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Medien und Gesellschaft

Ministeriale Newsrooms – Verlautbarungen statt Journalismus: Wenn die Politik die Medien umgeht

Florian Meyer-Hawranek
Head of Content, PULS

Redakteur bei PULS, dem jungen Programm des Bayerischen Rundfunks | u.a. für den Podcast "Einfach machen" und die Reportagereihe "Die Frage" | davor: Reporter für Fernsehen, Hörfunk und Print u.a. für quer | unterwegs in München, im Netz und in Lateinamerika

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Florian Meyer-HawranekDonnerstag, 09.07.2020

Unter den Pressestellen deutscher Behörden sticht eine besonders hervor: Die Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverkehrsministeriums hat sich ordentlich Mühe gegeben, kreativ und ausgefallen, aber möglichst nicht englisch daherzukommen. Seitdem arbeiten die Presseleute von Andreas Scheuer im "Neuigkeitenzimmer" – und nicht im Newsroom, wie in so vielen anderen Ministerien, Parteizentralen oder Staatskanzleien. Was an dieser Stelle noch als possierliche Wortklauberei durchgehen könnte, um ja nicht als "Sprachpanscher" beim Verein Deutsche Sprache aufzufallen (why not – als ob das so schlimm wäre), hat in anderen hochrangigen Behörden längst zu harten politischen Auseinandersetzungen geführt: der Newsroom. Und zwar meistens nicht aufgrund seiner Bezeichnung, sondern durch seine schiere Existenz und Mission.

Wozu, wer und wie in der Politik, aber auch in Unternehmen oder Verbänden einen Newsroom einrichtet – und dieses Feld eben nicht mehr Verlagen, Sendern oder Agenturen überlässt –, dieser Frage geht Christian Kretschmer nach. Und gleich zu Beginn seines Features stellt er fest: In den Newsrooms der Politik gibt es Verlautbarung statt Journalismus.

"'Message Control' nennt man das auch in der politischen Kommunikation. Die hat man, wenn man direkt kommuniziert mit den Menschen, und weniger, wenn die Journalisten dazwischen stehen und erst mal filtern, welche Botschaften in einem Artikel, in einem Bericht vorkommen.

Ein Beispiel: 2019 veranstaltete die CDU ein parteiinternes Werkstattgespräch zur Migration. Journalisten waren nicht vor Ort dabei, konnten sich aber über den eigens von der Partei eingerichteten Livestream reinschalten.

Man sei "Herr über die Bilder“ gewesen, schwärmte danach die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. „Wir haben“, sagte sie, „die Nachrichten selbst produziert.“ Was Kramp-Karrenbauer beschreibt, hat in der Kommunikationswissenschaft einen eigenen Begriff: „Disintermediation.“ Das heißt, dass Politiker, aber auch Unternehmen oder Verbände die klassische Vermittlung über die Medien umgehen, und direkt die Öffentlichkeit ansprechen – Livestreams statt Zeitungsinterviews.

Beispiele findet Christian Kretschmer noch viele mehr. Seine Sendung wurde 2020 mit dem 1. Preis im Wettbewerb des Bayerischen Journalistenverbandes zum Tag der Pressefreiheit ausgezeichnet, deshalb ist sie mir jetzt auch aufgefallen – obwohl sie bereits fast ein Jahr alt ist. "Der Autor entlarvt eine akute Bedrohung der Pressefreiheit, die von demokratischen Parteien in Deutschland ausgeht, aber von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird", heißt es in der Begründung der Jury: "Eine grandiose Geschichte mit hohem Informationsgehalt." Und sie ist immer noch aktuell. Nicht nur, weil gerade das Neuigkeitenzimmer des Bundesverkehrsministers in der Kritik steht (Scheuers Spielchen mit den Medien). In einer zweiten Folge zu den Newsrooms der Politik würde auch der Fall aus dem Verkehrsministerium jedenfalls bestimmt vorkommen.

Ministeriale Newsrooms – Verlautbarungen statt Journalismus: Wenn die Politik die Medien umgeht

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Kommentare 1
  1. Peter S.
    Peter S. · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    Interessant! Die anderen Parteien werden sich wohl leider bei der Social-Media-Kreativität der AfD einiges abschauen müssen und genauso BT-Reden neuerdings aufs Publikum zu(-recht-)schneiden. Im BT wird eh seit langem nicht mehr diskutiert.

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