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Warum die AfD in Thüringen keine Volkspartei ist

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinMontag, 28.10.2019

Unter den diversen aufgeregten und beruhigenden Analysen nach der Wahl in Thüringen empfehle ich dieses Interview mit dem Soziologen Matthias Quent, Gründungsdirektor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena. Die wichtigsten Punkte: 

  • Die AfD-Wählerschaft kommt aus allen Bevölkerungsschichten, ist aber kein Querschnitt der Gesellschaft. "Sondern es sind besonders weit rechtsaußen stehende Teile der Bevölkerung, die zu Ausländerfeindlichkeit, zu Antisemitismus, zum Autoritarismus und Pessimismus neigen."
  • Quent bezeichnet Björn Höcke als Prä-Faschisten, "also in der Tradition derjenigen stehend, die eine "konservative Revolution" wollten. Das sind Leute gewesen, die dem Nationalsozialismus den Weg bereitet haben, in dem sie Untergangsstimmung verbreiteten und das Vertrauen in die liberale Demokratie zerstörten." 
  • Der Erfolg der AfD folgt einem ähnlichem Muster wie früher die PDS: Sie hat Erfolg mit der Rolle des Underdogs. Bei der AfD wird sehr deutlich, dass sie sich nicht hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Hintergrundes, sondern aufgrund ihres extremen Kulturpessimismus vom Rest der Bevölkerung unterscheidet.
  •  Die gesellschaftlichen Konflikte, die inzwischen ausgetragen werden, sind zumindest vordergründig postmaterieller Natur. "Das bedeutet konkret: Es handelt sich um die Pole des kosmopolitischen Lagers – vor allem die Grünen und in Thüringen auch die Linke – auf der einen Seite, und auf der anderen Seite das nationalistische Milieu, das die AfD bedient." 
  • Der Erfolg der Linken hat nur bedingt etwas mit der Partei zu tun. "Bodo Ramelow und die Linke haben sicherlich auch auf Kosten der Grünen davon profitiert, dass er und seine Partei in Thüringen als Bollwerk gegen die AfD gelten."
  • Die CDU in Thüringen wird sich entscheiden müssen, ob sie sich nach links oder nach rechts öffnen möchte.

Warum die AfD in Thüringen keine Volkspartei ist

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Kommentare 5
  1. Hansi Trab
    Hansi Trab · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Gefällt mir gut, nur der Einordnung von Höcke als Präfaschisten würde ich widersprechen. In diese Kategorie passen doch eher Sarrazin, Tichy oder einige achgut-Kolumnisten, die zwar reaktionäres Gedankengut verbreiten - der Terminus "konservative Revolution" ist ja nichts anderes als der verharmlosende Euphemismus für dieses Denken - sich selbst aber mit Leib und Seele in der demokratischen Gesellschaft verorten. Das ist bei Höcke oder auch Kubitschek anders. Sie machen keinen Hehl daraus, dass sie die Demokratie verachten und ihre Mechanismen lediglich zur Machtergreifung nutzen, dann aber die Spielregeln umschreiben wollen, sobald diese geschafft ist. Insofern fände ich es schon wichtig, hier deutlich zwischen Wegbereitern und Protagonisten zu unterscheiden.

    1. Holger Lindner
      Holger Lindner · vor mehr als 4 Jahre

      "reaktionäres Gedankengut" ... hat aber was mit dem Bismarck geprägten Kaiserreich noch was am Hut, was das Ergebnis aus 1870-71 war und nichts mit dem dann aufkommenden Sozialismus. "Die Reaktion" hat mit der Demokratie nun wirklich nichts am Hut. Die waren Verfechter des damaligen "Sozialistengesetzes" was Bismarck (und das zu Recht) eingeführt hatte. Nämlich die damalig aufkeimend Sozialdemokratie und Rot-Front des Landes zu verweisen. (Harmlos ausgedrückt). Diese sind dann in das Exil vorwiegend nach Frankreich und England gewandert, um von da aus, als "APO" das Kaiserreich zu vernichten. Von "Demokratie" ist dort überhaupt keine Spur. In dem Sinne hat dann die vormalige SPD die damals auch mal SDAP hieß, sich der Arbeiterschaft bedient, um bei angeblichen "Wahlen" sich legimtimieren zu lassen. Das führte dann ruck zuck in den 1. Weltkrieg. Mit freudiger Unterstützung der "Arbeiterverbände" samt politischer Vertretung. Das sollte man nicht immer unterschlagen.

      Erst nach WWI wurde mit der Weimarerrepublik so etwas wie eine Rote "Demokratie" eingeführt, die durch US-Kredite in die goldenen 20er führen sollte, um am Ende der 20er in der Massengeldentwertung enden sollte. Aus diesem künstlich geschaffenen Elend heraus, (anderes fällt Sozialisten nämlich nicht ein) wollten nun zwei sozialistische Bewegungen "Deutschland wieder erwachen". Einmal die Roten, und einmal die Braunen. Die Braunen haben die Reaktion verteufelt, und natürlich auch Spartakus.

      Die Braunen haben sich nämlich immer für die besseren Roten gesehen. Die sozialistischen Herrenmenschen, die eben die Roten für schwach und unfähig gehalten haben, den Sozialismus umsetzen zu können. Und das International gesehen. Daher kommt auch der Begriff "Völkisch". Denn der NS war ein politisches Geschäftsmodell, was auf andere Völker übertragbar ist. Wer sich nur mal außerhalb von "2DF History" die Sache anschaut, der wird merken, dass der NS eine internationale Bewegung war, und bis in die Top-Adressen der Wirtschaftsbosse hoffähig angesehen wurde. Gerade in den USA. Ford und General-Motors haben sich dumm und dusslig mit dem NS Wahn verdient.

      Als Gegenpol zu der russischen "Revolution" mit aberwitzigen Millionen Opfern, die dieser herausragende Sozialismus auch wieder einfordern musste.

      Natürlich betört die AfD zunächst das "nationale" ... was denn auch sonst ?! Und das der Höcke dem Sozialismus nicht abgeneigt ist, versteht sich von alleine. Mir jedenfalls, ich kenne ja seinen Nachbarn.

      -->Quent bezeichnet Björn Höcke als Prä-Faschisten, "also in der Tradition derjenigen stehend, die eine "konservative Revolution" wollten. Das sind Leute gewesen, die dem Nationalsozialismus den Weg bereitet haben, in dem sie Untergangsstimmung verbreiteten und das Vertrauen in die liberale Demokratie zerstörten."

      Von welcher "liberalen Demokratie" redet der Gute denn ?! Das möchte ich mal wissen. Die versiffte Großstadt zu Berlin in den 20ern ?! Oder die heutigen liberalen Drogenmärkte in dem Shithole samt Familien-Clans?!

    2. Hansi Trab
      Hansi Trab · vor mehr als 4 Jahre

      @Holger Lindner Ja, wenn Du den Begriff so historisch eng betrachtest, gebe ich Dir völlig recht, wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass auch das Kaiserreich diese Bewegung nicht für sich gepachtet hatte. Man denke nur an Donoso Cortes oder Joseph de Maistre.

      Ich selbst bin analytisch kein Freund solcher historisch isolierten Betrachtung, auch wenn ich natürlich sehe, dass bei steigendem Abstraktionsgrad auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass solche Einordnungen dann zu politischen Kampfbegriffen degenerieren. Aber ganz ohne Schubladen will ich auch nicht auskommen müssen, sonst wäre ja alles relativ. Von daher verstehe ich, ganz ahistorisch, einfach Schriften und politische Aktionen, die sich ohne wirkliche eigene Agenda wider den "liberalen Verfall" richten als reaktionär.

      Und wie gesagt, ist dann da genau die Grenze, die ich gerne zwischen den Protagonisten des Faschismus und seinen reaktionären Ermöglichern gezogen haben will. Die Reaktionäre haben zwar längst den Boden des gesellschaftlich Akzeptablen verlassen, verstehen sich aber selbst als Musterdemokraten. Von den wirklichen Faschisten werden sie zwar verachtet aber als nützliche Idioten mißbraucht. Ich denke auch, dass große Teile der AfD in diesen letzteren Teil der nützlichen Idioten fallen, die sich für die "besseren" Demokraten halten und gar nicht merken (wollen), wem sie hier den Boden bereiten.

    3. Holger Lindner
      Holger Lindner · vor mehr als 4 Jahre

      @Hansi Trab Moin Hansi,

      und damit hab ich immer als normierter Sprachgebraucher in dem Maschinenbau (Technik) immer meine Probleme. Wir können nicht aus lauter Lust und Laune ein neues "Narrativ" für die Schraube oder das Gewinde erfinden. Auch ein M5 Gewinde bleibt ein M5 Gewinde.

      Das ist ganz klar von Vorteil in der weltweiten Kommunikation.

      Wenn aber Worthülsen Zauberer immer neue Definitionen und Kreationen erfinden, die unverstanden bleiben, dann müssen die sich nicht wundern, dass diese in ihrer "Echokammer" (Höhle-Platon) irgendwann mal ganz alleine Sitzen und wie "Urmele auf dem Eis" "Ganz allein auf dieser Welt sind.

      Der Begriff "Faschismus" (Fascio=Bund/Bündnis) ist nichts anderes, als die Bezeichnung der "rechten" Sozialisten (immer BÖSE). Von den "linken" (immer GUT) Sozialisten eingeführt, um eine Differenz in den bestehenden Bewegungen einzuführen. Aber im PRINZIP nichts anderes.

      Genauso, wie die Sozialisten irgendwann die "Neoliberalen" einführten, die alles sind, aber nicht "Liberal" siehe zB "Göttinger 7" das wahren echte "Liberale".

      Fakt ist: Jeder Sozialismus ist nach dem "Führerprinzip" aufgebaut. Weil dieses Prinzip das natürlichste Prinzip des Humus-Sapiens ist.

      Auch die Monarchie ist Sozialismus. Bloß der moderene 1789 erköpfte Sozialismus schloss die Führung durch Thronfolge durch Vererbung aus.

      Die Frage ist nur, wie ist das System geregelt. Und da gibt es eben die, die meinen, der Markt wird es schon richten, und andere meinen der Staat müsse alles vordenken und vorkauen. ABER !!! Es handelt sich nach wie vor um das PRINZIP Sozialismus. Denn der Sozialismus ist der Part, der die Regeln Ordnungen und Gesetze definiert und festlegt.

      Und das nicht öffentlich, sondern in Hinterzimmern von Lobbyisten und Advokaten ausgeschmückt, und auf diktatorische Art und Weise später dann präsentiert, realisiert ! Entweder fügt man sich diesem Diktat, oder man hat gelitten.

      Das Führerprinzip ist aber schon so alt, wie es die Gruppendynamik gibt. Seit Anbeginn also...

      Es ist nur eine Frage, welches Langohr, das andere Langohr als Esel markieren muss !

      Zu der AfD und das dämliche Bashing geb mir heute !!!

      Man sieht eindeutig, dass die Basher absolut keine Ahnung von "Erziehung" haben.

      Schlage auf ein Kind ein, und du wirst Hohn und Verachtung ernten.

      Das können sich alle ach so guten "Demokraten" mal hinter die Ohren schreiben. Das gilt übrigens nicht nur für die AfD. Die AfD ist nicht die URSACHE sondern die WIRKUNG von den vorher gegangenen Verarschungen, den man Teilen des Volkes ausgesetzt hat. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich so eine "Partei" etablieren würde.

      Es mag sich ja für vermeintlich Intellektuelle toll anfühlen, wie sie sich in Begriffe verlieren, und gegenseitig sich zu prösterchen in ihren "Zeit" und "FAZ und "Welt" Echokämmerchen mit Sektchen, "Es denen jetzt mal richtig kakophoniert zu haben". Nur juckt das die allgemeine wählende Sau überhaupt nicht, was diese "Elite" meint meinen zu müssen.

      Wenn Höcke also der "Prä-Fascho" ist, der dem Nationalsozialismus den Boden bereitet, dann ist die Intellektuelle Elite der "Prä-Absolutist"

      Wohin das führt, sollte man wissen.

    4. Hansi Trab
      Hansi Trab · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      @Holger Lindner Ich möchte Dir da gar nicht im Prinzip widersprechen, denn Du hast ja recht. Die Menschen neigen dazu - wenn wir beim Höhlengleichnis bleiben wollen - Schatten zu deuten. Und das immer wieder neu, mit immer wieder neuen Schächtelchen und Schubladen. Das ist nun mal so, der Mensch muss immer werten, er kann kaum anders. Was ich meine ist, dass auch die Deutung geschichtlicher Ereignisse oftmals viel Schatten und wenig Licht bringt und damit den Blick auf das Prinzip verstellt. So wie Du vom Prinzip Sozialismus sprichst (und damit ja eigentlich genau das bestätigst, wovon ich rede), spreche ich hier vom Prinzip Reaktion.

      Um nochmal bei Platon zu bleiben, ist doch genau das das Problem, wenn wir uns z.B. das (angebliche) AfD-Bashing oder das Buzzword "Nazikeule" anschauen. Ganz viele sehen das Prinzip: ein Stuhl ist ein Stuhl, wenn er Beine hat und man sich draufsetzen kann. Jetzt sagen die anderen "Nein, einen Stuhl gab es historisch nur einmal, der hat ein rosa Sitzkissen und gelbe Punkte auf der Lehne, basta!" Und damit argumentieren sie dann, dass der ungerechtfertigt als Nazi beschimpft werde, dessen Rassismus oder Hang zum Autoritären aufgezeigt wird. Und viele Menschen, leider oft ausgerechnet die mit einem gesunden Gerechtigkeitsempfinden (siehe die Studie zum "unsichtbaren Drittel") fallen darauf rein. Dasselbe bei ad hominem-Argumenten und Whataboutism.

      Deshalb sage ich: "raus aus der Höhle und auf's Prinzip schauen!" Denn wenn man das verstanden hat, muss man das Kind nicht schlagen, wie Du oben schreibst, sondern kann mit ihm reden und ihm die Sache erklären. Und da gebe ich Dir wieder recht: wenn die intellektuelle Elite das nicht schafft, wissen wir bereits, wohin das führt.

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