Als Paulina gesprochen:
Meine Gedanken zu der Debatte über einen Ost-West Schüleraustausch waren, dass ein gesamtdeutscher SchülerInnenaustausch zwischen Bundesländern, die weit weg voneinander liegen, mir sehr gutgetan hätte. Ich war gegen einen Ost-West Austausch und für einen gesamtdeutschen. 

Ein Freund fragte mich dann: wieso national denken? Lieber europäische Austausche stärken.

Dieser Artikel von Krautreporter bietet wertvolle Gedanken zu den Fragen um kulturelle Schulbildung, das Europagefühl und Ost-West-Komplexe an.

Die wichtigsten Punkte:

• Der Vorschlag zum Ost-West Austausch ist gut gemeint aber merkwürdig.

Letztlich löst er das Gefühl aus, dass der Osten so etwas ist wie der Balkan Deutschlands (...) Als läge es am Demokratieverständnis der Menschen, dass die Löhne hier zu niedrig und die Lehrer und Ärzte und Pfleger zu wenige sind.

• Austausch ist die Erkundung des Sinnlichen, nicht Bildungsauftrag im engeren Sinne.

Lausitzer Landeier sollen Berlin sehen, die Metropolen-Opfer aus dem Ruhrgebiet sollen sich mal das Meer anschauen, wer nur Lärm kennt, die Stille hören, wen der Horizont Niedersachsens in den Selbstmord treibt, mal die Berge der Sächsischen Schweiz erklimmen oder die der Hohen Tatra, der Vogesen oder Umbriens. Es geht um den Gegensatz, das Andere. Es geht um die Frage: Was interessiert mich, was will ich wissen?

• Das 'Andere' entdecken ist immer gut. Sollte jedoch nicht national gedacht sein.

Es geht nicht um Ost oder West. Darum geht es in dem Vorschlag von Holter nur, weil sein politisches Denken in nationalen Bahnen verläuft.

• Die europäische Idee steckt in einer Krise. Die europäische Verfassung benötigt eine Überarbeitung von jungen Menschen mit Visionen.

[Der Grund für die Krise], liegt in Zeiten von Martin Schulz und Angela Merkel eher an einem Mangel an Inspiration.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Politiker, der momentan am offensivsten und unschulzigsten die europäische Idee vorantreibt, der neue französische Präsident Emmanuel Macron ist – also jemand, der trotz seiner 39 Jahre aussieht wie 20, aber mit einer über 60-Jährigen verheiratet ist.

• Vereinigte Staaten von Europa? Mehr noch: ein Europa der 400 Regionen anstatt der X Nationen.

Es zählen Europa und die Region. Erst danach kommt die Nation als Identifikationsort. Ein bisschen habe ich auch Zweifel, dass das Problem überhaupt bei den Schülern liegt. Bei ihnen ist die Begeisterung für Europa durchweg höher als bei den Erwachsenen.

Was denken Sie?

Gehört zu einem pro-europäischen Geist nicht auch die Erkenntnis, dass es egal ist, ob SchülerInnen aus Paderborn Neuruppin kennenlernen oder halt Danzig? Beides sind Orte, die sich bedingen, die sich gesellschaftspolitisch nahestehen und deren Austausch und Verständnis ein "wir" fördert?

Eines ist mir bei der Austausch-Debatte wichtig: sie sollte nicht weggelegt, sondern weitergedacht werden.