Ein Kommando der Zetas, eines der brutalsten Kartelle Mexikos, entführte 2010 vier Mexikaner aus einem Holiday Inn-Hotel in Monterrey, Mexiko – jahrelang versuchten die Familien herauszufinden, warum. Wie ProPublica-Reporterin Ginger Thompson in ihrer dicht recherchierten Reportage belegt, galt die Attacke eigentlich Ermittlern einer DEA-Mission. Mitarbeiter einer sogenannten Special Investigative Unit (SIU) hatten aus dem Hotel heraus eine verdeckte Überwachungsmission betrieben, sie wollten einen hochrangigen Drogenboss der Zetas festnehmen – doch das Kartell wurde auf sie aufmerksam. Die Ermittler hatten zwar rechtzeitig das Hotel gewechselt, stattdessen wurden vier völlig unbeteiligte Menschen entführt.

Der Skandal wirft ein Schlaglicht auf das Vorgehen der amerikanischen Anti-Drogen-Behörde DEA in Mexiko. Die sogenannten Special Investigative Units (SIUs) bestehen aus von der DEA ausgebildeten, mexikanischen Anti-Drogen-Ermittlern, die Undercover-Operationen vorbereiten. Die lokalen Geheimwaffen der DEA haben sich aber selbst längst in ein Risiko verwandelt: SIU-Mitglieder wurden von Kartellen bestochen oder nach missglückten Bestechungsversuchen ermordet, mehrfach leakten Geheiminformationen aus der Einheit zu den Kartellen.

Die Verwechslung, die vier unbeteiligte Menschen wohl das Leben gekostet hat, die bis heute vermisst werden, ist nur einer von zahlreichen tödlichen Irrtümern in der Geschichte der DEA-Aktivitäten in Mexiko. Auch im Massaker in der mexikanischen Kleinstadt Allende spielte die DEA eine lange geheim gehaltene Schlüsselrolle – die “Kollateralschäden” werden hingenommen.

Nach den Entführungen aus dem Holiday Inn in Monterrey kümmerte sich die DEA einzig um das eigene Personal: “It evacuated the SIU officers from Monterrey, and never looked back at the innocent people who weren’t so lucky.”