Früher war's schlechter.

In den 70ern und 80ern gab es mehr offenen und strukturellen Rassismus als heute. Sowohl von Seiten der BürgerInnen, als auch von Seite der politischen Führung (Helmut Schmidt und Helmut Kohl).

Wer heute sagt, rechte Parolen früher nie gehört zu haben, ist privilegiert – und wahrscheinlich kein Ausländer. Das heutige Ausländerrecht wäre für die alte CDU radikal links gewesen. Das kann als Fortschritt betrachtet werden.

Konservative wollen keine Abschottung.

Rückschrittlich ist dabei der Versuch, durch Abschottungsmechanismen konservative WählerInnen zurückzugewinnen. Denn konservativ bedeutet heute nicht die "grobe nationale Selbstverteidigung" (das ist rechts), sondern:

Die große, konservative Mehrheit in diesem Land will nun freiheitliche Demokratie konservieren. Sie muss lauter werden, damit deutlich wird: Es gab nie ein freieres, toleranteres, offeneres Deutschland als das von 2018.

Marinić bezeichnet es als ihre Form von Patriotismus zu sagen: Dieses Land ist es gewohnt, gegen menschenfeindliche Positionen zu kämpfen und zu gewinnen. Das gilt auch für Deutschlands Rolle in Europa: der Anspruch auf eine Führungsrolle begründet sich auch auf dem, was "dieses Land in den vergangenen Jahren gelernt hat."

EuropäerInnen müssen jetzt gegen AlleingängerInnen wirken.

In den derzeitigen Debatten gehen der nicht-kriminelle Einwanderer und der nicht-rechte Deutsche unter. Es geht unter, wie heute die deutschen Einwandererkinder gemeinsam mit den nicht-rechten Deutschen für die freiheitlich-demokratische Demokratie kämpfen. Das ist Europa im Kleinen. Es sollte jetzt ins Große zurückwirken, um all jenen Grenzen zu setzen, die Alleingänge für eine Alternative zu Europa halten.

In diesem Sinne: Konservative und Progressive, die die freiheitlich-demokratische Demokratie verteidigen (und weiterdenken) wollen, müssen laut werden und in Erscheinung treten. Im Jahr 2058 möchten wir sagen: früher war's schlechter.