Mit der Verabsolutierung des freien Marktes, mit der Annahme, dass die Logik des Marktes allmächtig ist, werden potenziell ökozidale Rahmenbedingungen geschaffen. Sichtbar werden diese etwa bei der fehlenden Regulierung vieler extraktiver Rohstoffindustrien, einzig auf Wachstum orientierten Freihandelsabkommen, profitorientierten Tierhaltungspraktiken und ausbeuterischen Eigentumsverhältnissen.

All dies führt zu katastrophalen Entwicklungen wie dem weltweiten Schwinden der Artenvielfalt, der Übernutzung von Land und der Massentierhaltung. Obwohl dies die gemeinsamen Ursachen von Pandemien und der Klimakatastrophe sind, werden sie in der Regel nicht beachtet oder nicht als solche verstanden.

In diesem Kontext ist die Lektüre einer Studie zu empfehlen. Sie wurde vom AI Now Institute an der New York University veröffentlicht und ihr Titel lautet: "Water Justice and Technology: the Covid-19 Crisis, Computational Resource Control and Water Relief Policy".

Die Studie besteht aus sechs Aufsätzen, die die Ausweitung und den Schaden von Technologie in der Wasserpolitik in Nord- und Mittelamerika untersuchen. In den letzten Jahren wurden KI-Wassermanagement und andere technologische Lösungen für Wasserkrisen durch die Covid-19- und Klimaprogramme gefördert. Doch im Moment, so die Autor*innen der Studie, gibt die technologiegestützte Wasserbewirtschaftung oft dem extraktiven Wirtschaftswachstum den Vorzug vor der Gerechtigkeit.

Ohne ein Verständnis der Geschichte und der Politik, die hinter den lokalen Wasserinfrastrukturen stehen, laufen automatisierte Systeme Gefahr, die Kommodifizierung von Wasser, Umweltrassismus und wirtschaftliche Ausbeutung zu verschärfen. Und somit exakt jenem ökologisch-ökonomischem Teufelskreis in die Hände zu spielen, der nicht zuletzt die großen menschengemachten Naturkatastrophen unserer Zeit hervorbringt.