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Klima und Wandel

Zehn Jahre nach Fukushima: Bilanz des Atomausstiegs in Grafiken

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresMontag, 08.03.2021

Am 11. März 2011 traf ein Tsunami das Kernkraftwerk in Fukushima, Japan. Das Wasser überschwemmte die Notstromaggregate, die Kühlung fiel aus, die Brennstäbe schmolzen. Radioaktivität wurde freigesetzt, mehr als 120.000 Menschen verloren ihr Zuhause.

In Deutschland führte die Havarie des Kraftwerks dazu, dass die Bundesregierung den gerade erst beschlossenen Ausstieg aus dem Atomausstieg wieder rückgängig machte. Kanzlerin Angela Merkel sagte, der Reaktorunfall habe ihre Haltung zur Kernkraft verändert. Deutschland beschloss erneut den Ausstieg. Spätestens am 31. Dezember 2022 soll nun das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet werden.

(Wegen des Atomausstiegs zahlt Deutschland den Energieversorgern nun voraussichtlich eine Entschädigung von 2,43 Milliarden Euro, vorausgesetzt, der Bundestag und die Konzerngremien stimmen einer vor wenigen Tagen getroffenen Einigung zu.)

Heute erlebt die Kernkraft gerade eine merkwürdige Renaissance, zumindest in der energiepolitischen Debatte. Weil Kernkraftwerke im Betrieb keine Treibhausgase verursachen, glauben manche, sie könnten die Welt vor der Klimakrise retten, trotz des enormen Energieaufwands für den Uranabbau, Herstellung der Brennelemente, des Kraftwerksbaus und trotz der ungeklärten Risiken der Endlagerung.

Das macht den Twitter-Thread von Patrick Graichen, Direktor des Thinktanks Agora Energiewende, so interessant. Graichen zeigt darin den Stand von Atomausstieg und Energiewende anhand von Zahlen, in 13 Infografiken. Die wichtigsten Erkenntnisse und Einschätzungen Graichens:

  • Der Anteil der Kernkraft am deutschen Strommix hat sich von 2010 bis 2020 halbiert. Der Anteil der erneuerbaren Energien hat sich in der gleichen Zeit mehr als verdoppelt.
  • Die CO2-Emissionen sind durch den Atomausstieg nicht gestiegen. Aber zwischen 2011 und 2015 sind die Emissionen des Stromsektors auch kaum gesunken.
  • Ob sie das ohne den Atomausstieg getan hätten, lässt sich kaum beantworten. Auch deshalb nicht, weil der Ausstieg und der Ausbau der Erneuerbaren zwei politische Entscheidungen waren, die eng zusammenhingen.
  • Die Sicherheit der Energieversorgung hat nicht gelitten.
  • Die Strompreise im Großhandel sind durch den Ausstieg nicht gestiegen. Dass Strom in Deutschland für private Haushalte so teuer ist, liegt an der EEG-Umlage. (Graichen: "Here, we need to act and reduce power costs!")
  • Wegen des Atomausstiegs müssen (Graichen: "unconvenient truth") mehr Leitungen gebaut werden, vor allem, um Strom aus Windkraft aus dem Norden in den Süden zu transportieren.
  • Bald werden weitere Kernkraftwerke abgeschaltet. Um das zu kompensieren, müssen weitere Wind- und Solarkraftanlagen gebaut werden, und zwar deutlich schneller als bisher.

An eine Wiederkehr der Kernkraft glaubt Graichen nicht. Die sei schlicht zu teuer:

Will there be a renaissance of #nuclear power? No way. New nuclear is by far the most expensive technology for #electricity generation, and #SMRs are a far-away dream. #Wind and #solar are so much cheaper, and costs continue to fall.

SMRs ist die Abkürzung für Small Modular Reactors. Das ist genau die Technologie, die unter anderem von Bill Gates als eine Lösung für die Klimakrise beworben wird, und in die Gates auch investiert. US-Präsident Joe Biden und der britische Regierungschef Boris Johnson setzen ebenfalls auf die kleinen Reaktoren, und auch in anderen Ländern werden sie erforscht.

Die ZEIT hat dem Comeback der Kernkraft gerade ein Dossier gewidmet, das online allerdings nur für Abonnenten zugänglich ist. Ebenfalls nur für Abonnenten gibt es hier eine etwas eingängigere Übersicht über den Stand der Energiewende in Grafiken. Sie enthält noch einen wichtigen Hinweis:

Bisher ist die Energiewende nur eine Stromwende (...) In den anderen Sektoren wie Verkehr, Gebäudeheizungen, Industrie und Landwirtschaft dominieren immer noch die klimaschädlichen fossilen Energieträger.

Zehn Jahre nach Fukushima: Bilanz des Atomausstiegs in Grafiken

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Kommentare 2
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor 3 Jahren

    Als Ergänzung: Nick Reimer hat unter anderem deinen piq aufgegriffen und über die bleibende atomare Gefahr gepiqd https://www.piqd.de/kl...

    1. Alexandra Endres
      Alexandra Endres · vor 3 Jahren

      Danke für den Hinweis! Ja, die technische Perspektive find ich sehr erhellend. Und auch den piq von Daniela Becker über die Small Modular Reactors, die derzeit so intensiv diskutiert werden. https://www.piqd.de/kl...

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