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Kopf und Körper

Resistente Keime: Liegt das rettende Antibiotikum in einem Grab?

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

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Silke JägerDienstag, 13.09.2022

Die Geschichte klingt zu gut, um wahr zu sein. Der Mikrobiologe Gerry Quinn fand im Grab eines Heilers, der vor 200 Jahren starb, Bakterien, die gegen multiresistente Krankenhauskeime wirken. Bakterien der Gattung Streptomyces, die wegen ihrer antibiotischen Wirkung bereits in der Medizin eingesetzt werden und Duftstoffe produzieren, die nach Waldboden riechen.

Doch Gerry Quinns Bakterien aus dem Grab bekämpfen die multiresistenten Keime nur in Petrischalen in seinem kleinen Labor. Aus seiner Entdeckung ist bisher kein Antibiotikum hervorgegangen. Wie bitte?

Gerry Quinn ist in einem kleinen Dorf in Nordirland aufgewachsen – in dem Dorf, in dem sich auch das Grab des Heilers befindet. Seit dessen Tod pilgern immer wieder Menschen zu diesem Grab, beten um Heilung und schaufeln mit kleinen Löffeln Erde in Tütchen, die sie dann in ihren Jackentaschen herumtragen. Nachdem die BBC über Quinns Entdeckung berichtete, ist das kleine Dorf und seine heilende Graberde berühmt. Aber Gerry Quinn ist es nicht. Er forscht in seiner Freizeit, ohne dafür Geld zu bekommen. Warum stehen die Pharmafirmen nicht bei ihm Schlange? Schließlich sind multiresistente Keime ein riesiges medizinisches Problem. Immer öfter versagen die bekannten Antibiotika. Manche sprechen deshalb von einer stillen Pandemie.

Quinn ist ein seltsamer Kauz. Immer wieder pilgert er zu heiligen Orten in Irland, um dort Proben zu nehmen. Meistens aus der Erde, aber manchmal auch von Socken, die die Menschen an Bäumen in der Nähe von heilenden Quellen aufhängen. Er kennt unzählige Geschichten von Menschen, die "the Cure" kennen und weitergeben. Mit diesen Geschichten ist er großgeworden, so wie seine Vorfahren vor ihm. Er glaubt, dass man das nächste Antibiotikum an einem heiligen Ort finden wird. Dass in der Erde bereits die Organismen existieren, die jede Krankheit heilen können. Er will derjenige sein, der diese Organismen findet.

Ist er verrückt oder ein Genie?

Fabian Federl und Yannic Hannebohn wollen eine Antwort auf diese Frage finden und haben dafür 2 Jahre recherchiert. Sie sprechen mit Menschen, die Gerry Quinn kennen: sein ehemaliger Doktorvater, der Wirt in der Dorfkneipe, ein Historiker. Und sie sprechen mit Expert:innen von der WHO, von Pharmafirmen und von Forschungsförderprogrammen. Genauso wie mit einem Mann, der seit Jahren mit multiresistenten Keimen lebt und schließlich auf eigene Faust nach Georgien reist, um dort mit einer anderen alten Therapieform zu experimentieren: der Phagentherapie. Also mit Viren, die gegen Bakterien kämpfen.

In 7 Teilen erzählt dieser spannende Podcast von der Suche nach "the Cure", der Therapie, die uns davor bewahren könnte, ins postantibiotische Zeitalter zu rutschen. In ein Zeitalter, in dem wieder viele Menschen an unheilbaren Infektionskrankheiten sterben müssen.

Das Besondere an diesem Hörerlebnis ist die Ruhe, mit der die Autoren auf Entdeckungsreise gehen. Jedes Detail ist wichtig, um die Geschichte zu verstehen. Quinns persönliche Geschichte und die seiner Forschungsidee. Die Geschichte der Antibiotikatherapie und die der Phagentherapie – die eine spielt "im Westen", die andere "im Osten". Die Geschichte der Pharmaindustrie und der Sackgasse, in die sie mit ihrem Forschungsansatz läuft. Und die Geschichte des Geldes, mit dem – wieder mal – medizinischer Fortschritt steht und fällt.

Ein außergewöhnlicher, toller Podcast (trotz mancher Längen in den letzten beiden Folgen).

Resistente Keime: Liegt das rettende Antibiotikum in einem Grab?

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Kommentare 1
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

    jetzt bin ich durch.
    Und unter dem Strich wirklich begeistert. Großartiges Thema, tolle Geschichte und alles sehr inspirierend und ermutigend finde ich.
    Es hat schon Längen und ist manchmal etwas redundant und reißerisch (typisch Podcast leider). Aber durchhalten lohnt sich und es löst sich letztlich alles sehr gut auf.
    Danke für die Empfehlung!

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