Joe Biden hat die Wahl gewonnen, aber Donald Trump zieht vor Gericht. Sein Vorbild ist das juristische Manöver der Republikaner im Jahr 2000, das George W. Bush den Wahlsieg über Al Gore brachte. In diesem Text von 2001 analysiert Juraprofessor und Wahlrechtsexperte Bruce Ackerman, was soeben geschehen war. Das ist auf einen Blick der Hintergrund, den man vor den juristischen Schlachten der kommenden Wochen kennen sollte: Eingebettet in die historischen Hintergründe des Electoral College, das den Präsidenten wählt (nicht die Wähler selbst tun das!), beschreibt er die Absurditäten des US-Wahlsystems zwischen Wählern, Bundesstaaten und Gerichten, sowie den erfolgreichen Versuch der Republikaner, per inszeniertem Mob den Recount zu stoppen, der Gore wohl den Sieg gebracht hätte.

Der Artikel ruft auch den längst vergessenen Trick von Jeb Bush, Gouverneur von Florida und Bruder des Kandidaten George W., ins Gedächtnis: Hätte der Supreme Court – wie Ackerman es bevorzugt hätte – den Recount nicht gestoppt – hätte Jeb seinem Bruder einfach den Sieg im Parlament von Florida zugeschustert. Was für eine Farce das Ganze war, erklärt Ackerman mit einem Gedankenspiel, in dem er die USA einfach aus der Gleichung nimmt:

Suppose I had been reporting on the recent election of Vicente Fox as President of Mexico. I would have described how a mob of Fox’s partisans stopped the vote count in Mexico City, how Fox’s campaign chairman used her authority as chief elections officer to prevent the count from continuing, how Fox’s brother exercised his position as governor to take the Presidential election out of the hands of the voters, how the Supreme Court intervened to crush, without any legal ground, the last hope for a complete count. Would we be celebrating the election of President Fox as the dawn of a new democratic day in Mexico?