Der Ton in den Hauptländern der EU gegen Russland wird rauer. Wie aber verschärft Russland? Russia Today zum Beispiel deutet die Wahl von Putin als einen Sieg gegen den Neoliberalismus, womit dieser noch nie genaue Terminus wirklich nicht mehr ernsthaft zu gebrauchen ist. Eine groteske Behauptung bei der Wiederwahl eines Präsidenten, der erstmals ins Amt kam, als einige Erstwähler geboren wurden.

Allerdings weist diese Abwahl marktradikaler Position weit über Russland hinaus. Russland ist hier nur eine maßgebliche, aber eben nur eine Facette im großen Bild des eurasischen Kontinents. Denn für Europa und den Eurasischen Kontinent bedeutet das insgesamt, dass sich die Mehrheit der Wähler gegen neoliberale, marktradikale Programme entscheiden, die lediglich von einer regionalen Elite, von den nationalen europäischen Regierungen und der EU immer noch exekutiert werden.

Ist da nicht doch was dran? Karl Marx bemerkte einmal, große weltgeschichtliche Tatsachen ereignen sich zweimal:

das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als lumpige Farce.

In Zeiten der Systemkonkurrenz im 20. Jahrhundert fand die Tragödie des Kommunismus statt. Nun wird die lumpige Farce geboten.

Bislang überlebte das kapitalistische Weltsystem drei schwere Krisen: die ab 1873, die ab 1929 und die nach 2007/8. Es gab ähnliche Phänomene: "Notleidende Banken" kamen bei der Mehrheit vor zehn Jahren nicht gut an wie schon 1873 "notleidende Institute".

Nach 1929 war die Sowjetunion von der Krise als einziges Land nicht direkt betroffen, was auch Rechte interessierte.

Anders war es in Russland bei der Krise ab 2007: Dieser Staat ist nicht das Andere, sondern Teil einer in Konkurrenz gegeneinander sich herausbildenden multipolaren, kapitalistischen Welt.

Das Marx-Zitat stammt aus dem noch aktuellen DER ACHTZEHNTE BRUMAIRE, in dem eine autoritäre Herrschaft beschrieben wird, die als Variante der im heutigen Russland ähnelt. Der Staat verselbstständigt sich, wird autoritärer und baut ein Retro-Imperium auf.