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"Der alte Libanon ist Geschichte"
Autor und Journalist
picker für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Piqd dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Ich war nie in Beirut, und wenn ich es einmal besuchen sollte, werde ich das alte Beirut nicht mehr kennenlernen. Es ist am 4. August 2020 bei zwei gewaltigen Detonationen untergegangen, mindestens 137 Menschen starben, rund 5000 wurden verletzt und 300.000 verloren ihr Zuhause. Die beiden Explosionen und ihre Schockwellen, so ist zu lesen, übertreffen sogar die Schrecken des jahrelangen Bürgerkrieges.
Lena Bopps feuilletonistischer "Gang durch eine zerstörte Stadt" erzählt vom Untergang der Kapitale: "Es war ein Ort, an dem kulturell möglich ist, was nirgendwo sonst im Nahen Osten ging." Man merkt dem Text an, dass es sich um eine erste Annäherung nach der Katastrophe handelt. So wird von Ereignissen erzählt, die teils Wochen zurückliegen, die aber gleichwohl ein Gefühl dafür vermitteln, was wohl für immer verloren ist. Man darf jedenfalls gespannt sein, was die Autorin in der kommenden Zeit noch aus der Stadt berichten wird. Vorerst hält sie fest:
"Man hatte sich darauf eingestellt, dass der alte Libanon früher oder später einfach implodieren würde. Nun ist er explodiert. Er ist Geschichte."
Empfehlen will ich hier auch David Kampmanns Text (hier auf faz.net, hier auf Blendle). Erzählt wird, wie Künstler, Musiker und Literaten die Auswirkungen der Katastrophe auf Instagram und anderswo darstellen. Viele machen ihre persönlichen Schicksale mittlerweile über die sozialen Netzwerke öffentlich, darunter der Sänger Ragheb Alama.
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