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Vom Wutbürger zum rechtsextremen Terroristen – so funktioniert die Selbstradikalisierung im Netz

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsSonntag, 05.07.2020

Sie spricht vom "Tag X", von ihren "Kameraden" und nennt sich eine "Kämpferin" gegen Flüchtlinge. Marion G. ist radikal, steht rechtsaußen. Die Mutter und Großmutter postet im Internet Slogans wie: "Meine Mutter ist die Sprache, mein Vater ist das Land. Für die Zukunft meiner Familie leiste ich Widerstand!!!"

Marion G. sieht nicht aus wie eine Rechtsradikale. Im Internet hat sie sich mit Gleichgesinnten immer weiter radikalisiert. Vor eineinhalb Jahren hat sie die Gruppe "Der harte Kern" in der Chat-App Telegram gegründet. Sie schuf damit eine der Keimzellen der sogenannten Gruppe S., benannt nach dem mutmaßlichen Anführer der Gruppe, dem Rechtsradikalen Werner S. 

"Hier trafen sich die meisten jener 13 Männer, die nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft eine terroristische Vereinigung gegründet haben, um Politiker zu töten und Muslime in Moscheen zu erschießen", schreibt Christian Fuchs, investigativer Autor und Experte für Rechtsextreme, in der ZEIT. "Ihr Ziel sei es gewesen, einen Bürgerkrieg anzuzetteln."

Auch Marion G. war einige Monate lang in den Aufbau der Gruppe S. eingebunden. Sie leitete einige Telegram-Gruppen, deren Mitglieder sich über den Sturz des Systems ausgetauscht haben. 

"G. besuchte auch die erste Zusammenkunft der Vereinigung im schwäbischen Wald und organisierte mindestens ein Vortreffen des Kreises im September 2019 in Heilbronn", schreibt Fuchs. "Das bestätigt G. in einem langen Gespräch mit der ZEIT. Dennoch sitzt sie in ihrem Wohnzimmer, während die Männer des "harten Kerns" in Haft sitzen."

Ihre Freiheit verdankt Marion G. vermutlich ihrer Abwesenheit bei einem entscheidenden Treffen im Februar 2020 in Minden. Dabei wollten die Männer der Gruppe S. unter sich sein. Sie besprachen dort ihre Pläne für Anschläge. Sie wollten Massaker in sechs Moscheen anrichten. Bei dem Treffen sprachen sich die Rechtsextremen ab, 50.000 Euro zu besorgen, um damit Tokarew-Langwaffen, Maschinenpistolen und Handgranaten in Tschechien zu erwerben.

Die Mitglieder der Gruppe S. haben sich langsam von der Mehrheitsgesellschaft entkoppelt. Das Beispiel von Marion G. zeigt, wie rasch das geht. Alle ihre Informationen bekommt sie von Gleichgesinnten über Chats. Hunderte solche Nachrichten erhalte sie täglich, gibt sie an. 

"Ungefiltert dringen so Falschbehauptungen, rechte Propaganda und Verschwörungsmythen von ihren digitalen 'Freunden' in ihr Leben", schreibt Fuchs. "Marion G. verschwindet vollkommen in dieser virtuellen Parallelgesellschaft."
Vom Wutbürger zum rechtsextremen Terroristen – so funktioniert die Selbstradikalisierung im Netz

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Kommentare 1
  1. Du Irrelevant
    Du Irrelevant · vor fast 4 Jahre

    Die "Fußnote" hat mich umgehauen:

    "Hinter der Geschichte

    Die Recherche: [...] traf der Reporter Marion G. zu einem langen Gespräch im März, kurz vor dem Corona-Shutdown. Noch vor den Ermittlern. Bis heute hat die Polizei sie nicht vernommen, obwohl sie die Gruppe S. mitorganisiert hatte.

    Als der Reporter Marion G. in der Wohnung interviewte, klingelte es plötzlich an der Tür. Zwei Polizisten standen davor – und wollten den ZEIT-Reporter sprechen. Eine Nachbarin hatte befürchtet, er sei ein Trickbetrüger, und hatte die Polizei gerufen. Als er sich auswies, zogen die Beamten wieder ab."

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