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Technologie und Gesellschaft

Ein kritischer Blick auf die Harari-Methode

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlSonntag, 17.07.2022

Yuval Noah Harari ist Historiker und ein Star. Der Autor von Sapiens und Homo Deus wird von Menschen wie Barack Obama und Mark Zuckerberg gefeiert. Viele seiner Leser sind überzeugt, dass er die Antworten auf die ganz großen Fragen der Menschheit kennt – und in die Zukunft blicken kann wie kein Zweiter. Wenn wirklich alle etwas oder jemanden abfeiern, sollte man skeptisch werden, dachte sich Biologin Darshana Narayanan wohl. Sie hat eine lange und lesenswerte Auseinandersetzung mit den Schwächen Hararis im US-Magazin Current Affairs veröffentlicht.

Erstens: Harari ist Historiker, wird aber als Koryphäe zu Themen wie Technologie (vor allem Künstliche Intelligenz) und Genetik verkauft. Natürlich hat er auch zu diesen Themen irgendwie einleuchtend scheinende, gut zitierbare Sätze drauf. Die Autorin findet Fehler in seiner Argumentation über Evolution, Überwachung und Genetik – alles im Interesse des aufregenden Storytellings. (In einer Fußnote erfährt man, dass Verlage Non-Fiction-Bücher oft nicht factchecken).

Wichtig dabei ist auch das ständige Betonen der Krise, schreibt Narayanan:

Harari is what I call a “science populist.” (Canadian clinical psychologist and YouTube guru Jordan Peterson is another example.) Science populists are gifted storytellers who weave sensationalist yarns around scientific “facts” in simple, emotionally persuasive language. Their narratives are largely scrubbed clean of nuance or doubt, giving them a false air of authority—and making their message even more convincing. Like their political counterparts, science populists are sources of misinformation. They promote false crises, while presenting themselves as having the answers

Da einem Harari auf allen Kanälen analog wie digital begegnet, sollten möglichst viele Leute diese kritische Auseinandersetzung mit dem vermeintlichen Meisterdenker unserer Zeit lesen – auch wenn einige Argumente im Text etwas kleinlich sein mögen. Darüber hinaus zeigt der Text, nach welchen Mustern Pop-Intellektuelle arbeiten (ein ähnliches Problem sehen hierzulande ja manche bei Richard David Precht). Harari wird ja nicht der letzte dieser Propheten sein.

Zu den TED-kompatiblen Welterklärern, die mittlerweile zu einer Art Industrie angewachsen sind und auf Veranstaltungen der Wirtschaftseliten gern gesehen sind, habe ich in meinem Archiv zwei weitere Texte gefunden:

Hier.

Und hier.

Ein kritischer Blick auf die Harari-Methode

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Kommentare 5
  1. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor fast 2 Jahre · bearbeitet vor fast 2 Jahre

    Es ist wichtig, dass es auch solche Betrachtungen gibt. Allerdings hatte ich beim Lesen das Gefühl, die Autorin will ihr eigenes Wissen unbedingt anbringen. Mir stellt sich die Frage: Warum ist Harari (und Precht und andere, wie Sinek etc.) denn so beliebt und populär? Ich denke, weil sie einfache Antworten geben, und zwar so, dass Menschen sie verstehen.
    Die nächste Frage: Warum wollen Menschen einfache Antworten, schön verpackt? Vermutlich weil ihnen die "Wahrheit" oder die Fakten zu unverständlich, zu nichtssagend oder zu wissenschaftlich präsentiert sind. Und weil sie gerne an das Gute glauben wollen und sich bestätigt fühlen wollen. Viele suchen nach dem Freifahrticket, das sie sicher und leicht durchs Leben bringt. Das kann man schon an der Bibel gut erkennen, und diese ist ja auch irgendwie populistisch - und bis heute populär. Dazu empfehle ich das Buch "Das Tagebuch der Menschheit" von van Schaik/Michel. https://yourbook.shop/...
    Und drittens: Warum um Himmels Willen stellen Journalist:innen oder Moderator:innen solche doofen Fragen an Harari? Ich kann nur vermuten: Sie wollen ein möglichst großes Publikum erreichen. Auf die Idee, einem Historiker Fragen über die Zukunft oder über Digitalisierung oder Gentechnik zu stellen muss man erstmal kommen.
    Verstörend finde ich allerdings, dass Harari wirklich darauf antwortet. Er könnte ja auch sagen: Ich weiß es nicht!

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor fast 2 Jahre · bearbeitet vor fast 2 Jahre

    Ergänzend sei dieser Beitrag empfohlen: https://zeithistorisch...

    Im Gegensatz zu den anderen in der Empfehlung und im Artikel genannten Personen ist Harari ein ausgewiesener Historiker, der auch Monographien schreiben kann.
    https://www.chbeck.de/...

    Wenn er mit seinem enormen Erfolgt zu viel behauptet, gibt es auch fundierte Gegenstimmen hierzulande: https://www.perlentauc...

    In den Verlagen, in denen Harari publiziert, gibt es ausgezeichnete Lektoren und Lektorinnen, die das Manuskript begleiten. Ich weiß es aus eigener Praxis. Das Herzstück (im verlinkten Text: "Core") solcher Geschichtsschreibung besteht allerdings nicht im "Faktenchecken", sondern in einer Mischung aus neuer Sicht und einer Erzählung, die auch viele jenseits der Wissenschaft erreicht.

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 2 Jahre

    na ja...
    Er hat meines Wissens nicht gesagt, dass er ein Prophet sein möchte.
    Ich bin meinerseits darauf nicht gekommen und habe auch nicht gedacht, dass er die allerbesten Antworten kennt oder in die Zukunft sehen kann.

    Aber seine beiden Bestseller habe ich begeistert gelesen und den Comic "Sapiens" mehrfach verschenkt. Klar ist das Pop. Aber was genau ihm jetzt vorgeworfen wird, ist mir unklar und die Vorwürfe im Text scheinen mir eher diffus. Selber habe ich beim Lesen auch an manchen Stellen gedacht "oh, da fehlt jetzt aber ein recht offensichtlicher Aspekt" oder "oh, diese Prämisse würde ich jetzt aber nicht mal eben so machen wollen". Ich habe aber sehr viel gelernt, es hat mich auf interessante andere Literatur gebracht, ich fand dass er sehr komplexe Sachverhalte griffig zusammenfasst und geschickt Kontext herstellt. Dabei ist er auch noch recht humorvoll und mit ein absolut positiven Haltung unterwegs.

    Manchmal habe ich den Eindruck, dass berufliche "Erklärer'innen" es einfach nicht so gern haben, wenn andere "Erklärer'innen" allzu erfolgreich sind mit ihren Erklärungen. So habe ich mich auch geärgert über den Shitstorm gegen Precht und Welzer auf Twitter - die es gewagt haben in ihrem nächsten Buch eine Medienkritik anzukündigen (Selbstgleichschaltung der Medien). Vielleicht ist es Blödsinn, aber wie sich reihenweise kluge Menschen aus den Medien nicht zu doof waren, die beiden auf Basis eines Pressetextes zu verhöhnen und ihre Kritik schon mal vorab für irrelevant zu erklären, das fand ich sehr schräg.

  4. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor fast 2 Jahre · bearbeitet vor fast 2 Jahre

    Finde es auch gut, dass diese Kritik kommt und in einigen Punkten hat die Autorin auch total recht. Der Mann ist Historiker und schreibt populärwissenschaftliche Bücher. Natürlich ist es Unsinn, ihn zu allen möglichen Themen zu befragen. Aber von einer Litanei der Fehler zu reden, wenn sie, wenn ich richtig gezählt habe, drei eher nebensächliche aufführt, und dann zu sagen, „ dann gibt es sicher noch viel schlimmere“ ist genau die Ungenauigkeit, die sie Harari vorwirft. Außerdem ist die Guru-Bebilderung schon ein bisschen abgeschmackt, aber das ist jetzt geschmäcklerisch von mir, zugegeben.

  5. Ria Hinken
    Ria Hinken · vor fast 2 Jahre

    Danke für diesen Beitrag und die kritische Anmerkung zu Harari und Richard David Precht. Letzteren kritisiert auch Hartmut Rosa, den ich wiederum sehr schätze.

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