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Fundstücke

"Wir treten ein in ein Zeitalter der Katastrophen"

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergDienstag, 05.12.2017

So Milo Rau in einer Zeit-Diagnose, die sich sehen lassen kann, wie sein neuer Film DAS KONGO TRIBUNAL.

Zuerst erläutert er, wie das Elend im Kongo fortgesetzt wird. Dabei zeigt er Veränderungen im viel gescholtenen, wenig begriffenen Neoliberalismus auf, der

einst angetreten gegen staatliche Monopole, gefeiert als der große Befreier, verhasst als der große Deregulierer ..., der Neoliberalismus also steht heute nicht mehr für den freien Wettbewerb, sondern meint ein fast absurd monopolistisches System, das an die mittelalterliche Kirche erinnert.

Milo Rau legt offen, wie verflochten die Weltwirtschaft ist, wodurch richtige Gesetze, wenn sie nicht die Gesamtsituation verändern, fatale Folgen haben können. Durch ein Gesetz gegen Kinderarbeit zum Beispiel verloren Millionen ihre Jobs und die Familien verarmten noch mehr.

Mit einem kräftigen Akkord, der auf Walter Benjamins "Engel der Geschichte" anspielt, schließt er:

Wir müssen unsere Augen auf die Katastrophen heften, die hinter uns liegen - und auf die Katastrophen, deren Zeugen wir sind. Denn das Schreckliche ist nicht geschehen, es geschieht jetzt, es ist dabei zu geschehen. Wir treten ein in ein Zeitalter der Katastrophen: der humanen, der ökologischen und schließlich der philosophischen Katastrophen. Wir häufen Trümmer auf Trümmer. Es ist Zeit, die Perspektive zu verändern. Wir brauchen ein Engagement, das dem Pessimismus des Verstands, wie der Philosoph Antonio Gramsci sagt, den Optimismus des Willens entgegensetzt. Damit der Engel der Geschichte seine ohnmächtig aufgespannten Flügel wieder zum Fliegen verwenden kann, damit er vom Zuschauer wieder zum Akteur werden kann. Damit er seine weit aufgerissenen Augen von der Vergangenheit wieder auf die Zukunft richtet.

Zum Autor: Milo Rau (geb. 1977) ist einer der aufregendsten europäischen Künstler, der im deutschsprachigen Raum in der Schaubühne am Lehniner Platz, den Sophiensaelen und im Schauspielhaus Zürich inszeniert. Seine Bücher erscheinen im Verbrecher Verlag.

"Wir treten ein in ein Zeitalter der Katastrophen"

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Kommentare 4
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

    Angst vor Pathos kann man Milo Rau schon mal nicht vorwerfen.

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      Nein, bei diesem Artikel nicht. Aber der Stoff trägt.

      Seinen sehenswerten Kongo-Film, auf den er ja im Artikel eingeht, ist ganz zurückgenommen und zeigt - wie der Artikel - überraschende Verbindungen.

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Achim Engelberg Der Film klingt in der Tat sehr lohnend. Interessant, dass er sich sprachlich dort zurückhält. Ich werde nach dem Film Ausschau halten. Vielen Dank für den Hinweis.

    3. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      @Frederik Fischer Milo Rau ist meistens bis immer besser in seinen Arbeiten zu heutigen Prozessen als in seinen historischen Stücken. So erhielt er für seinen Lenin-Abend an der Schaubühne fast nur Verrisse und gleichzeitig wurde er in einer Kritikerumfrage zum Schauspielregisseur des Jahres gekürt. Oder, er ist dort gut bis hervorragend, wo dieses Zitat aus seinem Artikel zutrifft:
      "Realismus - realistische Politik, realistische Kunst - kann also nur sein: jenen Stimmen zu lauschen, die Bescheid wissen - und damit die eigene Sicht der Dinge in Bewegung zu bringen. Was uns aus der Entfernung, eingeschlossen in unsere eigenen Logiken, richtig erscheint, ist oft komplett falsch."

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