continually being rewritten according to some rule. What turns out to happen is, there are many different possible rewrites that could occur. Those different possible rewrites give you these different paths of history. They give you essentially different threads of time, so to speak. Different possible things that could happen in the universe. Those threads of history, sometimes they branch, because two different things could happen next. Sometimes they merge, because two things end up producing essentially the same universe. So you end up with this whole complicated structure of branching and merging of possible histories for the universe ...

Es geht also darum, wie Quantenphysik einem beim Denken über die Welt helfen kann. Weitere Fragen, die die beiden besprechen:

Was ist Zeit? Was ist Bewusstsein? Wie ist es, ein Computer zu sein, und ähnelt diese Erfahrung jener eines Menschen? Wie organisiert sich ein Hypernerd wie Stephen Wolfram, der praktisch sein ganzes Leben misst und analysiert? Wie hilft stundenlanges Livestreaming, produktiv zu sein?

Warnung: Man braucht seine volle Konzentration und sämtliche englischen Sprachkenntnisse, die man zusammenkratzen kann, um dem Gespräch zu folgen. Aber wer beides aufbringt, für den öffnet sich die Tür in einen wirklich außerordentlichen Geist.