Der Klimawandel wird zur sinnlichen Gewissheit. Wärmerekorde werden gebrochen; in den Alpen gibt es Subventionen, damit die vom Wintersport Lebenden, sich neue Geschäftsfelder erschließen; während wir über Hilfe für Bauern diskutieren, da werden in anderen Weltteilen Landstriche unbewohnbar wie der Mond.

Der Amerikaner William T. Vollmann ist einer der Autoren, die nur über Relevantes schreiben. Seine Literatur changiert zwischen Reportage und Roman, Geschichtsschreibung und Sachbuch. Unlängst empfahl ich sein gerade auf Deutsch erschienenes Buch über die Armen rund um die Welt. Gerade ist in den USA ein neues, zweiteiliges Werk erschienen, das Richard Kämmerlings vorstellt:

Während Band eins („No Immediate Danger“) der Nuklearenergie gewidmet ist, arbeitet sich Band zwei („No Good Alternative“) an Kohle, Fracking und Erdgas sowie Öl ab. Die Atomenergie verhandelt Vollmann bei Reisen nach Japan, in die Red Zone von Fukushima und in Gesprächen mit Experten, Betroffenen, Lobbyisten etc. Zur Erkundung der fossilen Energien geht er auf Reportagereise in Bergbauregionen der Appalachen, aber auch nach Bangladesch. Fracking studiert er vor Ort in Colorado, Ölförderung in Mexiko, Oklahoma und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Facettenreich, sprachmächtig beschreibt Vollmann, wie die Menschheit den Weg in die eigene Vernichtung eingeschlagen hat. Aber so rackert niemand, der nicht einen Funken Hoffnung hat.

Was tun können? ... Da man diese 1300 Seiten nicht aus Gründen der Spannung lesen wird, sondern zur Selbsterkenntnis, ist es kein Spoiler, das zu verraten: „Es hatte nur eine einzige Hoffnung für uns gegeben“, steht da, ganz einfach und doch so unendlich schwierig: „Die Nachfrage zu reduzieren.“

Da es keine Spielart des Kapitalismus gibt, in der die Nachfrage reduziert und nicht angekurbelt wird, bliebe: Tod oder eine neue Gesellschaft.

Wie der Sprung in eine nachkapitalistische Welt scheitern kann, ist Gegenstand von Vollmanns National-Book-Award-prämierten Europe Central.