Eine schöne Anekdote über Nostalgie erzählt Jacob Brogan im verlinkten Slate-Artikel: Als Microsoft mit dem letzten Windows-10-Update das Malprogramm Paint beerdigen wollte, gab es einen kleinen Aufschrei der Empörung – und das, obwohl mit Paint 3D ein Nachfolger präsentiert wurde, der dem Klassiker himmelweit überlegen war.

Eine andere Beerdigung dritten Grades schien dagegen kaum jemandem mehr aufzufallen: Mit dem letzten Update wurden Bildschirmschoner als „deprecated“, also überholt eingestuft, das Betriebssystem gibt künftig Sperrbildschirmen mit Sicherheitsfeatures den Vorzug. An sich ist das nachvollziehbar, schließlich gibt es seit dem Aussterben des Röhrenmonitors keine Notwendigkeit mehr für Bildschirmschoner.

Heute haben wir Monitore, die sich nach ein paar Minuten Untätigkeit zum Stromsparen schlafen legen und passwortgesicherte Sperrbildschirme mit hochauflösenden Landschaftsfotografien. Vergleich man diese Features mal mit der Vielfalt an Bildschirmschonern, die noch vor gar nicht so langer Zeit auf Rechnern herrschte, lässt sich nur festhalten: wie langweilig!

Brogans Artikel setzt dem Bildschirmschoner nochmal ein würdiges Denkmal – und findet mit den träumenden Computern dabei auch noch ein wunderschönes sprachliches Bild für sie.

Übrigens: Ganz tot ist der Bildschirmschoner nicht. Einerseits, weil sie, wie Brogan plausibel warnt, bald ein zweites Leben als Werbeflächen führen könnten. Und auch weil es – danke Internet! – immer irgendwo eine Szene gibt, die digital Überholtes am Leben erhält. Ein schönes Beispiel dafür ist der Screen Saver Jam, bei dem 2016 eine Menge interessanter kleiner Computerträume entstanden.