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Fundstücke

"Die Organspende nach dem Tod ist eine klar erkennbare moralische Hilfspflicht"

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerMittwoch, 16.10.2019

Seit Monaten streiten die Abgeordneten des Bundestages über eine Reform der Organspende. Eine für alle akzeptable Lösung, falls man überhaupt von einer "Lösung" sprechen kann, zeichnet sich bislang nicht ab. Man kann es aber auch nicht so lassen wie bisher. Zum einen fehlt es – trotz grundsätzlich großer Bereitschaft – an Spendern, zum anderen profitiert Deutschland seit vielen Jahren vom europäischen Transplantationssystem: Deutschland erhält mehr Organe, als es spendet.

Aktuell wird ein Gesetzesentwurf von Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) diskutiert: die sogenannte doppelte Widerspruchslösung. Soll heißen: Jeder, der nicht zu Lebzeiten widerspricht, kann nach dem Tod zum Organspender werden (wobei sich niemand vorstellen sollte, dass sich ein Organ mal so eben von einem toten Körper in jeden beliebigen anderen verpflanzen lässt). Alternativ kann auch "ein der Organ- oder Gewebeentnahme entgegenstehender Wille" vorliegen. Zudem gibt es einen zweiten Gesetzesentwurf einer Parlamentariergruppe, der auf mehr Freiwilligkeit setzt. Wie auch immer die Debatte ausgeht, entscheidend wird sein, dass die Spenderzahlen endlich klar steigen. Und daher ist es gut, dass Jens Spahn und Karl Lauterbach dem Thema nicht ausweichen.

Auf zwei gegensätzliche Beiträge will ich hier aufmerksam machen: In der FAZ kritisieren die Professoren Steffen Augsberg und Peter Dabrock den Entwurf von Jens Spahn: Widersprüchlich und keine Lösung. Ihr Beitrag ist leider nicht allzu verständlich verfasst und diskutiert nicht weiter, dass die derzeitige Situation auch aus ethischer Sicht nicht haltbar ist – weder für die Menschen, die auf Spenderorgane angewiesen sind, noch für die Ärzte, die bisher oft genug die Angehörigen eines just Verstorbenen auf eine mögliche Organspende ansprechen müssen, und auch nicht für die am System beteiligten anderen Staaten und deren Bevölkerungen. Über den letzten Aspekt werden in der deutschen Debatte ohnehin kaum Worte verloren.

Gepiqt habe ich einen Debattenbeitrag des Ethikprofessors Klaus Steigleder. Er legt dar, warum eine Organspende nach dem Tod aus seiner Sicht eine klar erkennbare moralische Hilfspflicht ist. Das mag erstmal provokant klingen, ist aber anregender und wie ich finde auch überzeugender.

"Die Organspende nach dem Tod ist eine klar erkennbare moralische Hilfspflicht"

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Kommentare 6
  1. Ernst Wilhelm Grüter
    Ernst Wilhelm Grüter · vor mehr als 4 Jahre

    Mir gefällt eine freiwillige Lösung deutlich besser. Moralischer Druck ist etwas unangenehmes, klebriges, nicht authentisches.

    1. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor mehr als 4 Jahre

      ...und eine "klar erkennbare moralische Hilfspflicht" erscheint mir besonders unangenehm und klebrig.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Weigel Spahn und Lauterbach fordern nur, dass man sich äußern und entscheiden soll. Wie bleibt jedem selbst überlassen.

    3. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor mehr als 4 Jahre

      @Dirk Liesemer ja, dirk, damit habe ich auch kein problem (habe selbst einen organspende-ausweis). was mich stört, ist die gar nicht so versteckt geschwungene moralkeule. und zwar weniger die keule selbst, als die dahinter stehenden moralvorstellungen. und daß sie von parlamentariern geschwungen wird, deren jobbeschreibung einen rekurs auf moralvorstellungen eigentlich nicht vorsehen sollte.

    4. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Weigel Wieso sollte man Politik und Moral voneinander trennen können? Und überhaupt: Argumentieren nicht auch die Gegner des Entwurfes mit moralischen Argumenten?

    5. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor mehr als 4 Jahre

      @Dirk Liesemer damit das hier kein seminar wird, sag ich's mal ganz kurz, und ganz subjektiv ("biased"): seit einst ein kanzler kohl ungestraft von einer "geistig-moralischen wende" sprechen und, dank der mehrheitsverhältnise, handeln konnte, und es auch ausgiebig im sinne der reagan/thatcher economics tat, weiß ich, daß von politikern beschworene moralvorstellungen vor allem dazu dienen, andere interessen im nebel belassen zu können.

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