Sozialdemokraten können doch noch Wahlen gewinnen – zumindest die Landtagswahl in Niedersachsen. Ein singuläres Ereignis? Stark im Norden eben, die Sozialdemokraten? Oder war es der richtige Kandidat? Oder eine verunsicherte Konkurrenz? Sebastian Fischer von Spiegel Online sieht in dem Ergebnis aus Hannover mehr. Er leitet einige Lehren aus der Wahl ab; vier Thesen davon sind interessant.

Erstens: Der umstrittene Partei-Boss hat endlich mal Grund zum Feiern. Martin Schulz, Vorsitzender der altehrwürdigen SPD, verbringt seinen ersten schönen Wahlabend im Willy-Brandt-Haus. Der Umschwung in Niedersachsen dürfte Mut machen – und auch ein Blick in die Studien der Meinungsforscher: In den Umfragen seit der Bundestagswahl schmilzt die Mehrheit der Christdemokraten. Im August lag die CDU noch bei 40 Prozent und damit mehr als zehn Punkte vor der SPD. Nach der Wahl gewann die SPD bei den Demoskopen ständig hinzu, die CDU verlor. 

Zahlt sich der harte Oppositionskurs von Schulz bereits aus? Und rentiert sich die Entscheidung der Spitzen-Sozialdemokraten, nicht für eine Verlängerung der Großen Koalition bereit zu stehen? "Er wird es jedenfalls so deuten, so viel ist sicher", schreibt Fischer. "Der Sieg in Niedersachsen stabilisiert Schulz in Berlin, zumindest vorerst."

Zweitens: Stephan Weil, der bislang als eher unauffällig geltende Ministerpräsident, dürfte bundespolitisch eine größere Rolle spielen. Schulz lobte Weils Leistung beim Stimmenfang als "einzigartig". Der SPD-Chef wird noch mit Weil zu tun bekommen.

Drittens: Die CDU-Wähler scheinen verunsichert. Während die SPD in der Opposition eine klare Linie fährt, muss die CDU Rücksicht auf die CSU und auf den Beginn der Jamaika-Sondierungen nehmen.

Viertens: Die AfD holte ihr wohl schlechtestes Ergebnis in einem Flächenland. Die Beteiligung war höher als bei der vorigen Landtagswahl, der Kampf um Platz eins zwischen SPD und CDU hat zu einer Polarisierung geführt. Wähler wurden so motiviert und gebunden – die AfD ging unter.